Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten: Schon kleine Veränderungen können Großes bewirken
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 7. Dezember 2017
Bereits relativ kleine Schritte in die richtige Richtung wirken sich positiv auf die Lebenserwartung aus – vorausgesetzt, sie werden langfristig beibehalten. Dies berichten Wissenschaftler nach der Auswertung von zwei renommierten, prospektiven US-amerikanischen Studien.
Für die Studie werteten Assistenzprofessorin Dr. Mercedes Sotos-Prieto und ihre Kollegen die Ernährungsdaten von 47.994 Frauen der „Nurses‘ Health Study“ und 25.745 Männern der „Health Professionals Follow-up Study“ über einen Zeitraum von 12 Jahren (1986-1998) aus. Zur Beurteilung der Ernährungsqualität der Probanden zogen die Wissenschaftler drei verschiedene Ernährungsscores hinzu: den Index für gesunde Ernährung, den mediterranen Ernährungsscore sowie den DASH-Ernährungsscore1. In allen drei Scores wird die Aufnahme bestimmter Lebensmittel und Nährstoffe mit Punkten bewertet, wobei weniger günstige Lebensmittel einen niedrigeren Punktwert haben als ernährungsphysiologisch bessere. Anschließend setzten die Wissenschaftler die Höhe der erzielten Ernährungsscores sowie deren Veränderung über die 12 Jahre in Relation zu den Sterbedaten der Probanden während der darauffolgenden 12 Jahre (1998-2010).
„Insgesamt unterstreichen unsere Ergebnisse die Vorteile gesunder Ernährungsgewohnheiten einschließlich der mediterranen Ernährung und der DASH-Diät. Unsere Studie zeigt, dass sogar geringfügige Verbesserungen der Ernährungsqualität das Mortalitätsrisiko signifikant beeinflussen können und umgekehrt eine Verschlechterung der Ernährungsqualität das Risiko erhöhen kann“, fasst Dr. Sotos-Prieto, Erstautorin der im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie, zusammen. Dies günstigen Effekte waren unabhängig davon, welcher Ernährungsscore als Referenz verwendet wurde. Am häufigsten verbesserte sich der Verzehr von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, Fisch und Omega-3-Fettsäuren.
Zur Veranschaulichung ihrer Ergebnisse verwenden die Wissenschaftler die Auswirkungen einer langfristigen Verbesserung der Ernährung um 20 Perzentilwerte. Dies entspricht beispielsweise einem Austausch von einer Portion rotem oder verarbeitetem Fleisch gegen eine Portion Hülsenfrüchte oder Nüsse pro Tag. Eine solche Verbesserung der Ernährung ging mit einem 8- bis 17 Prozent geringeren Sterberisiko einher (je nachdem, welcher Score verwendet wurde). Im Gegensatz dazu erhöhte sich das Sterberisiko durch eine Verschlechterung der Ernährungsqualität um 6 bis 12 Prozent.
Probanden, die sich während der gesamten ersten 12 Jahre eher gesund ernährten, hatten eine 9- bis 14 Prozent geringere Gesamtmortalität als Probanden mit konstant ungünstigem Ernährungsverhalten. Jene Probanden, die mit relativ ungünstigen Ernährungsgewohnheiten starteten, ihre Ernährung aber am meisten verbesserten, wurden ebenfalls mit einem geringeren Sterberisiko belohnt.
„Unsere Ergebnisse heben die langfristigen gesundheitlichen Vorteile einer Verbesserung der Ernährungsqualität hervor, wobei der Schwerpunkt eher auf den allgemeinen Ernährungsgewohnheiten als auf einzelnen Nahrungsmitteln oder Nährstoffen liegt“, erläutert Prof. Frank Hu, Seniorautor der Studie und Vorsitzender der Harvard T. H. Chan School of Nutrition. „Ein gesundes Ernährungsmuster kann entsprechend der individuellen Ernährungs- und kulturellen Präferenzen und Gesundheitszustände angewendet werden. Es gibt keine Einheitsdiät“, betont Prof. Hu.
Quellen einblenden
- M. Sotos-Prieto, S. N. Bhupathiraju, J. Mattei et al. (2017): Association of Changes in diet quality with total and cause-specific mortality. New England Journal of Medicine 377: Seite 143-153
- Harvard T. H. Chan School of Public Health (2017): Improving diet quality over time linked with reduced risk of premature death. Pressemitteilung vom 12.07.2017
1Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH), Ernährungskonzept, das zur Senkung des Blutdrucks empfohlen wird.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 7. Dezember 2017 um 11:04
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Genau wie Frank Hu in Obesity Epidemiology erwähnt, das es keine Einheitsdiät gibt. Fettleibigkeit ist in unserer Gesellschaft leider ein immer größer werdendes Problem.
Jeder Mensch sollte für sich herausfinden welche Nahrungsmittel einem gut tun, zu selektieren. Um sich dann bewusst gesund zu ernähren .