Trans-Fettsäuren bremsen Gedächtnis
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 2. September 2015
Ein hoher Konsum von Trans-Fettsäuren kann das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen – insbesondere bei unter 45-jährigen Männern. So lautet das Ergebnis einer aktuellen US-amerikanischen Studie.
Seit längerem ist bekannt, dass sich sogenannte Trans-Fettsäuren (ungesättigte Fettsäuren, die mindestens eine Doppelbindung in trans-Konfiguration besitzen) negativ auf die Gesundheit auswirken. Zu diesen ungünstigen Effekten zählen eine Beeinträchtigung der Herzgesundheit und des Stoffwechsels, Veränderungen des Lipidprofils, eine erhöhte Insulinresistenz, die Förderung von Entzündungsprozessen sowie eine Verstärkung von oxidativem Stress. Einige dieser Vorgänge könnten Veränderungen der kognitiven Funktionsfähigkeit wie beispielsweise eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses hervorrufen.
Dies vermuteten auch Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in San Diego. Sie werteten deshalb gezielt die Daten von insgesamt 1018 gesunden, 20- bis 85-jährigen Männern und Frauen der UCSD-Statin-Studie aus und suchten dabei nach einem Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Trans-Fettsäuren und dem Erinnerungsvermögen. Während der Studie beantworteten alle Probanden einen Lebensmittelhäufigkeiten-Fragebogen (Fred Hutchinson Food Frequency Questionnaire). Hieraus wurde ihre mittlere tägliche Aufnahme von Trans-Fettsäuren geschätzt. Außerdem unterzogen sie sich einem Gedächtnistest, wobei ihre Aufgabe darin bestand, während der Präsentation von Wörtern zwischen neuen Wörtern und wiederkehrenden Wörtern zu unterscheiden.
Ein besonderer Fokus der Wissenschaftler lag auf der Altersgruppe der unter 45-Jährigen, da sie vermuteten, dass deren kognitive Funktionsfähigkeit bei einer hohen Trans-Fettsäuren-Aufnahme besonders stark beeinträchtigt werden könnte. Da Frauen in dieser Altersgruppe selten vertreten und zudem nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung waren, beschränkten die Wissenschaftler ihre Analysen zunächst auf die Gruppe der Männer unter 45 Jahren.
Zunächst einmal schien der Unterschied zwischen den beiden Altersgruppen der unter und mindestens 45-jährigen Männer nicht besonders groß zu sein: Die jüngeren Männer nahmen im Mittel 4,1 Gramm Trans-Fettsäuren pro Tag zu sich und konnten 86 Worte korrekt zuordnen (von insgesamt 104), in der älteren Altersgruppe waren beide Werte mit einer Trans-Fettsäure-Aufnahme von 3,5 Gramm pro Tag und einer Anzahl richtig zugeordneter Worte von 85 etwas niedriger. Wurde allerdings der Einfluss von Störfaktoren herausgerechnet ‑ hierzu zählten Alter, körperliche Aktivität, Ausbildung, ethnische Zugehörigkeit, Schokoladenverzehr und die Gemütslage ‑ zeigten sich deutliche Unterschiede. Bei den jüngeren Männern führte jedes (zusätzlich) aufgenommene Gramm an Trans-Fettsäuren zu einem Erinnerungsverlust von 0,76 Wörtern. Ein Mann mit einer Trans-Fettsäure-Aufnahme von 15,7 Gramm (dem maximalen Wert in dieser Altersgruppe) konnte damit elf bis zwölf Worte weniger korrekt zuordnen als seine Altersgenossen.
Die Ergebnisse änderten sich kaum, wenn die gleichaltrigen Frauen in die Analyse mit einbezogen wurden. Dagegen war kein entsprechender Zusammenhang zwischen der Trans-Fettsäure-Aufnahme in der älteren Altersgruppe und deren Erinnerungsvermögen feststellbar, nachdem die Analyse ebenfalls für Störfaktoren korrigiert worden war.
Auf der Suche nach Erklärungen für die starke Assoziation zwischen der Trans-Fettsäure-Aufnahme und dem Erinnerungsvermögen der Männer unter 45 Jahren nahmen die Wissenschaftler weitere mögliche Einflussfaktoren in ihr statistisches Modell auf. Während die HDL- und LDL-Cholesterin-Konzentration sowie die des Triglyzerid-, Blutzucker- und Insulinspiegel keinen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen der Trans-Fettsäureaufnahme und dem Erinnerungsvermögen hatten, schwächte sich der Zusammenhang ab, wenn der systolische Blutdruck, der Taillenumfang oder der BMI (Body Mass Index) mit in das Modell aufgenommen wurden. Da diese drei Faktoren selbst keinen Einfluss auf das Erinnerungsvermögen haben, sondern nur, wenn sie gemeinsam mit der Trans-Fettsäure-Aufnahme untersucht werden, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der ungünstige Effekt der Trans-Fettsäure-Aufnahme zumindest teilweise durch eine Veränderung des systolischen Blutdrucks, des Taillenumfangs sowie des BMI mediiert wird.
Damit scheinen sich Trans-Fettsäuren nicht nur ungünstig auf die allgemeine Gesundheit, sondern auch auf die kognitive Funktion (in diesem Fall das Erinnerungsvermögen) auszuwirken. Besonders hohe Gehalte an Trans-Fettsäuren sind in Backwaren, Snacks, frittierten Lebensmitteln, Keksen, Waffeln und Brotaufstrichen zu finden, wobei die Menge der enthaltenen Transfettsäuren vom Herstellungsprozess abhängt.
Quellen einblenden
- B. A. Golomb, A- K. Bui (2015): A Fat to Forget: Trans Fat Consumption and Memory. PLoS One, 10 (6)
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 2. September 2015 um 06:30
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