„The Daily Mile“ – ein schottisches Bewegungskonzept macht Schule
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 24. Juli 2018
Manchmal genügen bereits kleine Lebensstiländerungen um viel zu erreichen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Grundschul-Bewegungsprogramms „The Daily Mile“. Sein Erfolg wurde nun auch wissenschaftlich bestätigt.
Nein, tatenlos zuzusehen liegt nicht in der Natur von Elaine Wyllie, Schulleiterin einer Grundschule im schottischen Stirling. Als sie 2012 feststellte, dass die meisten Schüler ihrer Klasse bereits nach dem Aufwärmen auf dem Sportplatz erschöpft waren und keine Runde außenherum schafften, beschloss Wyllie zu handeln. Sie schuf das Bewegungsprogramm „The Daily Mile“ (eine Meile täglich), dessen Quintessenz darin besteht, dass die Schüler einmal im Laufe jedes Schultags 15 Minuten draußen laufen (dies entspricht in etwa einer Meile). Die Geschwindigkeit können die Kinder selbst wählen.
Bereits einen Monat nach dem Programmstart konnte beinahe Wyllies ganze Klasse 15 Minuten ohne Pause laufen und immer mehr Klassen schlossen sich dem Projekt an. Mittlerweile wird „The Daily Mile“ von der schottischen Regierung unterstützt und weltweit in rund 4.200 Grundschulen umgesetzt.
Für die Durchführung des Programms bittet die Schulleiterin interessierte Schulen Folgendes zu beachten:
- „The Daily Mile“ ist völlig unkompliziert, macht Spaß und verbessert die Gesundheit und Fitness von Kindern — nicht mehr und nicht weniger.
- Suchen Sie eine Strecke aus, die für alle Kinder sicher ist. Wir helfen Ihnen dabei! Gerne stellen wir Ihnen Schablonen mit dem Logo zum Ausmalen zur Verfügung.
- Bauen Sie kürzere Abschnitte und Runden ein, dann können die Kinder entscheiden, wie weit sie in den 15 Minuten laufen.
- Den Kindern soll bewusst sein, dass „The Daily Mile“ kein Wettbewerb ist. Sie können abwechselnd laufen oder gehen, besonders am Anfang.
- „The Daily Mile“ ist inklusiv. Alle Kinder genießen den gemeinsamen Aufenthalt an der frischen Luft und bei jedem Wetter.
- Laufen Sie jeden Tag, dann wird „The Daily Mile“ Teil des Schulalltags.
- Der Wechsel der Jahreszeiten und das unterschiedliche Wetter sind ein Vorteil: Jacke an, wenn’s kalt ist und aus, wenn’s warm ist.
- Aufwärmen oder Umziehen ist für „The Daily Mile“ nicht notwendig.
- Laufen Sie „The Daily Mile“, wann immer es gerade passt.
- Bauen Sie „The Daily Mile“ in Ihren Unterricht ein — Sie werden sehen, es macht einfach Spaß!
Befürworter des Programms loben dessen Einfachheit und zugleich seine vielfältigen positiven gesundheitlichen Effekte. Demnach werden durch „The Daily Mile“ die körperliche Aktivität und Ausdauer gesteigert, weniger Zeit mit sitzenden Tätigkeiten verbracht und die Körperzusammensetzung günstig beeinflusst.
Nun haben Wissenschaftler verschiedener schottischer Universitäten gemeinsam in einer Interventionsstudie untersucht, ob sich der Erfolg von „The Daily Mile“ auch wissenschaftlich belegen lässt. Hierfür verglichen sie die Fitness von 391 vier- bis zwölfjährigen Schülern zweier schottischer Grundschulen. Während in der einen Grundschule im Zuge der Studie „The Daily Mile“ eingeführt wurde (Interventionsschule), blieb in der anderen Schule (Kontrollschule) alles wie gehabt.
Sieben Monate später waren die Schüler der Interventionsschule durchschnittlich 9 Minuten länger pro Tag bei mittlerer bis stärkerer Intensität körperlich aktiv als die Schüler der Kontrollschule. Dafür nahm die Zeit, die die Schüler sitzend verbrachten, ab. Durch das tägliche Laufen verbesserte sich die Kondition der Schüler der Interventionsschule messbar und ihr Bauchfettgehalt sank. Damit bestätigten sich die Beobachtung der Lehrer und Eltern in vollem Umfang.
Quellen einblenden
- Internetseite „The Daily Mile“
- R. A. Chesham, J. N. Booth, E. L. Sweeney (2018): The Daily Mile makes primary school children more active, less sedentary and improves their fitness and body composition: a quasi-experimental pilot study. BMC Medicine16: Seite 64.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 24. Juli 2018 um 08:04
vorheriger Artikel: Fehlernährung vorprogrammiert? Reichen knapp 3 Euro für eine bedarfsgerechte Kinderernährung?
nächster Artikel: Lesetipp: Neue Ausgabe – „Der Ernährungsmediziner“ der DAEM
DEBInet-Ernährungsblog - über uns
Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.
Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.
Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung
© 2010-2024 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit