Stress sabotiert positive Effekte einer Fettmodifikation

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 3. November 2016

Der Austausch von gesättigten Fetten und Transfetten gegen einfach und mehrfach ungesättigte Fette wirkt sich günstig auf die Blutfette aus und mindert langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dafür, dass dies allenfalls die halbe Wahrheit ist, sprechen die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Denn nur die Ungestressten scheinen von einer Fettmodifikation zu profitieren.

Für ihre Studie baten Prof. Dr. Janice Kiecolt-Glaser und ihre Kollegen von der Staatsuniversität Ohio 58 gesunde Frauen (38 davon mit Brustkrebsvorgeschichte) an zwei verschiedenen Terminen auf den ersten Blick identische, aber verschieden zusammengesetzte Frühstücke direkt an der Universität zu verzehren. Beide Mahlzeiten bestanden aus „biscuits-and-gravy„, einem traditionellen Gericht aus ungesüßtem Gebäck mit Hackfleisch-Bechamelsoße, Eiern und Truthahnwürstchen. Die „biscuits-and-gravy“-Rezeptur wurde so modifiziert, dass das Gericht entweder viele gesättigte Fette aus Palmöl oder mehr ungesättigte Fette aus Sonnenblumenöl enthielt. Mit rund 930 Kalorien und 60 Gramm Fett waren beide Frühstücke so konzipiert, dass ihr Energiegehalt einer typischen Fast Food-Mahlzeit aus einem Big Mac und einer mittleren Portion Pommes frites oder einem King Double Whopper mit Käse entsprach.

Für die Studie wurden alle Probanden zudem per Fragebogen nach stressigen Ereignissen am Tag vor jedem Test befragt. Zu solchen Ereignissen zählte beispielsweise die Beseitigung eines ungewollten Wandgraffitis des Kindes oder die Hilfe bei einem an Demenz erkrankten Elternteil, das sich wehrte – „keine lebensbewegenden Ereignisse, aber doch so, dass man sie nicht einfach auf die leichte Schulter nimmt„, urteilt Kiecolt-Glaser.

An beiden Terminen wurden Blutproben entnommen. Die Wissenschaftler ließen darin den Gehalt der beiden Entzündungsmarker C-reaktives Protein und Serumamyloid A bestimmen. Darüber hinaus suchten sie nach zwei speziellen Zelladhäsionsmolekülen, die mit einem erhöhten Risiko für arterielle Plaques, der Vorstufe einer Arteriosklerose, assoziiert sind.

Die Studie offenbarte, dass die Konzentration aller vier Biomarker im Blut nach der mit gesättigten Fetten angereicherten Mahlzeit höher war als nach dem sonnenblumenöl-reichen Frühstück. Ungleiche Blutwerte zu Beginn der Studie sowie Einflüsse durch Unterschiede im Alter, im Bauchfettgehalt und in der körperlichen Aktivität wurden dabei berücksichtigt.

Hatten die Frauen allerdings einen stressreichen Tag hinter sich, verschwanden die Vorteile eines Frühstücks mit vielen ungesättigten Fetten. Ein Frühstück mit vielen „guten Fetten“ ließ die Entzündungsparameter dann in vergleichbarem Ausmaß ansteigen wie ein Frühstück mit vielen „schlechten Fetten“.

Damit ist dies, so Kiecolt-Glaser, die erste Studie, die zeigt, dass Stress das Potential besitzt, die Vorteile der Auswahl gesunder Fette aufzuheben. Zugleich warnen sie und ihre Kollegin Prof. Dr. Martha Belury vor einem voreiligen Trugschluss. Ihrer Ansicht nach besteht die Botschaft dieser Studie nicht darin, Menschen zu versichern, dass sie sich nach einem stressigen Tag guten Gewissens etwas Ungesundes gönnen können. Vielmehr möchten die Wissenschaftlerinnen ihnen mit auf den Weg geben, dass sich die ungünstige Wirkung von Stress auf das Entzündungsgeschehen besser abpuffern lässt, wenn sie sich grundsätzlich gesund ernähren.

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verfasst von am 3. November 2016 um 07:40

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