Blutarmut (Anämie) - Definition

Unter einer Blutarmut (Anämie) versteht man eine Abnahme der Hämoglobin-Konzentration im Blut unter 130g/l beim Mann bzw. unter 120g/l bei der Frau. Hämoglobin ist der rote Farbstoff des Blutes, der u.a. für den Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport sowie für die Aufrechterhaltung eines konstanten Blut-pH-Wertes verantwortlich ist.

Bei der Blutarmut unterscheidet man im wesentlichen vier Formen (siehe Tabelle). Allen gemeinsam ist die verminderte Hämoglobin-Konzentration im Blut. Sie weisen jedoch unterschiedliche Ursachen und Symptome auf, die zusätzlich zu den allgemeinen Anzeichen einer Blutarmut auftreten.

Einteilung der Anämieformen

  1. Blutungsanämie
  2. Störung der Hämoglobin-Synthese
  3. Störung der Synthese der roten Blutkörperchen
  4. Hämolytische Anämien

Ursachen

Anämien sind entweder auf organische Ursachen oder auf einen ernährungsbedingten Eisenmangel zurückzuführen. Dieser kann entstehen:

  • durch einen Mehrbedarf (z.B. in der Schwangerschaft und bei Wachstumsschüben), der unzureichend gedeckt wird
  • allgemein durch eine zu geringe Eisenzufuhr mit der Nahrung (Gefahr bei Vegetarismus, Kleinkindern)
  • durch eine verminderte Eisenabsorption (bei Darmerkrankungen)

Symptome

Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch den niedrigen Hämoglobingehalt des Blutes. Dies führt zu den folgenden allgemeinen Symptomen, die bei allen Anämieformen auftreten.

  • Blässe der Haut (v.a. der Schleimhäute)
  • Verminderter Sauerstoffgehalt des Blutes
  • Zunahme der Herzfrequenz (Herzklopfen)
  • Atemnot
  • Ohrensausen
  • Schwindel, Schwarzwerden (durch Sauerstoffmangel des Gehirns)
  • Rasche körperliche Ermüdung
  • Kälteüberempfindlichkeit
  • Brüchigkeit von Haaren und Nägeln

Die Intensität der Symptome hängt nicht nur vom Schweregrad der Erkrankung ab, sondern von der Zeitspanne, in der sich die Anämie entwickelt. Ein langsamer Abfall der Hämoglobin-Konzentration bewirkt durch Anpassungsmechanismen des Körpers nur leichte Symptome, während ein rasches Absinken heftige Beschwerden hervorrufen kann.

Diagnose

Für die Beurteilung des Eisenstatus werden verschiedene Parameter herangezogen:

  • Konzentration des Serumeisen
  • Hämoglobin-Konzentration
  • Sättigungsgrad von Transferrin (Transportprotein für Eisen) gemessen anhand der Eisenbindungskapazität (nach einer definierten Eisengabe wird ermittelt, wieviel Eisen davon durch Transferrin gebunden wird, d.h. eine große Anzahl freier Transferrinmoleküle deutet auf einen Eisenmangel hin)
  • Sättigungsgrad von Ferritin (Speicherprotein für Eisen) am aussagekräftigsten
  • Hämatokritwert: Volumenanteil der roten Blutkörperchen am Gesamtvolumen des Blutes

Referenzwerte

männlich weiblich
Serumeisen (µg/dl) 40-150 30-150
Hämoglobin (g/dl) 14,0-18,0 12,2-16,1
Sättigung Transferrin (%) 20-50 20-50
Ferritin (µg/dl) 3-20 3-20
Hämatokrit (%) 42-50 36-45

Epidemiologie

Eisenmangel ist die häufigste Mangelkrankheit des Menschen. Bundesweit sind etwa 2 % der Männer und 10 % der gebärfähigen Frauen betroffen.

Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kleinkinder, Jugendliche im Wachstumsalter, Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangere und Vegetarier.

Nach Schätzungen der WHO sind gegenwärtig etwa 500 Mio. Menschen weltweit von einer Eisenmangelanämie betroffen, wobei es große soziale und geografische Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung gibt.