Verzerrte Wahrnehmung: Risiken des Lebensstils werden häufig unterschätzt
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 10. November 2015
Nur wenigen Bundesbürgern gelingt es, die Gefahren unseres Alltags richtig einzuschätzen. Während die Angst vor Terroranschlägen, Gewaltverbrechen und Flugzeugabstürzen groß ist, werden die Risiken, die mit einer ungesunden Lebensführung einhergehen, deutlich unterschätzt.
Im Rahmen einer repräsentativen TNS-Emnid-Studie wurden 1005 Bundesbürger im Alter von mindestens 14 Jahren befragt, für wie wahrscheinlich sie das Eintreten bestimmter Gefahren halten. Hierzu zählten neben Terroranschlägen, Gewaltverbrechen und Flugzeugabstürzen Krankheiten wie Alzheimer, Schlaganfall oder Herzinfarkt sowie verschiedene Lebensstil-Risiken.
Es stellte sich heraus, dass die Risiken des Alltags häufig falsch eingeschätzt werden. Viele Menschen überschätzen die Gefahr, die von Terroranschlägen, Flugzeugabstürzen und Gewaltverbrechen ausgeht, deutlich. Beispielsweise kommt – statistisch gesehen – hierzulande nur einer von 27,3 Millionen Menschen durch einen Anschlag ums Leben. Das Risiko, Opfer eines Terroranschlags zu werden, wurde allerdings von knapp vier Fünfteln der Befragten (79 Prozent) überschätzt. Ähnliches galt für Gewaltverbrechen (Überschätzung durch 63 Prozent der Befragten) und Flugzeugunglücke (Überschätzung durch 48 Prozent der Befragten).
Die Risiken, die von einem ungünstigen Lebensstil ausgehen, wurden dagegen mehrheitlich unterschätzt (s. Abbildung). Berechnungen zufolge stirbt einer von 110 Menschen (1:110) an den Folgen einer unausgewogenen oder zu fetthaltigen Ernährung. Diese Gefahr wurde durch vier von fünf Befragten unterschätzt. Jeder Zehnte ging von einer Wahrscheinlichkeit von 1:1 Million aus. Auf Platz zwei der Fehleinschätzungen folgte das Risiko durch regelmäßiges Rauchen (über 20 Zigaretten pro Tag) vorzeitig zu versterben. Während die Wahrscheinlichkeit von Experten auf 1:180 geschätzt wird, waren immerhin 72 Prozent der Befragten (also knapp drei Viertel) davon überzeugt, dass die Gefahr durch Rauchen geringer sei. Die maximalen Schätzer der Befragten lagen bei 1:10 Millionen. An dritter Stelle der Unterschätzungen stand die Gefahr, die vom Konsum harter Drogen ausgeht. Im Vergleich zur rechnerischen Wahrscheinlichkeit von 1:215 gingen zwei von drei Befragten von einem geringeren Risiko aus. Jeder Siebte rechnete hier mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100.000.
Etwas besser waren die Einschätzungen über die Risiken eines Bewegungsmangels (1:760) und die Folgen eines regelmäßigen, hohen Alkoholkonsums (Männer: 1 Liter Bier oder ein halber Liter Wein pro Tag, Frauen: jeweils die Hälfte; Wahrscheinlichkeit 1:650). Drei von fünf Befragten überschätzte das Risiko, vorzeitig durch Bewegungsmangel zu versterben, und gut die Hälfte die Gefahr, die von hohem Alkoholkonsum ausgeht.
Angesichts dieser Ergebnisse fordert der an der Studie beteiligte Arzt und Risikoforscher Professor Klaus Heilmann, Verbraucher besser über die realen Risiken des Alltags aufzuklären. Interessant wäre auch eine Frage an die Probanden gewesen, ob sie sich nach einer Information über die tatsächlichen Risiken vorstellen könnten, ihren Lebensstil zu ändern beziehungsweise bereits konkrete Änderungen planen.
Quellen einblenden
- Canada Life (2015): Flugkatastrophen, Terror, Gewalt: Deutsche verkennen die Risiken des Alltags. Pressemitteilung vom 26.02.2015
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 10. November 2015 um 07:17
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