Snacks: Jugendliche essen ohne Hunger

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 18. November 2010

Trotz sättigender Mittagsmahlzeit bedienten sich Jugendliche in einer Untersuchung von Shomaker et al. nach 30 Minuten bereits wieder bereitwillig an Snacks. Der Versuchung eines Essens ohne Hunger erlagen unter den 78 Teilnehmern insbesondere übergewichtige und adipöse Jugendliche.

Die Jugendlichen erhielten vorab eine Mittagsmahlzeit und wurden dreißig Minuten nach der Mahlzeit aufgefordert, sich an Snacks zu bedienen. Alle Jugendlichen nahmen das Mittagsessen in separaten Räumen ein. Dabei wurde ihnen aufgetragen zu essen, bis sie satt seien. Das Mittagessen bestand bei der einen Gruppe in einem reichlich bestückten Büffet und bei der anderen Gruppe in einem standardisierten Mittagessen. So konnte zumindest bei der Büffet-Gruppe ausgeschlossen werden, dass die Jugendlichen im Anschluss aus Hunger „snacken“. Mit 448 kcal nahmen die Jugendlichen mit Büffet-Zugang 52 Prozent Energie mehr auf und fühlten sich laut eigenen Angaben auch gesättigter als die Gruppe, die die Standard-Mahlzeit erhielt (1309 ± 55 kcal im Vergleich zu 861 ± 30 kcal).

Süßigkeiten
© Frank Jakobi

Dreißig Minuten nach der Mittagsmahlzeit wurden den Jugendlichen großzügig portionierte, schmackhafte Snacks angeboten (insgesamt 4055 kcal). Sie sollten von allem testen, den Geschmack beurteilen und wenigstens zwei Bissen von jedem Snack probieren. Danach konnten sie sich aussuchen, ob sie weiter essen oder sich mit anderen angebotenen Tätigkeiten wie Computerspielen, Zeitschriften u.ä. beschäftigen wollen.

Die Jugendlichen mit Büffet-Mittagsmahlzeit nahmen über die Snacks etwa 70 kcal weniger auf als die Vergleichsgruppe (295 ± 18 verglichen mit 365 ± 20 kcal, P < 0,001). In beiden Gruppen verzehrten die übergewichtigen und adipösen Jugendlichen tendenziell mehr Snacks. Vor dem Hintergrund des leichten und beinahe allgegenwärtigen Zugangs zu schmackhaften, energiereichen und billigen Snacks könnte dies einen wichtigen Ansatz bei der Ernährungstherapie adipöser Kinder und Jugendlicher darstellen. Die Ergebnisse dieser Studie stimmen mit denen anderer Studien überein, die zeigen, dass Kinder und junge Erwachsene aller Gewichtsstufen mehr essen, wenn ihnen größere Portionen und eine größere Vielfalt angeboten werden.

Quelle:
Shomaker LB, Tanofsky-Kraff M, Zocca JM, Courville A, Kozlosky M, Columbo KM, Wolkoff LE, Brady SM, Crocker MK, Ali AH, Yanovski SZ, Yanovski JA: Eating in absence of hunger in adolescents: intake after a large-array meal compared with that after standardized meal. Am J CLIN NUTR 2010;92:697-703

Zum Thema:
Einfluss einer Snack-Zusammensetzung auf die Substratverwertung und das Hunger-Sättigungsgefühl

verfasst von am 18. November 2010 um 12:26

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