Niereninsuffizienz
Funktionseinschränkung der Nieren, die durch eine gestörte Ausscheidung und den daraus resultierenden Anstieg harnpflichtiger Substanzen im Blutserum charakterisiert ist.
Akute Niereninsuffizienz (akutes Nierenversagen):
Hierbei handelt es sich um den plötzlichen Verlust der Ausscheidungsfunktion der Nieren. Die akute Niereninsuffizienz ist durch eine Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR), eine verminderte Harnbildung sowie einen Anstieg harnpflichtiger Substanzen charakterisiert. In der sogenannten polyurischen Phase kommt es dann zu einer reaktiv erhöhten Ausscheidung der zuvor angehäuften Substanzen, was eine ausreichende Flüssigkeits- und Kaliumzufuhr notwendig macht.
Bei etwa 50% der Betroffenen tritt die akute Niereninsuffizienz als Folge eines Kreislaufschocks auf, bei dem es aufgrund der Mangeldurchblutung der Nierenkörperchen zu einer Abnahme der GFR kommt. Weitere Ursachen sind entzündliche Erkrankungen der Nieren, Gifte (z.B. Antibiotika, Chemotherapeutika) sowie der Verschluss der Nierentubuli (z.B. durch den Blutfarbstoff Hämoglobin).
Bei der Therapie steht zunächst die Behandlung der auslösenden Ursache im Vordergrund. Während der Funktionseinschränkung der Nieren kommt die Dialyse zum Einsatz, um die Symptome einer Urämie (Harnvergiftung) zu vermeiden. In der Regel kann ein (meist) vollständiges Abklingen der Symptome erreicht werden. Die Sterblichkeit ist durch verbesserte intensivmedizinische Maßnahmen gesunken.
Chronische Niereninsuffizienz:
Sie stellt eine langsam fortschreitende Einschränkung der Nierenfunktion aufgrund eines zunehmenden Untergangs von Nierengewebe dar (Schrumpfniere). Sie verläuft anfangs meist symptomfrei, anschließend kommt es zu einer Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR), einem Anstieg harnpflichtiger Substanzen im Blut (Urämie), Störungen in der Verdünnungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie des Hormonstoffwechsels. Die entstehenden Schäden können nicht wieder rückgängig gemacht werden.
Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die eine Niereninsuffizienz zur Folge haben können. Dazu zählen z.B. chronische Nierenentzündungen, der Missbrauch von Schmerzmitteln sowie die Zuckerkrankheit. Rund 30% der Diabetiker (Typ 1 und 2) entwickeln letztendlich eine terminale Niereninsuffizienz infolge der sogenannten diabetischen Nephropathie.
Die Einteilung der chronischen Niereninsuffizienz in verschiedene Stadien ist kann anhand der GFR und der Serum-Kreatinin-Werte erfolgen.
In Stadium I ist die Konzentrationsfähigkeit der Nieren bereits eingeschränkt und es kommt zu nächtlichem Harndrang.
Das zweite Stadium ist charakterisiert durch den Anstieg harnpflichtiger Substanzen wie Kreatinin und Harnstoff und einer Abnahme der Blutbildung.
Deutliche Symptome treten erstmals in Stadium III auf. Dazu zählen u.a. Bluthochdruck, metabolische (renale) Acidose, Impotenz (aufgrund mangelnder Bildung von Testosteron) und erhöhte Phosphatwerte im Blut.
Das letzte (terminale) Stadium der Niereninsuffizienz ist gekennzeichnet durch Übelkeit, Erbrechen, Blutungsneigung, Lungenödem, Hirnschäden, Koma etc.
Als Therapie ist die Reduktion der Eiweißzufuhr (eiweißarme Diät) geeignet, um einen Anstieg harnpflichtiger Substanzen und das Fortschreiten der Niereninsuffizienz zu verzögern. Die Proteinmenge richtet sich nach dem Stadium der Niereninsuffizienz
Kommt es zu einem Anstieg von Phosphat und Kalium im Blut, so ist die Zufuhr dieser Mineralstoffe mit der Nahrung zu begrenzen (kalium- bzw. phosphatarme Diät).
Reichen diätetische Maßnahmen nicht mehr aus (Urämie), so ist eine Dialysebehandlung erforderlich. Unter diesen Bedingungen muss die Ernährung entsprechend angepasst werden (Dialysediät).
Ferner müssen die bei Niereninsuffizienz in unzureichendem Maße gebildeten Hormone zusätzlich zugeführt werden. Dies trifft v.a. auf Erythropoetin und Calcitriol zu.