Wie Kinderkochshows die Ernährung positiv beeinflussen könnten
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 10. März 2020
Fernsehen und gesunde Ernährung: Wie passt das zusammen? Bekannt sind eher negative Einflüsse durch Werbung und Bewegungsmangel. Aus Ergebnissen einer aktuellen Studie folgern Wissenschaftler, dass klug gestaltete Fernsehsendungen gemeinsam mit anderen Maßnahmen die Ernährung von Kindern verbessern könnten.
Schlechte Ernährungsgewohnheiten im Kindes- und Jugendalter können zahlreiche und weitreichende gesundheitliche Folgen haben, darunter Beeinträchtigungen von Wachstum und Entwicklung, der Zahngesundheit sowie Gewichtsprobleme. Aus früheren Studien geht hervor, dass Jugendliche eher nährstoffreiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse zu sich nehmen, wenn sie sich an der Zubereitung von Speisen beteiligen können. Doch wie lässt sich das mit dem Trend, zunehmend nach Fertigprodukten zu greifen, und der fehlenden Vorbildfunktion vieler Eltern in Bezug auf die Zubereitung frischer Gerichte vereinbaren? Vielfach haben bereits die Eltern defizitäre Kenntnisse über die Verarbeitung frischer Lebensmittel. Inwieweit kann die Schule die Vermittlung eines gesunden Ernährungsverhaltens übernehmen?
Dieser Frage gingen Wissenschaftler in den Niederlanden nach. In ihrer Studie wollten sie herausfinden, ob speziell für Kinder gestaltete TV-Kochsendungen die Ernährungsgewohnheiten von Kindern beeinflussen. Für ihre Studie baten sie 125 10-12-jährige SchülerInnen aus 5 Schulen eine von drei verschiedenen 10-minütigen Fernsehsendungen anzusehen. Bei zwei der drei Sendungen handelte es sich um Kochsendungen, die sich mit gesunden beziehungsweise ungesunden Lebensmitteln befassten, die dritte Sendung war eine in der Aufmachung ähnliche Kindersendung, die allerdings nichts mit Lebensmitteln zu tun hatte. Im Anschluss durften die Kinder sich einen Snack als Dank für ihre Teilnahme aussuchen. Zur Wahl standen Äpfel, Gurkenscheiben, eine Handvoll Chips oder Mini-Salzbrezeln.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich die Kinder, die zuvor die gesunde Kochsendung gesehen hatten, mit Abstand am häufigsten für gesunde Snacks entschieden. Die Wahrscheinlichkeit, einen gesunden Snack auszuwählen, war in dieser Gruppe 2,4mal höher als in der Kontrollgruppe und sogar 2,7mal höher als in der Gruppe der Kinder, welche die Kochsendung über ungesunde Lebensmittel gesehen hatten.
„Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Kochprogramme ein vielversprechendes Instrument zur Förderung positiver Veränderungen der Ernährungspräferenzen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Kindern sein können“, folgert Erstautor Dr. Frans Folkvord von der Universität Tilburg. „Schulen sind der effektivste und effizienteste Weg, um einen großen Teil einer wichtigen Zielgruppe zu erreichen, zu der sowohl Kinder als auch Schulpersonal und die breite Öffentlichkeit gehören“, kommentiert Folkvord. „Positive Vorbilder unter Gleichaltrigen und Lehrern können die Schüler dazu ermutigen, neue Lebensmittel zu probieren, für die sie zuvor Abneigung gezeigt haben.“
Welchen Effekt eine Intervention zur Beeinflussung des Ernährungsverhaltens von Kindern hat, wird in hohem Maß von deren Persönlichkeitsmerkmalen beeinflusst. Beispielsweise zeigen Kinder, die nicht gerne neue Lebensmittel probieren, seltener ein größeres Verlangen, gesündere Lebensmittel zu probieren als jene, die von sich aus gerne Neues ausprobieren. Mit zunehmendem Alter fühlen sich aber auch die Zurückhaltenderen mehr für ihre Essgewohnheiten verantwortlich und können – so die Theorie der Wissenschaftler – auf Informationen zurückgreifen, die sie als Kinder gelernt haben. Die Forscher glauben, dass sich das Anschauen von ernährungsprägenden Sendungen auch dann, zeitlich verzögert, positiv auf das Verhalten von Kindern auswirken kann.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche und Erwachsene Obst und Gemüse zu sich nehmen, hängt stark davon ab, wie man die meisten Früchte und Gemüse zubereitet. Verbesserte Kochkenntnisse bei Kindern könnten den Verzehr von Obst und Gemüse in einer Weise positiv beeinflussen, die bis ins Erwachsenenalter anhält“, schließt Folkvord.
Quellen einblenden
- Sciencedaily (2020): Kids twice as likely to eat healthy after watching cooking shows with healthy food. Pressemitteilung vom 03.01.2020.
- F. Folkvord, D. Anschütz, M. Geurts (2020): Watching TV cooking programs: effects on actual food intake among children. Journal of Nutrition Education Behavior, Online-Vorabveröffentlichung
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 10. März 2020 um 07:30
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