Tofu-Schnitzel, Soja-Hack oder Weizen-Salami: Was veranlasst Verbraucher dazu, Fleischalternativen zu wählen?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Mittwoch, 10. August 2022

Fleischalternativen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Wissenschaftler vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik an der Universität Bonn haben untersucht, aus welchen Gründen Konsumenten zu fleischfreien Alternativen greifen – mit teilweise überraschendem Ergebnis.

Früher fristeten Fleischersatzprodukte ein Nischendasein in Bio-Läden oder Reformhäusern. Mittlerweile sind sie nicht nur in gut sortierten Supermärkten, sondern auch in Discountern erhältlich und werden intensiv beworben. Kein Wunder, denn immer mehr Menschen kaufen zumindest zwischendurch gerne vegetarische Alternativen. „Wir wollten wissen, aus welchen Gründen Konsumentinnen und Konsumenten zu diesen Alternativen greifen“, erläutert Doktorandin Jeanette Klink-Lehmann den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts.

Die Wissenschaftler befragten 331 Frauen und Männer aus ganz Deutschland. Zum Fragekatalog zählte beispielsweise, wie sehr die Teilnehmenden auf ihre Gesundheit achten, ob die Menschheit aus ihrer Sicht auf eine ökologische Krise zusteuere und ob die Tierhaltung in der Landwirtschaft ethisch hinterfragt werden müsse. Außerdem gaben die Probanden Auskunft über ihre Einstellung zu Fleischersatz-Produkten und ihre Absicht, diese in Zukunft verstärkt zu konsumieren.

„Wir haben nun basierend auf der Erweiterung eines anerkannten Verhaltensmodells die statistischen Beziehungen zwischen diesen Antworten untersucht“, beschreibt Kollege Nick Marcus. Dabei überraschte die Forschenden insbesondere ein Ergebnis: Eine stärkere Sorge um die Umwelt war weder mit einer besseren Bewertung von Fleischersatz-Produkten assoziiert noch mit einer größeren Absicht, diese zu kaufen. „Wir hatten erwartet, dass für den Umstieg auf Fleischalternativen auch ökologische Aspekte eine Rolle spielen“, erläutert Marcus. „Das hat sich jedoch nicht bestätigt.

Ein entscheidendes Argument für den Einkauf von Fleischalternativen stellten Tierwohl-Aspekte dar: Menschen, die Massentierhaltung kritisch sehen, hatten eine positivere Einstellung zu fleischfreien Alternativen. Diese Haltung wirkt sich wiederum förderlich auf die Absicht aus, künftig eher zu Fleischalternativen zu greifen. Darüber hinaus waren Teilnehmende mit einem ausgeprägten Gesundheitsbewusstsein eher bereit, die vegetarischen Varianten zu konsumieren. Der Einfluss von Freunden und engen Bezugspersonen sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden.

Da die Umfrage bereits 2017 stattfand, ist es durchaus möglich, dass der Umweltaspekt zwischenzeitlich an Bedeutung gewonnen hat. „Seitdem steht das Thema Umwelt deutlich stärker auf der Tagesordnung„, betont Klink-Lehmann. „Damit sind heute vermutlich mehr Menschen als noch vor fünf Jahren über die potenziell negativen Umweltauswirkungen des Fleischkonsums informiert.“

Quellen einblenden

verfasst von am 10. August 2022 um 08:04

Was ist das?

DEBInet-Ernährungsblog - über uns

Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.

Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.

Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung

Der "DEBInet-Ernährungsblog"
ist ein Projekt der


© 2010-2023 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

- noch keine Kommentare -

Kommentar abgeben

Du mußt Dich registrieren, um kommentieren zu können: einloggen