Preis für Zigarettenentwöhnung: Gewichtszunahme

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Montag, 29. Oktober 2012

Rauchen hat seinen Preis, sowohl aus ökonomischer als auch aus gesundheitlicher Perspektive. Doch wer sich und seinem Körper etwas Gutes tun möchte und fortan Zigaretten entsagt, hat womöglich bald mit einem neuen Laster zu kämpfen.

Aschenbecher
© yoppy

Wissenschaftler eines französisch-britischen Forschungsprojekts untersuchten die Entwicklung des Körpergewichts von ehemaligen Rauchern für ein Jahr ab dem Beginn des Zigarettenverzichts. Für ihre Analyse werteten sie die Daten von 62 einzelnen Studien gemeinsam aus. Die Gewichtszunahme der Probanden wurde nach einem, zwei und drei Monaten, einem halben Jahr und einem Jahr analysiert. Außerdem wurde ermittelt, ob es Unterschiede in der Gewichtsentwicklung von Probanden gab, die ihren Zigarettenverzicht ohne Hilfsmittel bewältigten und solchen, die eine Nikotinersatztherapie oder andere pharmakologische Mittel zur Erreichung ihres Zieles einsetzten.

Die Ergebnisse fielen für Exraucher nicht gut aus. Zwar haben sie die Chance, von Folgeerkrankungen, die auf das Rauchen zurückzuführen sind, verschont zu bleiben. Dafür nahmen allerdings fünf von sechs Probanden spürbar an Gewicht zu: Gut ein Drittel der Probanden wog nach einem Jahr bis zu fünf Kilogramm mehr, bei einem weiteren Drittel waren es sogar fünf bis zehn Kilogramm. Der Anteil derjenigen, die nach dem Zigarettenverzicht über zehn Kilogramm zunahmen, war geringer. Etwas mehr als jeder Zehnte (13 Prozent) war davon betroffen. Vergleichbar viele (16 Prozent) waren sozusagen die Gewinner der Studie: Sie schafften es, auf Zigaretten zu verzichten und gleichzeitig abzunehmen.

Wiegen
© Alan Cleaver

Hinsichtlich der Gewichtszunahme bestand kein Unterschied zwischen Personen mit und ohne Einsatz von pharmakologischen Mitteln zur Erleichterung der Zigarettenentwöhnung. Am meisten Gewicht (im Mittel 2,85 Kilogramm) wurde in den ersten zwei bis drei Monaten zugenommen, danach stieg das Gewicht der Probanden langsamer an. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die Gewichtszunahme gleichermaßen Leute betraf, die zuvor damit gerechnet hatten (also sozusagen vorgewarnt waren) und solche, auf die das nicht zutraf.
Welche Schlüsse lassen sich aus dieser Analyse ziehen? Unverbesserliche Raucher haben damit ein Argument mehr, ihrem Laster treu zu bleiben. Doch dies ist sicherlich nicht Sinn und Zweck einer solch aufwendigen Berechnung. Noch sind keine Ursachen dafür bekannt, weshalb die meisten Menschen nach Beendung des Rauchens zunehmen, manche davon allerdings verschont bleiben. Die Studie kann als Wegbereiter für zukünftige Studien gesehen werden, die durch den Vergleich von Probandengruppen mit und ohne Gewichtszunahme Ursachen und Mechanismen der Gewichtszunahme entdecken können. Es ist denkbar, dass damit Wege gefunden werden, diese Gewichtszunahme künftig zu vermeiden.

BMI-Rechner

Die hier vorgestellte Studie zeigt auch, dass die Gewichtszunahme durch den Zigarettenverzicht sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Wer für die Problematik sensibilisiert ist und einen schleichenden Gewichtsanstieg bei sich bemerkt, hat die Chance, durch Selbstbeobachtung (gegebenenfalls mit medizinischer Unterstützung) seine individuelle Ursache/n zu finden (zum Beispiel Süßigkeiten, Knabbereien als Ersatz, Veränderung von Lebensgewohnheiten) und gezielt gegenzusteuern.

Quelle:
H. Aubin, A. Farley, D. Lycett, P. Lahmek, P. Aveyard (2012): Weight gain in smokers after quitting cigarettes: meta-analysis. BMJ 345:e4439 (Online-Vorabveröffentichung)

verfasst von am 29. Oktober 2012 um 06:52

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