Wenig Sterne für US-Lebensmittelangebot

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 24. September 2019

Laut einer aktuellen Studie sind Lebensmittel in den USA nach wie vor überwiegend sehr stark verarbeitet und reich an Kalorien, gesättigten Fetten, Zucker und Salz. Die Wissenschaftler setzen sich für ein öffentliches Umdenken ein und haben eine App entwickelt, die Verbrauchern hilft, das Lebensmittelangebot von Supermärkten zu beurteilen.

„Zu sagen, dass unsere Lebensmittelversorgung einen hohen Bearbeitungsgrad aufweist, wird niemanden schockieren. Aber es ist wichtig, dass wir Lebensmittel- und Getränkehersteller zur Verantwortung ziehen, indem wir kontinuierlich dokumentieren, wie sie gesunde Lebensmittel für die Verbraucher bereitstellen“, gibt sich Abigail Baldridge kämpferisch. „Und das Urteil lautet, dass sie viel besser abschneiden können und sollen.“ Baldridge ist Biostatistikerin am Institut für Präventivmedizin und Biostatistik der Feinberg School of Medicine an der Northwestern University in Chicago.

Für die Studie griffen Baldrige und ihre Kollegen auf Daten des lokalen Chicagoer Unternehmens Label Insight zurück, die über 80 Prozent aller in den USA in den letzten drei Jahren verkauften Lebensmittel- und Getränkeprodukte umfassen. Insgesamt wurden 230.156 Lebensmittel untersucht. Zur Einschätzung des Gesundheitswerts setzten die Wissenschaftler das „Health Star Rating“-System ein, welches aus dem Gehalt positiver (wie die Dichte von Obst- und Gemüsegehalt, Eiweiß und Ballaststoffen) und eher nachteiliger Nährstoffe (wie Dichte von Energie, dem Salzbestandteil Natrium, Gesamtzucker und gesättigten Fetten) einen Gesamtwert berechnet. Dieser Wert wird dann in Form von Sternen visualisiert. Das Minimum von 0,5 Sternen steht für die ungesündesten Produkte, maximal kann ein Wert von 5 Sternen (am gesündesten) erreicht werden.

Beinahe 3 von 4 untersuchten Produkten (71 Prozent) wurden als extrem verarbeitet eingestuft. Solche extrem verarbeiteten Lebensmitteln werden ganz oder größtenteils aus Stoffen hergestellt, die zuvor aus Lebensmitteln extrahiert wurden (Öle, Fette, Zucker, Stärke und Protein) und gelten als Schlüsselfaktoren für die Entstehung von Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele hoch verarbeitete Produkte, zu denen Brot, Salatdressings, Snacks, Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke zählen, sind reich an Energie, gesättigten Fetten, Zucker und Salz. Dementsprechend lag der mittlere „Health Star Rating“-Wert bei lediglich 2,7 von 5 Sternen. Negativer Spitzenreiter waren in der aktuellen Studie Lebensmittel aus der Gruppe der Brote und Backwaren, deren Gehalt an Kalorien, gesättigten Fettsäuren, Gesamtzucker und Natrium durchweg im höchsten Drittel aller untersuchten Lebensmittel lag. „Unser Team hat bereits im Vorfeld gezeigt, dass insbesondere Brote in den USA einen 12 Prozent höheren Natriumgehalt aufweisen als in Großbritannien, wo nationale Strategien zur Natriumreduktion zur Senkung des Natriumgehalts in verpackten Lebensmitteln beigetragen haben“, erläutert Baldridge.

Baldridge und ihre Kollegen möchten mit ihren Studienergebnissen Lebensmittelhersteller dazu anspornen, die Rezeptur ungesunder Lebensmittel zu überarbeiten oder sie ganz durch gesündere Produkte zu ersetzen. Zugleich dient die Studie der Information der US-Regierung und soll aufzeigen, wo Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitswerts verpackter Lebensmittel und Getränke erforderlich sein könnten. Um kurzfristig Abhilfe für die Verbraucher zu schaffen, haben die Wissenschaftler eine kostenlose App entwickelt, mit der Lebensmittelkäufer anhand des Barcodes verpackter Lebensmittel Informationen zu deren Gesundheitswert erhalten. Momentan umfasst die zugrunde liegende Datenbank 268.000 Lebensmittel und Produkte, wobei Verbraucher bisher nicht erfasste Produkte selbst hochladen können.

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verfasst von am 24. September 2019 um 06:14

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