Welche Frischmilchverpackung ist die nachhaltigste?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 31. August 2021

Die Nachhaltigkeit von Getränkeverbundkartons, Kunststoffverpackungen und Mehrweg-Glasflaschen hängt auch von Umfeldbedingungen ab, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik zeigt.

Milchverpackungen auf einem Tisch

© pixabay/ DEBInet

Der nachhaltigste Weg, Milch zu transportieren, ist höchstwahrscheinlich, diese zu Fuß oder mit dem Fahrrad beim Bauern vor Ort zu besorgen und in einem wiederverwendbaren Gefäß mit nach Hause zu nehmen. Doch nicht jeder hat diese Möglichkeit. Im Lebensmittelhandel wird Milch in Getränkeverbundkartons, Kunststoff-Standbeuteln und Mehrweg-Glasflaschen verkauft. Welche dieser Verpackungsmethoden ist am nachhaltigsten? Gibt es Faktoren, die die Nachhaltigkeit beeinflussen?

Um diese Fragen zu klären, hat die Upländer Bauernmolkerei aus dem hessischen Willingen das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Fraunhofer UMSICHT) beauftragt, eine Ökobilanzstudie zu Milchverpackungen durchzuführen. Hierfür berücksichtigten die Wissenschaftler den kompletten Lebenszyklus der Verpackungen: von der Produktion über den Transport, die Abfüllung bis hin zum Recycling beziehungsweise der Entsorgung. Analysiert wurden beispielsweise

  • bei der Produktion: Einsatz der Rohmaterialien für die Verpackung, den Verschluss und das Etikett,
  • beim Transport: Weg vom Hersteller zum Abfüller, weiter zur Verkaufsstätte, Leerfahrten bis zur nächsten Warenaufnahme sowie Retourfahrten,
  • bei der Abfüllung: Abfüllungsprozess, aber auch Reinigung der Glasflaschen,
  • bei der Entsorgung: Recycling von Papier und Kunststoffen, thermische Verwertung von Verpackungsbestandteilen, Gutschriften für Energie und Material für die Produkte des Recyclingprozesses (Rezyklate)

Das Ökomonitoring bescheinigte Glasflaschen die größte Nachhaltigkeit. Dies galt allerdings nur bei kurzen Transportwegen und wenn jede Glasflasche mindestens 20-mal befüllt wird. Denn anders als Getränkeverbundkartons beeinflussen die ersten Umläufe der Mehrweg-Glasflaschen das Klima zunächst stärker. Dies liegt zum einen am energieintensiven Herstellungsprozess der Flaschen. Negativ zu Buche schlagen außerdem das höhere Gewicht der Flaschen beim Transport und bei Retouren sowie die zusätzlich erforderliche Reinigung der Flaschen. Werden die Flaschen häufiger benutzt und nur innerhalb eines „ökologischen Radius‘ “ transportiert, relativieren sich die Nachteile.

Beim Vergleich der Verpackungen hatten Kunststoffverpackungen den geringsten CO2-Fußabdruck, da sie energetisch verwertet werden. Dadurch werden weniger Brennstoffe zur Energiegewinnung benötigt. Dieser Bonus dürfte allerdings in Zukunft kleiner ausfallen, denn auch der Energiesektor wird nachhaltiger. Ein Recycling der untersuchten Kunststoffstandbeutel war indessen aufgrund ihres (wenn auch geringen) Kreideanteils nicht möglich. Bei der Mehrweg-Glas-Variante werden die Flaschen mehrfach benutzt. Können die Flaschen nicht mehr weiterverwendet werden, werden sie recycelt.

Das Fazit der Forscher lautet: Je nach Situation können sowohl Glasflaschen als auch Getränkeverbundkartons sinnvoll sein. „Wichtig ist, dass die Verpackungsvarianten ökologisch sinnvoll eingesetzt und die Vorteile an die Konsument*innen kommuniziert werden“, erläutert Anna Schulte von der Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation des Fraunhofer UMSICHT. Durch die richtige Entsorgung der Verbundkartons im gelben Sack beziehungsweise die Rückgabe der Mehrwegvariante leisten die Konsumenten einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit der Verpackungen. Auch die Bio-Molkerei, welche die Studie beauftragt hat, investiert nun in Nachhaltigkeit: Sie ließ eine neue Abfüllanlage für Mehrweg-Glasflaschen bauen. Die Glasflaschen sind allerdings nur im Umland erhältlich. Für längere Transportwege setzt die Molkerei weiterhin Verbundkartons ein.

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verfasst von am 31. August 2021 um 08:04

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