Unverfroren abnehmen – machen Sie sich den Winter zum Freund
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 6. März 2014
Abnehmen, die Umwelt schützen und zugleich Geld sparen: Glaubt man dem niederländischen Forscherteam um Professor Wouter van Marken Lichtenbelt, ließen sich diese drei Ziele durch eine einfache Maßnahme erreichen. Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken.
Seit bekannt wurde, dass auch erwachsene Menschen braunes Fettgewebe besitzen, tüfteln Wissenschaftler an Strategien, wie sie sich die energieverbrauchende, wärmebildende Eigenschaft dieses besonderen Gewebes zunutze machen können.
In einem früheren Experiment konnte Lichtenbelt mit seinen damaligen Kollegen zeigen, dass die Aktivität des braunen Fettgewebes ansteigt, wenn die Umgebungstemperatur auf 15°C sinkt. Während der zehntätigen Untersuchungsphase, in der die Probanden täglich sechs Stunden bei 15°C ausharren mussten, gewöhnten sich die Probanden an die Kälte, und ihr Körper lernte, adäquat auf die geringere Umgebungstemperatur zu reagieren. In dieser Zeit nahm das Volumen des braunen Fettgewebes der Probanden deutlich zu, seine Aktivität beschränkte sich aber auf die Zeit der Kälteexposition.
Der metabolische Signalweg zwischen einer kälteren Umgebungstemperatur und der Aktivierung des braunen Fettgewebes wurde später in einer texanischen Studie ergründet und könnte uns zumindest im Winter helfen, überschüssige Energie zu verbrennen. Doch eine dauerhafte Senkung der Raumtemperatur auf 16°C – das wäre wohl doch etwas zu viel verlangt. Deshalb entschärften Lichtenbelt und seine Kollegen das ursprüngliche Experiment. Ihre Idee: „Wir vermuten, dass häufiger Kontakt mit leichter Kälte den Energieverbrauch beeinflussen kann.“ Ähnlich wie regelmäßiges Training empfehlen die Wissenschaftler ein „Kältetraining“: Wenn sich die Menschen im Winter immer wieder Temperaturen von 18 bis 19°C aussetzen, könnten sie das braune Fettgewebe trainieren und damit die Wärmeproduktion des Körpers um bis zu 30 Prozent erhöhen. Hierdurch könnte ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung des Energieumsatzes geleistet werden. Menschen mit Übergewicht hätten neben der Ernährung und Bewegung eine zusätzliche Stellschraube zur gesunden Gewichtsabnahme, und Normalgewichtige könnten leichter ihr Gewicht halten.
Auch wenn der Winter dieses Jahr nicht so kalt auszufallen scheint, eine solche Absenkung der Raumtemperatur wäre realisierbar. Durch das Kältetraining lassen sich außerdem – so argumentieren die Wissenschaftler weiter – zugleich Blutgefäße und Immunsystem trainieren und Energie sparen. Angesichts der steigenden Energiepreise wäre dies vielleicht ein Anreiz zum Durchhalten, gerade während der schwierigen Umgewöhnungsphase.
Quellen einblenden
- H. Liang, W. F. Qard (2006): PGC-1α: a key regulator of energy metabolism. Advances in Physiology Education 30, Seite 145-151.
- W. D. van Marken Lichtenbelt, J. W. Vanhommerig, N. M. Smulders, J. M. A. F. L. Drossaerts, G. J. Kemerink, N. D. Bouvy, P. Schrauwen, G. J. Jaap Teule (2009): Cold-activated brown adipose tissue in healthy men. The New England Journal of Medicine 360, S. 1500-1508.
- W. D. van Marken Lichtenbelt, B. Kingma, A. van der Lans, L. Schellen (2014): Cold exposure – an approach to increasing energy expenditure in humans. Trends in Endocrinology and Metabolism, Online-Vorabveröffentlichung
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 6. März 2014 um 07:15
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