Magen-Darm-Erkrankungen - Sodbrennen
Definition
Unter Sodbrennen, auch als "Refluxkrankheit" bezeichnet, versteht man den Rückfluss (Reflux) des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre, dessen Leitsymptom das sogenannte Sodbrennen ist. Etwa 7% der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichem Sodbrennen.
Ursachen
Grundlegende Ursache des Rückflusses ist die Erschlaffung des unteren Speiseröhren-Schließmuskels, der normalerweise dafür sorgt, dass der Speisebrei nicht mehr zurückfließen kann. Dadurch kommt es zum Kontakt des Speisebreis mit der Schleimhaut der Speiseröhre, was die Beschwerden der Erkrankung auslöst.
Die Erschlaffung des Schließmuskels ist auf eine herabgesetzte Muskelspannung (Muskeltonus) zurückzuführen. Die Faktoren, die diesen Prozess fördern, sind im folgenden kurz dargestellt.
Beschaffenheit der Nahrung
Die Zusammensetzung der Nahrung hat einen großen Einfluss auf die Muskelspannung des Speiseröhren-Schließmuskels. Eine fettreiche Mahlzeit reduziert den Muskeltonus um 30%, wahrscheinlich hervorgerufen durch eine vermehrte Freisetzung des Hormons Cholezystokinin. Kohlenhydrate wirken weitgehend neutral, während eiweißreiche Mahlzeiten den Druck um etwa 50% erhöhen.
Besonders kalte Speisen und Getränke verlangsamen den Rücktransport von bereits in die Speiseröhre übergetretenen Mageninhalt in den Magen, wodurch die Symptomatik verstärkt wird.
Übergewicht
Aufgrund der vermehrten Leibesfülle bei Übergewicht erhöht sich der Druck im Bauchraum, wodurch die Druckdifferenz zwischen Speiseröhre und Magen abnimmt. Dies begünstigt den Rückfluss von Speisebrei, besonders im Liegen. 80% der Refluxkranken sind übergewichtig.
Alkohol
Alkohol senkt zum einen die Muskelspannung des Schließmuskels, zum anderen finden sich Störungen in den Bewegungen der Speiseröhre.
Kaffee
Der Einfluss von Kaffee und Koffein auf das Ausmaß des Sodbrennens ist nicht eindeutig geklärt und von individuellen Faktoren abhängig. Wahrscheinlich ist es weniger das Koffein als vielmehr bestimmte Kaffeeinhaltstoffe, die den Muskeltonus herabsetzen.
Sonstige Faktoren
- Nikotin
- Stress
- Schokolade (durch hohen Fett- und Zuckeranteil, Methylxanthine)
- Schwangerschaft (durch Drucksteigerung im Bauchraum, hormonelle Umstellung)
Symptome
Das Hauptsymptom der Refluxkrankheit ist das Sodbrennen, das sich in einem brennenden Gefühl hinter dem Brustbein äußert. Weitere Beschwerden sind saures Aufstoßen, Oberbauchschmerzen und Völlegefühl nach dem Essen. Besonders stark ausgeprägt ist das Krankheitsbild in horizontaler Lage.
Die Symptomatik wird bei bestehenden Entzündungen durch den Verzehr sogenannter hyperosmolarer Lösungen (z.B. stark zuckerhaltige Getränke wie Limonade) verstärkt. Saure Speisen und Getränke haben hingegen nur einen geringen Einfluss.
Risiken / Komplikationen
Während der Magen gegen Salzsäure und Enzyme geschützt ist, wird die Schleimhaut der Speiseröhre beim wiederholten Kontakt mit dem Mageninhalt angegriffen. Dabei wandelt sich sogenanntes Plattenepithel in weniger widerstandsfähiges Zylinderepithel um. Eine so veränderte Speiseröhre bezeichnet man als Barrettösophagus.
Diese Umwandlung begünstigt die Entstehung von chronischen Blutungen und erhöht das Risiko Speisenröhrenkrebs zu entwickeln um den Faktor 50. Jedes dritte Speiseröhrenkarzinom ist Folge einer Refluxkrankheit und somit durch eine entsprechende Therapie vermeidbar!
Ernährungstherapie
Erhöhung des Muskeltonus
Oberstes Ziel der Behandlung ist die Steigerung des Druckgefälles zwischen Speiseröhre und Magen bzw. die Erhöhung des Muskeltonus des Speiseröhren-Schließmuskels. Um dies zu erreichen, sollten voluminöse und fettreiche Mahlzeiten vermieden werden (v.a. abends). Sinnvoller ist die Aufteilung der Nahrung auf mehrere kleine Mahlzeiten (4-6).
Zur Verminderung des gesteigerten Magendrucks sollte bestehendes Übergewicht abgebaut werden. Diese Maßnahme reicht bei milden Formen häufig aus, um die Symptome zu beseitigen oder zu lindern.
Der Alkohol- und Koffeinkonsum sollte möglichst eingeschränkt werden, wobei die individuelle Verträglichkeit zu berücksichtigen ist. Auf extrem heiße und kalte Speisen und Getränke sowie auf Nikotin sollte möglichst ganz verzichtet werden.
Weitere Maßnahmen
Durch die Verwendung einer Kopfstütze oder eines zweiten Kopfkissens erreicht man eine aufrechtere Schlafposition, was die verstärkten Beschwerden in horizontaler Lage verringern kann.
Maßnahmen zum Stressabbau können ebenfalls helfen das Krankheitsbild zu verbessern. Schließlich sollten alle Bewegung, die den Druck im Magen erhöhen (starke Bauchpresse, Bücken), vermieden werden.