Paardiagnose Diabetes

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 3. April 2014

Ehe- und Lebenspartner teilen häufig viel mehr als nur Tisch und Bett. Eine zusammenfassende Auswertung von Studienergebnissen rund um den Globus zeigte, dass jeder vierte Partner im Laufe der Zeit ebenfalls an Typ-2-Diabetes erkrankt. Trotz methodischer Mängel der zugrunde liegenden Studien spricht vieles dafür, bei Präventions- und Behandlungsstrategien die Lebenspartner mit einzubeziehen.

älteres Paar beim Radfahren ü.a SCA Svenska Cellulosa Aktiebolaget

Haben Ehepartner von Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an Diabetes zu erkranken? Diese Frage beschäftigte die Wissenschaftler des kanadischen McGill University Health Care Centers (Montreal). Sie suchten in der Fachliteratur nach entsprechenden Studien und wurden fündig: Fünf Studien mit Daten aus Großbritannien, Schweden, den USA, Afrika und Asien befassten sich mit diesem Thema. Durch die gemeinsame Auswertung aller Daten – ein in der Statistik gängiges Verfahren – konnten die Wissenschaftler in ihre zusammenfassende Studie 75.000 Paare einschließen, von denen mindestens ein Partner Typ-2-Diabetes hatte.

Es zeigte sich, dass die Ehepartner von Menschen mit Diabetes ein 1,26-fach erhöhtes Risiko haben, ebenfalls von der Stoffwechselkrankheit betroffen zu sein. Dieser Effekt war lediglich zum Teil auf das Übergewicht der Teilnehmer zurückzuführen, denn auch als der Einfluss des Body-Mass-Index herausgerechnet wurde, hatten die Partner immer noch ein 1,18fach Risiko).

Über das genaue Ausmaß der Risikoerhöhung lässt sich diskutieren, da sich die Studien methodisch stark unterschieden und die Probanden aus ganz verschiedenen Kulturkreisen stammten. Dies ist wahrscheinlich auch die Ursache dafür, dass das ermittelte Risiko zwischen den Studien beträchtlich variierte: In einer Studie aus Shanghai war das Risiko des Partners lediglich um 10 Prozent erhöht, in einer britischen Studie um 70 Prozent und in einer anderen Studie aus Großbritannien sogar um 132 Prozent, wobei in der letzten Studie Diabetes und die Vorstufe Prädiabetes zusammengefasst wurden.

Eines wurde jedoch aus allen Studien deutlich: Hat der Partner Typ-2-Diabetes, steigt auch das eigene Diabetesrisiko und diese Risikoerhöhung lässt sich nur zum Teil durch das eigene Gewicht erklären. Die Forscher gehen davon aus, dass sich im Laufe einer festen Beziehung viele Gewohnheiten angleichen. Dazu zählen auch Gewohnheiten, die die Erkrankung an Diabetes begünstigen (unabhängig von der genetischen Veranlagung), beispielsweise eine fett- und kalorienreiche Ernährung, wenig Bewegung, regelmäßiger Alkohol- oder Tabakwarenkonsum.

Aufgrund ihrer Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler, Ehepartner von Menschen mit Diabetes gezielt zu Früherkennungsuntersuchungen einzuladen und bei der Diabetesprävention verstärkt auf paarbezogene Strategien zu setzen. Eine Veränderung des Ernährungs- und Bewegungsverhalten fällt zudem leichter, wenn beide Partner sich gegenseitig unterstützen und käme zugleich auch den gemeinsamen Kindern zugute.

Quelle:
A. Leong, E. Rahme, K. Dasgupta (2014): Spousal diabetes as a diabetes risk factor: A systematic review and meta-analysis. BMC Medicine 12: Seite 12ff

verfasst von am 3. April 2014 um 06:03

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