Traumfigur auf Bestellung – Zu Risiken und Nebenwirkungen…
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 10. Mai 2011
Laut der Nationalen Verzehrsstudie II sind inzwischen zwei Drittel der deutschen Männer und gut die Hälfte der deutschen Frauen übergewichtig. Sicher sind viele dieser Menschen unzufrieden mit ihrer Figur und würden gerne abnehmen. Doch wer es schon einmal selbst versucht hat, weiß, wie hartnäckig sich die überflüssigen Pfunde halten können. Umso verlockender klingen Werbeversprechen aus dem Fernsehen, aus Zeitschriften und dem Internet. „Weniger Fett, mehr Figur“ – Wer hätte das nicht gerne?

Des Einen Leid ist des Anderen Freud – und Geschäft. So in etwa lässt sich die Lage von Schlankheitsmittel-Herstellern beschreiben. Der Markt für Schlankheitsmittel aller Art boomt. Gut 113 Millionen Euro Umsatz machten ortsansässige Apotheken und Versandapotheken im Jahr 2009 mit rezeptfreien Abnehmpräparaten, ein Plus von 23 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Die meisten Produkte werden jedoch nicht über Apotheken vertrieben und so dürfte das Gewinnpotential in diesem Bereich noch viel höher liegen. Der Nutzen solcher Produkte ist umstritten, zumal die Einnahme mit Nebenwirkungen einhergehen kann.
Verbraucherschutzorganisationen und Behörden, z. B. das Regierungspräsidium Darmstadt und das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe warnen immer wieder vor Medikamenten zum Abnehmen. Die darin enthaltenen Substanzen sind in der Regel bestenfalls wirkungslos, häufig ist die Einnahme jedoch mit Nebenwirkungen verbunden, beispielsweise erhöhtem Blutdruck und gesteigerter Herzfrequenz, Übelkeit, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit, Schwindel und Schweißausbrüchen. Gerade Patienten mit Vorerkrankungen des Herzens sollten deshalb sehr vorsichtig mit der Einnahme derartiger Medikamente sein.
Nicht ohne Grund sind Schlankheitsmittel in Tablettenform in Deutschland oft verschreibungspflichtig. Es gibt aber immer wieder Internetanbieter, die dies geschickt umgehen. Hinzu kommt, dass die Inhaltsstoffe vieler Produkte nicht korrekt auf der Verpackung oder dem Beipackzettel angegeben sind. In Kontrolluntersuchungen fielen mehrfach Schlankheitsmittel aus Indonesien und China auf, die damit beworben wurden, ausschließlich aus einer Mischung ausgesuchter Kräuter aus ökologischem Anbau zu bestehen. Bei der Laboranalyse wurde allerdings die pharmakologisch wirksame Substanz Sibutramin festgestellt und zwar teilweise in doppelt so hoher als der sonst üblichen Dosierung. Dementsprechend klagten Patienten, die in einem Krankenhaus in Hongkong eingeliefert wurden, nach der Einnahme über Herzrasen, Schwindel, Schlaflosigkeit und Zittern. 66 der 81 Patienten hatten sich mit den Medikamenten vergiftet, bei einem Patient endete die Abnehmkur sogar tödlich.
Die Einnahme Appetit-hemmender Medikamente kann außerdem ernsthafte psychiatrische Nebenwirkungen zur Folge haben. Beispielsweise sollen Medikamente mit der Wirksubstanz Rimonabant (z. B. „Acomplia“) mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden sein. Diese Medikamente sind zwar in der EU verboten, im Internet kann man sie aber immer noch erwerben. Was viele Internetbesteller nicht wissen: In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Internethändlern, die Schlankheitsmittel anbieten, steht oft ein Hinweis, dass die Kunden sich selbst vergewissern müssen, ob das jeweilige Produkt in ihrem Land für den freien Verkauf zugelassen ist. Damit sind die Verkäufer gegebenenfalls aus der Verantwortung, die Käufer aber nicht; denn wer ein Mittel bestellt, das nicht zugelassen ist, macht sich strafbar.
Was lässt sich daraus folgern?
Eine Traumfigur auf Bestellung gibt es nicht. Verzichten Sie daher lieber auf überteuerte, nebenwirkungsreiche Schlankheitspillen und ändern Sie Ihr Ernährungs– und Bewegungsverhalten.
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verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 10. Mai 2011 um 11:49
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