Viel Weichmacher bei Fast-Food-Genuss

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 9. Juni 2016

Zu den Argumenten gegen den häufigen Fast Food-Verzehr gesellt sich ein weiteres hinzu. Pizza, Burger und Co sind nicht nur reich an Fett, Salz und Zucker, sie enthalten auch noch hohe Konzentrationen an gesundheitsschädlichen Weichmachern (Phthalate). Dies ergab eine US-amerikanische Studie, deren Ergebnisse auf Deutschland übertragbar sind.

 

Ami Zota und ihre Kollegen von der George Washington Universität (Washington DC) haben für ihre Studie Ernährungsdaten der renommierten NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey) von 2003 bis 2010 ausgewertet. Berücksichtigt wurden die Daten von Probanden, die mindestens sechs Jahre alt waren, ein Interview zu ihrem Lebensmittelverzehr während der letzten 24 Stunden absolviert und eine Urinprobe abgegeben hatten. Fast Food-Verzehr wurde definiert als der Konsum von Speisen aus Restaurants ohne Bedienung, Pizzarestaurants, Drive-in-Restaurants oder von Lieferdiensten. In Abhängigkeit von der Menge an verzehrtem Fast Food wurden die Probanden in drei Gruppen eingeteilt: Fast Food-Liebhaber hatten mindestens 34,9 Prozent ihrer Energieaufnahme mit Fast Food gedeckt, Fast Food-Gelegenheitsesser dagegen zwischen 0,08 und 34,8 Prozent. Fast Food-Abstinente, die Kontrollgruppe, hatten an dem relevanten Untersuchungstag kein Fast Food zu sich genommen.

Für die Analyse wurde der Verzehr von Fast Food in Relation zur Ausscheidung von Weichmacher-Metaboliten mit dem Urin betrachtet. Dabei beschränkten sich die Wissenschaftler auf zwei Verbindungen, DEHP (Diethyhexylphthalat) und DiNP (Diisononylphthalat), die vergleichsweise häufig mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Urin-Konzentration der Abbauprodukte (Metabolite) beider Verbindungen gilt als Näherung für ihre tatsächliche Aufnahme.

Die Forscher stellten fest: Je mehr Fast Food die Probanden in den letzten 24 Stunden zu sich genommen hatten, desto höher war die Konzentration von Weichmachern im Urin. „Verglichen mit Nichtkonsumenten hatten Teilnehmer mit geringem Fast Food-Konsum 15,5 Prozent mehr und solche mit viel Fast Food 23,8 Prozent höhere Werte des DEHP-Abbauprodukts im Urin“, fassen sie zusammen. Der Unterschied zwischen den Gruppen war bei den DiNP-Metaboliten sogar noch größer. Hier hatten die Fast Food-Liebhaber 39,0 Prozent höhere Werte und die Fast Food-Gelegenheitsesser 24,8 Prozent höhere Werte als Fast Food-Abstinente. Während DEHP wohl vorwiegend über getreidehaltige und sonstige Lebensmittel aufgenommen wurde, war die DiNP-Aufnahme mit der Getreide- und Fleisch-Aufnahme assoziiert.

Unsere Ergebnisse wecken Besorgnis, weil gerade die Phthalate mit einer Reihe von ernsten Gesundheitsproblemen bei Kindern und Erwachsenen verknüpft sind“, gibt Ami Zota zu bedenken. Phthalate können beispielsweise eine Erkrankung an Asthma oder Neurodermitis bei Kindern begünstigen und aufgrund ihrer hormonähnlichen Wirkung die Fortpflanzung beeinträchtigen. „Unseres Wissens nach ist die die größte Studie zu Fastfood-Konsum und der Aufnahme von Umweltchemikalien und die erste populationsbasierte dieser Art“, betonen die Wissenschaftler die besondere Bedeutung ihrer Studie. Ihre Ergebnisse sind zwar nur für die USA repräsentativ, aber auch in Deutschland wurde bereits 2013 festgestellt, dass insbesondere Fertiggerichte und fettreiche Soßen zur Phthalat-Belastung beitragen. Die Wissenschaftler schließen sich daher der Empfehlung an, den Verlockungen des Fast Foods nur ausnahmsweise nachzugeben.

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verfasst von am 9. Juni 2016 um 08:43

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