Morgens wie ein Kaiser…

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 12. März 2020

Aktuelle Studienergebnisse der Universität Lübeck könnten die Diskussion um den idealen Zeitpunkt für üppigere Mahlzeiten wieder aufkeimen lassen.

Beim Intervallfasten wird üblicherweise auf das Frühstück verzichtet, um die vorgesehenen langen Fastenspannen zu realisieren: Wer geht schon gerne mit knurrendem Magen ins Bett? Andere lassen die erste Tagesmahlzeit ausfallen, um abzunehmen oder Ernährungssünden des Vorabends auszugleichen. Wie sinnvoll ist dieses Unterfangen? Der Einfluss der Tageszeit auf den nahrungsinduzierten Energieumsatz1 wird nach wie vor widersprüchlich diskutiert.

In einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie untersuchten Prof. Kerstin Oltmanns, Juliane Richter und ihre Kollegen von der Sektion für Psychoneurobiologie an der Universität Lübeck den Einfluss der Tageszeit und des Energiegehalts von Mahlzeiten auf den Energieumsatz nach Mahlzeiten1 .

Für ihre dreitägige verblindete Laborstudie wurden 16 normalgewichtige junge Männer nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt zunächst ein kalorienarmes Frühstück und ein hochkalorisches Abendessen, während die zweite Gruppe mit einem üppigen Frühstück und einem niederkalorischen Abendessen startete. In der zweiten Versuchsphase wurden die Mahlzeiten der Gruppen vertauscht. Hauptzielgröße war die nahrungsinduzierte Thermogenese1 der Probanden, welche die Wissenschaftler mittels indirekter Kalorimetrie bestimmten. Außerdem wurden Parameter des Blutzuckerstoffwechsels bestimmt und die Probanden zu ihrem Hunger und Appetit auf Süßigkeiten befragt.

„Die Ergebnisse zeigen, dass eine identische Kalorienzufuhr sowohl nach hoch- als auch nach niederkalorischen Mahlzeiten zu einer 2,5-fach höheren nahrungsinduzierten Thermogenese am Morgen im Vergleich zum Abend führt. Der Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels war nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen deutlich vermindert. Das niederkalorische Frühstück führte zu verstärkten Hungergefühlen, insbesondere auf Süßigkeiten, während des ganzen Tages“, fasst Studienleiterin Juliane Richter die Ergebnisse zusammen.

Demzufolge ist die Kalorienverbrennung nach einer Mahlzeit unabhängig von deren Energiegehalt am Morgen höher als am Abend. Nach einem kalorienarmen Frühstück nimmt die Lust auf Süßes und Snacks im weiteren Tagesverlauf zu. Bei vergleichbarer Zusammensetzung steigen der Glukose- und Insulinspiegel nach einer Mahlzeit abends stärker an als morgens. Die Wissenschaftler empfehlen daher zur Vermeidung von Übergewicht und Blutzuckerspitzen bei Diabetes ein üppiges Frühstück einem ausgiebigen Abendessen vorzuziehen.

Bislang beschränkten sich die Forscher in ihrer Studie auf normalgewichtige Männer. In einer Folgestudie planen sie, die Gewichtsabnahme von Menschen mit Übergewicht im Hinblick auf die Mahlzeitenkomposition zu untersuchen. „Unsere Studie zeigt, dass der menschliche Energieumsatz morgens grundsätzlich höher ist als abends. Das ist genetisch bedingt und bei jedem so“, erklärt Prof. Oltmanns. „Übergewichtige lassen häufig das Frühstück weg, weil sie abnehmen möchten, und essen abends eine große Hauptmahlzeit, wenn der Hunger übermächtig wird. Wir möchten nun nachweisen, dass es schon zu einer Gewichtsabnahme kommt, wenn man dieselbe Kalorienmenge hauptsächlich in der ersten Tageshälfte zu sich nimmt.“ Inwieweit die Ergebnisse auch für Frauen gelten, bleibt unklar.

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1 Unter nahrungsinduziertem Energieumsatz (auch bekannt als nahrungsinduzierter Thermogenese oder thermischem Effekt der Nahrung) versteht man den Energieverbrauch durch die Verdauung, Speicherung und den Transport der aufgenommenen Nahrung.

verfasst von am 12. März 2020 um 07:16

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