Vor- und Nachteile verschiedener fleischarmer Ernährungsweisen

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 13. Januar 2022

Eine fleischarme Ernährung fördert nicht nur die eigene Gesundheit. Sie wirkt sich auch günstig auf das Tierwohl und die Umwelt aus. Die tatsächlichen Auswirkungen einer fleischarmen Kost können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welche Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen und welche Nachhaltigkeitsaspekte im Fokus stehen.

Hände halten die Welt und Genüse

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Was wir essen, wirkt sich nicht nur auf unsere Gesundheit aus, sondern auch auf das Tierwohl und das Klima. Global gesehen ist die Ernährung für ein Viertel der durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Nutztierhaltung gilt als besonders klimaschädlich. Tiere wandeln nur einen kleinen Teil des Futters in Fleisch um. Den Rest benötigen sie für ihren eigenen Stoffwechsel. Wiederkäuer erzeugen zudem Methan. Dieses Gas beschleunigt die Erderwärmung.

Wer seinen Fleischkonsum verringert, würde demnach nicht nur sich selbst etwas Gutes tun. Er würde auch Nutztieren und der Umwelt einen guten Dienst damit erweisen. Doch welche Strategie ist die beste? Weniger Fleisch zu essen und mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte gemäß den Empfehlungen für eine vollwertige Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)? Oder sollten wir uns besser die südlichen Nachbarn zum Vorbild nehmen und statt Fleisch öfter zu Fisch und Meeresfrüchten greifen? Oder ganz radikal auf alle tierischen Lebensmittel verzichten und uns zukünftig vegan ernähren?

Bislang gibt es kaum Studien, die die Folgen der menschlichen Ernährung auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt vergleichend untersuchen („One Health“-Perspektive). Juliana Paris vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn und ihre Kollegen haben eine solche Studie durchgeführt. „Dazu haben wir uns exemplarisch angesehen, welche Produkte bei Menschen in Nordrhein-Westfalen auf dem Speiseplan stehen“, beschreibt Paris. „Diese Referenzkost haben wir dann mit drei verschiedenen Szenarien verglichen: einer Umstellung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), dem Wechsel zu einer Mittelmeer-Diät mit mehr Fisch und Meeresfrüchten sowie der Änderung hin zu einer veganen Ernährung.“

Um ein möglichst unverzerrtes Bild zu erhalten, haben die Wissenschaftler bei der Auswahl der Lebensmittel darauf geachtet, dass diese sich – abgesehen von der Fleischreduktion – so wenig wie möglich von der Referenzkost unterschieden. Außerdem sollte die Nährstoffaufnahme möglichst unverändert bleiben.

Für ihre Nachhaltigkeitsanalyse griffen die Forscher auf verschiedene Datenbanken zu. „Mit ihrer Hilfe konnten wir zum Beispiel den Effekt jeder Ernährung auf bestimmte Umweltaspekte abschätzen – etwa die bei ihrer Produktion entstehende Menge an Klimagasen oder den Wasserverbrauch“, erläutert Dr. Neus Escobar vom Institut für Angewandte Systemanalyse in Österreich. „Ähnlich gingen wir vor, um die Auswirkung der jeweiligen Ernährung auf die Gesundheit zu bewerten.“ In die Abschätzung der Folgen für das Tierwohl flossen unter anderem ein, wie die Tiere gehalten werden und wie viele Tiere durch den Konsum ihr Leben verlieren würden.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher vor kurzem in der Fachzeitschrift Science of the Total Environment. Demnach fällt die Antwort auf die Frage nach der nachhaltigsten Ernährungsform nicht so einfach aus, wie man meinen könnte. Vielmehr kommt es darauf an, welche Nachhaltigkeitsdimension man in den Fokus stellt.

Die vegane Ernährungsweise schnitt in vielen Bereichen am besten ab. Allerdings benötigt die Erzeugung veganer Lebensmittel sehr viel Wasser. „Außerdem müssen Veganerinnen und Veganer bestimmte Nährstoffe separat zuführen, etwa Vitamin B12, Vitamin D oder auch Kalzium“, gibt Paris zu bedenken.

Die Mittelmeerkost ist gesünder als die Referenzernährung. Sie bringt aber aufgrund ihres hohen Anteils an Gemüse und Nüssen ebenfalls einen erhöhten Wasserbedarf mit sich. Tauscht man das in der Referenzkost enthaltene Fleisch komplett durch Fisch aus, wirkt sich dies außerdem sehr negativ auf das Tierwohl aus: Weil Fische und Meeresfrüchte deutlich kleiner sind als Kühe oder Schweine, sterben leider bei der Mittelmeerkost erheblich mehr Tiere.

Die Empfehlungen der DGE gehen laut den Ergebnissen der Studie zwar in die richtige Richtung. Im Hinblick auf die menschliche Gesundheit seien die anderen beiden Optionen aber besser, schreiben die Autoren.

Generell wäre es von Vorteil, wenn der Proteinbedarf weniger aus tierischen Quellen gedeckt würde, folgert Escobar. „Zudem ernähren sich viele Menschen heute deutlich zu reichhaltig. Würden sie ihre Nahrungsmenge auf das reduzieren, was sie wirklich brauchen, hätte das möglicherweise zusätzliche positive Effekte.“ Wer öfter mal auf Fleisch verzichtet und stattdessen auf heimische Vollkornprodukte, saisonales Obst und Gemüse setzt, tut demnach nicht nur sich etwas Gutes, sondern auch den Tieren und der Umwelt.

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verfasst von am 13. Januar 2022 um 08:00

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