Schokoladeneis – oder doch nicht?
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 22. Mai 2015
Was macht ein Eis zum Schokoladeneis? Ein hoher Anteil an Schokolade offenbar nicht. Rechtzeitig zum Beginn der wärmeren Jahreszeiten testete die Stiftung Warentest 20 Sorten von verpacktem Schokoladeneis, darunter auch Produkte, die gänzlich ohne Schokolade auskommen.
Wenn es einen deutschen Durchschnittsbürger gibt, würde er fast acht Liter Eis pro Jahr verzehren. Zu den beliebtesten Sorten zählen nach wie vor die Klassiker Schokolade, Vanille und Nuss. Vielleicht war dies der ausschlaggebende Grund, dass die Prüfer von der Stiftung Warentest Schokoladeneis in Haushaltspackungen unter die Lupe nahmen. Getestet wurden insgesamt 20 Sorten der kühlen Köstlichkeit, vom Discountereis für 1,49 Euro pro Liter bis zum hochpreisigen Marken- und Bio-Eis für ca. 11 Euro pro Liter. Zu den Prüfkriterien zählten Geschmack (Sensorik), chemische und mikrobiologische Qualität sowie Verpackung und Deklaration.
Die gute Nachricht vorweg: keine der untersuchten Eissorten hatte Keimgehalte im kritischen Bereich. Außerdem wurden keine auffälligen Werte für Schadstoffe wie Mineralöle oder Kadmium aus Kakao festgestellt. In puncto Geschmack fanden die Prüfer dagegen deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Produkten. Hier wünschten sich die Tester ein anhaltend cremiges, glattes und geschmeidiges Mundgefühl und gegebenenfalls zart schmelzende Schokostückchen. Jedes fünfte getestete Produkt konnte diesen Erwartungen vollständig gerecht werden und erhielt ein geschmackliches „Sehr gut„. Alle geschmacklich sehr guten Produkte waren Markenprodukte, eines davon ein Bio-Eis.
Beim Studieren der Zutaten fiel den Prüfern auf, dass die Verpackung eines getesteten Eises ein Eis mit Schokoladenstückchen zeigte und das Eis explizit als „mit Schokolade“ deklariert war. Tatsächlich war allerdings nur Kakaopulver in dem Eis enthalten. Gemäß den Leitsätzen für die Speiseeisherstellung muss Schokoladeneis tatsächlich keine Schokolade enthalten. Es genügt, wenn Kakao enthalten ist. Dennoch erhielt dieses entsprechende Produkt aufgrund seiner täuschenden Aufmachung lediglich eine „ausreichende“ Gesamtbewertung.
Außer Kakao/Schokolade enthält Schokoladeneis reichlich Zucker – bis zu 28 Gramm pro 100 Gramm Eis. Hinzu kommen Milchfett und Kakaobutter, zum Teil auch das preisgünstigere Kokosfett. Kein Wunder also, dass Schokoladeneis die Kalorienbilanz stark beeinflusst. Allerdings bestehen auch hier deutliche Unterschiede zwischen den Produkten. So schlugen 100 Gramm eines Bio-Eises mit 336 Kalorien zu Buche, die selbe Portion eines anderen Markeneises enthielt dagegen nur etwa halb so viele Kalorien (179 Kalorien). Trotzdem ist es nicht unbedingt ratsam, auf ein kalorienarmes Schokoladeneis auszuweichen. Denn: Das für die Prüfer geschmacklich beste Produkt zählte auch zur Gruppe der kalorienreichsten Eissorten. Daher lautet die Empfehlung der Prüfer: Lieber seltener Schokoladeneis konsumieren, dafür aber eines, welches die Sünde tatsächlich wert ist.
Im Gesamturteil erhielten sieben Eismarken eine „gute“ Bewertung. Unter den mit „gut“ bewerteten Produkten befand sich der sensorisch sehr gute, aber auch hochpreisige Testsieger des Produkttests. Ein „gutes“ Schokoladeneis war allerdings auch schon für 1,49 Euro im Discounter erhältlich. Weitere 10 Schokoladeneismarken waren für die Prüfer noch „befriedigend“, die schlechtere Note erhielten sie aufgrund ihres weniger guten Geschmacks oder zu großer Versprechungen auf der Verpackung. Wegen Kennzeichnungsmängeln wurde zweimal die Wertnote „ausreichend“ vergeben. Ein Produkt wurde aus der Gesamtwertung ausgeschlossen, da sich Unstimmigkeiten aus der Zutatendeklaration nicht klären ließen.
Quellen einblenden
- Stiftung Warentest (2015): Schokoladeneis im Test: Von sündhaft gut bis enttäuschend. Online-Artikel vom 23.04.2015.
- Stiftung Warentest (2015): Schokoladeneis: Eine Sünde wert. Pressemitteilung vom 23.04.2015.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 22. Mai 2015 um 07:54
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