Stark wie Popeye – Dank Spinat?!
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 2. März 2011
Was ist dran an Popeye’s Wunderwaffe? Forscher des renommierten Karolinska-Instituts in Stockholm untersuchten den Einfluss von Nitrat auf das Leistungspotential der Muskulatur.

Lange Zeit waren Spinat und andere nitratreiche Gemüsearten wie Rucola, Feldsalat und Rote Beete wegen ihres hohen Gehalts an Nitrat in Verruf geraten. Nitrat kann im Magen über mehrere Stufen zu Nitrosaminen umgewandelt werden. Diese waren in Tierversuchen stark krebserregend. Es besteht außerdem der Verdacht, dass die erhöhte Umweltbelastung mit Nitraten, z. B. aus Düngemitteln, an dem vermehrten Auftreten von Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Diabetes mitbeteiligt ist.
Was allerdings bislang weitgehend unbekannt war, sind die positiven Wirkungen von Zwischenprodukten des Nitratstoffwechsels auf die Gesundheit. Durch biochemische Reaktionen entsteht im Verdauungstrakt aus Nitrat Stickstoffmonoxid (NO), das dem Körper als Botenstoff dient. Stickstoffmonoxid wirkt außerdem Blutdruck senkend, es schützt die Blutgefäße und verhindert eine Zusammenlagerung von Blutplättchen und damit die Entstehung einer Thrombose. Außerdem ist Stickstoffmonoxid an der Regulation des Blutzuckerspiegels beteiligt.
In der schwedischen Studie wurde nun untersucht, ob Nitrat oder beim Abbau von Nitrat im Körper entstehende Verbindungen eine Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit der Muskulatur haben. Hierfür erhielten die Probanden im Abstand von mehreren Tagen zwei Getränke mit unterschiedlichem Gehalt an Nitrat, aufgeteilt auf jeweils drei Tagesdosen. Der Nitratgehalt des nitratreichen Getränkes war dabei vergleichbar mit der Menge, die auch während einer Mahlzeit aufgenommen werden kann. Um den Gehalt an Nitrat, den die Probanden mit der normalen Nahrung aufnahmen, möglichst konstant zu halten, wurden die Probanden gebeten, nitratreiche Speisen wie Spinat oder gepökelte Fleisch- und Wurstwaren während der Dauer der Studie zu meiden.

Nachdem die Probanden jeweils alle drei Tagesdosen einer Getränkeart getrunken hatten, unterzogen sie sich einem Ergometer-Belastungstest. Um die Studienergebnisse nicht zu beeinflussen, wussten weder der Proband selbst noch das Untersuchungsteam während der Studie, welche Getränkeart der Proband jeweils zuvor getrunken hatte.
Es zeigte sich, dass die Probanden durch die Aufnahme von Nitrat weniger Sauerstoff benötigten, um die gleiche körperliche Leistung zu erbringen. Dies war darauf zurückzuführen, dass die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, effektiver arbeiteten. Verblüffend dabei war nicht nur das Ausmaß der Sauerstoffersparnis (ca. 19 Prozent), sondern auch, dass dieser Effekt bereits wenige Tage nach der gesteigerten Aufnahme von Nitrat messbar war.
Unklar ist bislang allerdings, ob dieser Effekt auch über einen längeren Zeitraum anhält und ob dafür regelmäßig nitratreiche Produkte verzehrt werden müssen. Außerdem wurden lediglich 14 Personen (elf davon männlich) mit einem mittleren Alter von 25 Jahren in die Studie aufgenommen. Ob die erzielten Ergebnisse sich auf die allgemeine Bevölkerung übertragen lassen, ob Nitrat in Lebensmitteln die gleichen Wirkung erzielen kann wie die isoliert in Getränken aufgenommene Dosis und welche Menge an Nitrat sich optimal auf das Leistungsvermögen der Muskulatur auswirkt, sollte erst noch in weiteren Studien geklärt werden. Einstweilen sollten Verbraucher aufgrund der nachgewiesenen krebserregenden Wirkung von Nitrat von allzu hohen Aufnahmen der Verbindung über Nahrung oder Getränke absehen.
Quelle:
Larsen FJ, Schiffer, TA, Borniquel S, Sahlin K, Ekblom B, Lundberg JO, Wetzberg E: Dietary inorganic nitrate improves mitochondrial efficiency in humans. Cell Metabolism 2011, 13: 149-159.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 2. März 2011 um 11:21
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