Schokolade aus Adventskalendern: Ein riskanter Genuss?!

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Was wäre die Adventszeit ohne einen Adventskalender, der das Warten auf Christkind oder Weihnachtsmann versüßt? Die fertigen Schokoladenadventskalender mit winterlich-weihnachtlichem Motiv sind in Lebensmittelmittelgeschäften kaum zu übersehen. Eine aktuelle Warnung der Stiftung Warentest sorgt für Beunruhigung: Die Schokolade vieler im Handel erhältlicher Adventskalender enthält gesundheitsschädliche Mineralölrückstände.

Es war nicht pure Neugier, sondern ein dringender Verdacht, der die Prüfer der Stiftung Warentest dazu bewog, die Schokolade von 24 Adventskalendern von Kindern auf Rückstände zu analysieren. Die Prüfer hatten den Verdacht, dass in der Schokolade Mineralölrückstände enthalten sein könnten. Bereits im Vorfeld waren Mineralölrückstände in anderen Lebensmitteln aufgefallen. Die Verpackung dieser Lebensmittel bestand aus recyceltem Altpapier, das zuvor mit mineralölhaltigen Bestandteilen bedruckt war. Und die Prüfer wurden auch dieses Mal fündig – leider: Ausnahmslos in jeder Kalenderschokolade wurden Mineralöle und verwandte Substanzen nachgewiesen. Die Schokostückchen von neun der 24 getesteten Adventskalender enthielten sogar aromatische Mineralöle, die von den Prüfern als besonders kritische eingestuft wurden. Es besteht der Verdacht, dass diese Stoffe Krebs erregen.

Adventskalender
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Advent ohne Adventskalender? Das muss nicht sein: Die Stiftung Warentest rät vorsorglich davon ab, Kalenderschokolade von Produkten zu verzehren, in denen aromatische Kohlenwasserstoffe nachgewiesen wurden. Insbesondere Kinder sollten nichts davon essen. Schokolade aus Kalendern, in der die Prüfer nur geringe Mengen nicht-aromatischer Kohlenwasserstoffe gefunden haben, kann von Kindern verzehrt werden, vorausgesetzt, es bleibt bei einem Schokoladenstück pro Tag und die Kinder plündern nicht vor lauter Schokoladenhunger den gesamten Adventskalender. Ebenso wenig sollte die Schokolade in den Adventskalendern länger bevorratet werden, da mit zunehmender Lagerdauer mehr Schadstoffe in die Schokolade übergehen können.

Mineralölrückstände in Lebensmitteln, insbesondere Rückstände von aromatischen Kohlenwasserstoffen, sind übrigens kein notwendiges Übel. In der Untersuchung der Stiftung Warentest waren in 15 der untersuchten Kalenderschokoladen keine aromatischen Kohlenwasserstoffe nachweisbar. Dies beweist, so die Prüfer der Stiftung Warentest, dass der Übergang aus der Verpackung in die Schokolade prinzipiell verhindert werden kann. Derselben Ansicht ist auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz weist in einer Pressemittelung vom 28.11.2012 darauf hin, dass aktuell Entwürfe für zwei neue Verordnungen erarbeitet wurden, die Verbraucher vor dem Übergang von Mineralöl aus Lebensmittelverpackungen schützen sollen. Der Entwurf für die Mineralöl-Verordnung enthält Höchstmengen für Mineralölrückstände in Lebensmitteln, deren Verpackung unter Verwendung von Recycling-Papier hergestellt wurde. Die Druckfarbenverordnung soll zukünftig das Bedrucken von Lebensmittelverpackungen mit mineralölhaltigen Druckfarben verbieten.

Adventskalender
© test.de

Bis die Verordnungen in Kraft treten, wird wohl noch etwas Zeit verstreichen. Beide Entwürfe müssen zuerst mit anderen Regierungsressorts, den Ländern und der Wirtschaft abgestimmt werden. Außerdem wurde das BfR damit beauftragt, eine amtliche Methode zum gesicherten Nachweis von Mineral-Verbindungen zu entwickeln, denn nur so können die entsprechenden Stoffe auch zuverlässig und rechtlich bindend nachgewiesen werden. Das BMELV weist aber ausdrücklich darauf hin, dass die Hersteller von Lebensmitteln, auch Hersteller von Adventskalendern, schon heute gesetzlich dazu verpflichtet sind, Adventskalender-Verpackungen so zu produzieren, dass keine Mineralöl-Rückstände in die Schokolade übergehen. Alle Lebensmittel produzierenden Unternehmen müssen grundsätzlich gewährleisten, dass sie nur Produkte herstellen und Verpackungsmaterialien verwenden, die sicher und frei von Gesundheitsgefahren für den Menschen sind, so das BMELV.

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verfasst von am 13. Dezember 2012 um 10:41

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