Nur mal eben zum Drive-in…

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 5. November 2019

Mit der Nahrungsmittelverfügbarkeit steigt auch das Risiko für Übergewicht. In einer aktuellen Studie berichten US-amerikanische Wissenschaftler über den Zusammenhang zwischen dem Ernährungsumfeld zuhause, am Arbeitsplatz sowie auf dem Weg dorthin und der Entstehung von Übergewicht. Demnach scheinen es insbesondere Fast-Food-Restaurants auf dem Weg in sich zu haben.

Ein anstrengender Arbeitstag ist zu Ende, und Sie befinden sich auf dem Heimweg. Sie sind müde, gereizt über den stockenden Verkehr, und Ihr Magen meldet sich zunehmend deutlich. Jetzt noch zuhause kochen? Die Motivation hierzu sinkt rapide. Doch halt! Das Schild am Straßenrand verspricht rasche Abhilfe, und nach einem kurzen Abstecher zum Drive-in einer mehr oder weniger bekannten Fast-Food-Kette lässt sich der Heimweg gleich viel besser bewältigen. Dass dies langfristig keine gesunde Strategie ist, ist klar. Aber einmal ist ja schließlich keinmal, oder?!

So oder ähnlich könnte auch der Heimweg der 710 Mitarbeiter einer Grundschule in New Orelans ausgesehen haben, deren Wohn- und Arbeitsumgebung Assistenzprofessorin Adriana Dornelles von der Arizona State University im Rahmen ihrer Studie untersucht hat, um auf Zusammenhänge mit dem BMI (Body Mass Index) zu schließen. Ob die Probanden wirklich auf dem Heimweg Fast-Food verspeist haben, ist leider nicht bekannt. Dornelles nahm nun aber an, dass mit zunehmendem Angebot, die Wahrscheinlichkeit dafür stieg. Daher bestimmte sie die Anzahl der Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte, Restaurants mit Bedienung und Fastfood-Restaurants innerhalb eines Kilometers von den Wohn- und Arbeitsplatzadressen der Mitarbeiter sowie auf dem kürzesten Pendelweg zwischen dem Wohnsitz und Arbeitsplatz jedes Mitarbeiters.

Mithilfe statistischer Methoden berechnete Dornelles den Zusammenhang zwischen der Anzahl der verschiedenen Geschäfte und Restaurants und dem BMI der Probanden, wobei Verfälschungen durch individuelle Unterschiede zwischen den Probanden herausgerechnet wurden.

Es stellte sich heraus, dass insbesondere die Existenz von Fast-Food-Restaurants auf dem Arbeitsweg mit einem höheren BMI assoziiert zu sein scheint. Jedes zusätzliche Fast-Food-Restaurant im Umkreis erhöht den BMI im Mittel um 0,8 Einheiten. Dagegen ist das Angebot an anderen Geschäfte und Restaurants auf dem Weg wohl mit einem geringeren, statistisch aber nicht signifikanten BMI assoziiert. Interessanterweise scheint das Lebensmittelangebot um den Arbeitsplatz herum keinen Einfluss auf den BMI zu haben, während dem Wohnumfeld eine größere Bedeutung zukommt. Pro von zuhause aus fußläufig erreichbarem Supermarkt steigt der BMI im Mittel um 0,56 Einheiten, bei kleineren Lebensmittelgeschäften um 0,24 Einheiten. Der Einfluss von Fast-Food-Restaurants im nahen Wohnumfeld ist dagegen wesentlich geringer als auf dem Arbeitsweg (+0,11 Einheiten/Fast-Food-Restaurant) und nicht statistisch signifikant. Überraschenderweise ist die Anzahl der Bedienungsrestaurants im Wohnumfeld mit einem geringeren BMI assoziiert (-0,15 Einheiten/Bedienungsrestaurant).

„Das wichtigste Ergebnis der Studie war die Ermittlung einer signifikanten Beziehung zwischen dem BMI und verschiedenen Ernährungsumfeldern“, fasst Dornelles ihre Studienergebnisse zusammen. „In unserem täglichen Leben sind wir immer wieder einer Auswahl mehr oder weniger gesunder Lebensmittel ausgesetzt, was sich auf den BMI auswirkt. Die Verfügbarkeit und die Vielfalt der Fast-Food-Restaurants entlang unseres Weges bieten unzählige Möglichkeiten für eine schnelle, billige und ungesunde Mahlzeit, was im Durchschnitt zu einem höheren BMI führt.“

Dornelles empfiehlt, in Studien zur Entstehung von Übergewicht Faktoren aus dem Umfeld mit zu berücksichtigen. Allerdings bleiben noch viele Fragen offen. Beispielsweise ist nicht klar, auf welchem Weg die Probanden tatsächlich zur Arbeit und nach Hause gefahren sind (Dornelles hat das Umfeld des direktesten Wegs für ihre Analysen berücksichtigt) und ob sie wirklich unterwegs angehalten und Fast Food bestellt haben (analysiert wurde lediglich das Vorhandensein von Fast-Food-Restaurants). Das Studiendesign lässt zudem keine Aussagen zu Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu: Ist wirklich die Existenz der Fast-Food-Restaurants schuld am höheren BMI der Probanden oder führten beispielsweise die (ungünstigen) Ernährungsgewohnheiten der bereits übergewichtigen Probanden dazu, dass sie sich für ein bestimmtes Wohnumfeld und entsprechende Verzehrsmöglichkeiten auf dem Heimweg entschieden?

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verfasst von am 5. November 2019 um 08:20

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