Phytosterinhaltige Lebensmittel nur bei tatsächlich erhöhtem Cholesterinspiegel verzehren

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 20. Mai 2021

Lebensmittel, die mit Phytosterinen angereichert sind, können zwar dazu beitragen, einen erhöhten Cholesterinspiegel zu senken, doch dieser Effekt hat seinen Preis. Daher sollten solche Lebensmittel nur von Personen mit erhöhtem Cholesterinspiegel verzehrt werden. Gänzlich ungeeignet sind die Produkte für schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren.

Phytosterine (auch bekannt als Pflanzensterine) sind fettähnliche Verbindungen, die natürlicherweise in kleinen Mengen in fetthaltigen pflanzlichen Lebensmitteln wie beispielsweise Speiseölen, Nüssen, Samen, Cerealien und Bohnen vorkommen. Nehmen wir Pflanzensterine mit der Nahrung zu uns, werden diese in unserem Stoffwechsel praktisch nicht genutzt. Pflanzensterine verdrängen Cholesterin bei der Resorption aus dem Dünndarm, sodass der Körper weniger Cholesterin aufnimmt. Ein Teil dieser geringeren Aufnahme wird durch eine erhöhte Eigensynthese von Cholesterin ausgeglichen. Die Eigensynthese kann die geringere Cholesterinaufnahme allerdings nicht vollständig kompensieren, sodass der Cholesterinspiegel sinkt.

Diesen Effekt haben sich Lebensmitteltechnologen zunutze gemacht und Produkte entwickelt, die mit Phytosterinen angereichert sind. Besonders bekannt sind angereicherte Margarinen, auf dem Markt sind aber auch Joghurtdrinks und andere Produkte. Eine regelmäßige Aufnahme von zwei bis drei Gramm Phytosterinen kann das „schlechte“ LDL-Cholesterin von Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel nachweislich um rund zehn Prozent senken. Diese Menge ist zum Beispiel in 25 bis 30 Gramm angereicherter Margarine enthalten. Eine weitere Erhöhung der Phytosterinaufnahme über diese Menge hinaus führt allerdings zu keiner zusätzlichen Senkung des Cholesterinspiegels. Dahingegen nehmen unerwünschte Wirkungen zu, denn Phytosterine hemmen die Aufnahme bestimmter Carotinoide und fettlöslicher Vitamine aus der Nahrung. Außerdem reichern sie sich im Blutplasma an, wobei bislang nicht bekannt ist, ob dies negative gesundheitliche Effekte nach sich ziehen kann. Dies ist auch der Grund dafür, dass mit Phytosterinen angereicherte Produkte nur von Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel verzehrt werden sollten. Sie sind nicht für gesunde Menschen gedacht und sollten aufgrund der Hemmung der Vitaminaufnahme keinesfalls von schwangeren oder stillenden Frauen sowie Kindern unter fünf Jahren verzehrt werden.

Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel, die Medikamente zur Cholesterinsenkung einnehmen, sollten den Einsatz von Phytosterin-Produkten vorab mit ihrem Arzt besprechen. Generell ist darauf zu achten, pro Tag nicht mehr als 3 Gramm Phytosterine über Lebensmittel aufzunehmen. Werden täglich mehrere angereicherte Lebensmittel verzehrt oder zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, kann des schnell zu einer Überschreitung dieser Menge kommen. Außerdem rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die geringere Aufnahme von Carotinoiden und fettlöslichen Vitaminen durch einen höheren Konsum von Obst und Gemüse als bislang üblich auszugleichen.

Es ist nicht möglich, durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit Phytosterinen angereichert sind, einer Erhöhung des Cholesterinspiegels vorzubeugen. Hierfür empfiehlt sich eine ausgewogene, abwechslungsreiche und ballaststoffreiche Ernährung sowie ein insgesamt möglichst gesunder Lebensstil.

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verfasst von am 20. Mai 2021 um 09:37

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