(Wie) Wirkt Hühnersuppe?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 21. Februar 2012

Ein unangenehmes Kratzen im Hals, die Nase verstopft oder ständig laufend, dazu immer wieder ein Niesen? Spätestens wenn sich der Husten einstellt, ist es eindeutig: Die Erkältungs-Viren haben wieder einmal zugeschlagen. Rund zwei- bis viermal jährlich erkrankt ein Erwachsener an einer Erkältung, im Winter und in der Übergangszeit nimmt die Häufigkeit von Erkältungen zu. Jetzt haben frei verkäufliche Arzneimittel aus der Apotheke Hochkonjunktur. Viele setzen auch auf altbekannte Hausmittel wie heiße Zitrone, Inhalieren, Kartoffelwickel oder Zwiebelsaft.

Hühnersuppe
© foto.bulle

Laut einer Umfrage des Hessischen Fernsehens erfreut sich insbesondere die Hühnersuppe zur Bekämpfung von Erkältungen und als stärkende Krankennahrung großer Beliebtheit. Es gibt sogar einige Studien über die Wirkungen von Hühnersuppe. Hat der Geflügelsud seinen guten Ruf zu Recht?

Im Reagenzglas zumindest wirkte verdünnte Hühnersuppe entzündungshemmend und könnte sich dadurch positiv auf den Verlauf von Erkältungskrankheiten auswirken. Wissenschaftler des Nebraska Medical Centers beobachteten, dass Hühnersuppe (nach dem Rezept einer der Großmütter der Forscher zubereitet) die Aktivität der weißen Blutkörperchen hemmt. Normalerweise sind diese körpereigenen Helfer wichtig für die Abwehr von Viren, sind die weißen Blutkörperchen allerdings im Übermaß vorhanden, verursachen sie Entzündungsreaktionen und ein Anschwellen der Schleimhäute. Welchen Inhaltsstoffen der Hühnersuppe die beobachteten Wirkungen zuzuschreiben sind, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Auch fehlen Studien mit (erkälteten) Menschen.

Chicken Soup for the Soul
© Enokson

Hühnersuppe für die Seele

Hühnerfleisch ist reich an Vitamin A und Vitamin E. Inwieweit diese Vitamine als Bestandteil der Suppe Erkältungen bekämpfen können, wurde noch nicht untersucht. Hinzu kommt das wohltuende Gefühl beim Verzehr der dampfenden Suppe. Last but not least bleibt der Plazebo-Effekt: Vielleicht benötigen wir, wenn wir uns müde, krank und abgeschlagen fühlen, keinen wissenschaftlich belegten Wirkmechanismus, sondern es genügt die Erinnerung an frühere Zeiten, als unsere Mutter oder Großmutter uns liebevoll umsorgt hat, wenn wir krank waren – und extra für uns Hühnersuppe gekocht hat… Auch damals ist die Erkältung vorbeigegangen, wobei sich natürlich nicht mehr im Nachhinein ermitteln lässt, ob dies mit der Wirkung der Hühnersuppe zu tun hatte, mit anderen angewandten Hausmitteln oder einfach eine Frage der Zeit war. Gewöhnlich dauert eine Erkältung ca. eine Woche.

Zurück zur Hühnersuppe. Denn diese kann noch mehr: In einer japanischen Studie wirkte der Verzehr von Hähnchenfleisch bei Menschen mit Bluthochdruck blutdrucksenkend. Die Forscher der Universität Hiroshima führen dies auf das im Hähnchenfleisch enthaltene Bindegewebsprotein Kollagen zurück. Es wird angenommen, dass das aufgenommene Kollagen körpereigene Regelkreise blockiert und auf diese Weise die Verengung von Blutgefäßen und den Anstieg des Blutdrucks verhindert (1). Reich an Kollagen sind insbesondere sehnenreiche Körperteile, die häufig für die Zubereitung von Suppen oder Brühen verwendet werden. Während des Kochvorgangs löst sich das Kollagen aus dem Bindegewebe und geht in die Suppe über.

Wie lässt sich Hühnersuppe zubereiten? Hühnersuppe ist nichts für Eilige. Sie sollte möglichst mehrere Stunden sieden. Für die Suppe wird ein ganzes Huhn mit kaltem Wasser angesetzt und zusammen mit Karotten-, Lauch- und Selleriestücken langsam erhitzt. Gewürzt wird die Suppe z. B. mit Nelken, Piment, Salz und Pfeffer. Nach dem Aufkochen muss die Suppe bei geringer Hitze ca. drei Stunden garziehen. Anschließend das Huhn herausnehmen, die Haut entfernen und das Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Die Brühe sieben. Dann die Fleischstückchen und nach Geschmack gewürfeltes Suppengrün in die Brühe geben und nochmals ca. 15 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse gar ist. Die Suppe erneut abschmecken – fertig! Hühnersuppe lässt sich übrigens gut auf Vorrat zubereiten. In einzelne Portionen geteilt (Fleisch am besten getrennt von der Brühe aufbewahren) hält sie sich im Gefrierschrank bis zu sechs Monaten.

Wenn es um die entzündungshemmende Wirkung von Hühnersuppe geht, muss es übrigens nicht unbedingt die aufwendig nach traditionellem Rezept selbst zubereitete Hühnersuppe sein. Laut den Forschern des Nebraska Medical Centers wirken Tüten- und Dosensuppen sogar zum Teil noch besser als Großmutters Kraftbrühe.

(1) Kollagen hemmt die Bildung des körpereigenen Enzyms ACE (Angiotensin converting Enzyme). Dieses wiederum vermittelt auf hormonellem Weg die Verengung von Blutgefäßen.

Quellen:

Weitere schmackhafte Suppenrezepte finden Sie hier…

verfasst von am 21. Februar 2012 um 07:16

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6 Kommentare zu “(Wie) Wirkt Hühnersuppe?”

  1. Claudi sagt:

    Ich bin überrascht davon, das es tatsächlich Hersteller gibt, die in Hühnersuppe aus der Dose keinerlei Geschmacksverstärker oder ähnliches packen. Ich habe eine Firma gefunden aus dem Discounter, die ausschließlich natürliche Zutaten enthält und somit eine echte Alternative für mich ist, wenn es mal schnell gehen muß und ich nicht die Zeit finde um zu kochen!

    Gruß sagt Claudia

  2. Manu sagt:

    Hühnersuppe ist sehr gesund und passt in allen Lebenslagen. Sie spendet dem Körper alles was er braucht und kurbelt nebenher auch noch die Abwehr an. Ich bin ein regelmässiger Esser von Hühnersuppe und ich hatte schon seit Jahren keine richtige Erkältung mehr. Sogar für die Seele ist die Hühnersuppe gut, denn irgendwie gibt sie einem neue Kraft und Energie.

  3. Christina Bächle sagt:

    Die Haut von Geflügel ist sehr fett- und cholesterinreich. Aus gesundheitlicher Sicht demnach nicht unbedingt zu empfehlen…

  4. Rainer sagt:

    Warum um Himmels Willen soll ich denn die Haut von dem Huhn wegschmeißen. Die gehört für mich zu den besten Teilen einer selbstgemachten Hühnersuppe.

  5. Es gibt auch Hühnerfleisch mit Brühe im Glas zu kaufen. Einfach viel frisches Gemüse dazu, kochen, fertig!

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