Gicht - Ernährungstherapie

Ziel der diätetischen Behandlung ist eine dauerhafte Senkung des Harnsäurebestandes auf etwa 5,5 mg/dl. Wenn bei Harnsäurewerten zwischen 8,5 und 9 mg/dl keine akuten Probleme auftreten, reichen diätetische Maßnahmen meist aus. Bei Konzentrationen über 9 mg/dl bzw. bei gleichzeitigem Auftreten von Komplikationen (Gichtanfälle, Nierensteine) ist eine zusätzliche medikamentöse Behandlung erforderlich.

Purine

Nahrungspurine werden im menschlichen Körper zu Harnsäure abgebaut. Deshalb ist bei entsprechender Veranlagung (Hyperurikämie) die Zufuhr von Harnsäure auf etwa 500 mg pro Tag zu reduzieren. Um diesen Wert nicht zu überschreiten, sollten höchstens einmal am Tag 150g Fleisch, Fisch oder Wurst verzehrt werden. Innereien enthalten den höchsten Harnsäuregehalt. Sie sind deshalb ganz zu meiden. Aber auch der Verzehr von harnsäurereichen pflanzlichen Nahrungsmitteln wie z.B. von Hülsenfrüchten, Kohl und Rosenkohl sollte eingeschränkt werden. So wie der Genuß von fructosehaltigen Getränken, da der Abbau von Fructose auch zur vermehrten Bildung von Harnsäure beiträgt. Den Harnsäuregehalt zahlreicher Lebensmittel aus dem Bundeslebensmittelschlüssel finden Sie in der folgenden Liste:

Liste mit dem Harnsäuregehalt als pdf

(Quelle: PRODI 6, www.nutri-science.de)

Tipp

In unserer Rubrik "Lebensmittel" finden Sie den Harnsäure- bzw. Puringehalt zahlreicher Lebensmittel. Am besten schränken Sie bei der Suche die Datenquelle auf Lebensmittel aus dem Bundeslebensmittelschlüssel ein. Zudem gibt es in der DEBInet-Rezeptdatenbank harnsäurearme Rezepte.

Milch und Milchprodukte

Da ein hoher Eiweißgehalt von Lebensmittel meist auch mit einem hohen Puringehalt verbunden ist, sollte mit proteinreichen Lebensmitteln sparsam umgegangen werden.

Milch und Milchprodukte sowie Eier sind purinfrei bzw. sehr purinarm. Sie eignen sich besonders als Proteinquelle, da reines Eiweiß die Harnsäureausscheidung über die Niere fördert.

Alkohol

Häufiger Auslöser von Gichtanfällen ist der übermäßige Konsum von Alkohol. Der Harnsäurestoffwechsel wird dabei auf mehreren Wegen beeinflusst. Zum einen wird die Bildung von Milchsäure begünstigt, was zu einer Übersäuerung des Blutes (Hyperlaktazidämie) führt. Dies setzt die Löslichkeitsgrenze der Harnsäure herab, was die Auskristallisation von Natriumurat fördert.

Zum anderen hemmt Alkohol die Harnsäureausscheidung über die Niere und stimuliert durch den verstärkten Abbau sogenannter Adeninnukleotide in der Leber die endogene (körpereigene) Harnsäuresynthese.

Zu berücksichtigen ist ebenfalls der Puringehalt des Bieres. Ein halber Liter Bier enthält immerhin 170 mg Harnsäureäquivalent. Dadurch und durch die negativen Wirkungen des Alkohols erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Gichtanfalles. Die Kombination von Alkoholkonsum und fettreicher Nahrung ist besonders ungünstig.

Fette

Eine hohe Fettzufuhr begünstigt die Entstehung sogenannter Ketonkörper, die die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere hemmen. Die tägliche Aufnahme sollte 70g Fett nicht übersteigen. Das entspricht etwa 30% der Gesamtenergiezufuhr.

Die Art des Fettes ist in diesem Fall nicht von Bedeutung. Im Rahmen einer gesunden Ernährung empfiehlt es sich jedoch, den Anteil tierischer Fette zugunsten von pflanzlichen Ölen zu reduzieren.

Fasten

Beim totalen Fasten ("Nulldiät") kommt es zu einem starken Verlust von Körpersubstanz. Hierbei werden durch den Abbau von Körperfett ebenfalls Ketonkörper gebildet, die die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere hemmen. Dadurch relativiert sich der positive Effekt der Gewichtsabnahme auf den Harnsäurepool in der Phase der initialten starken Gewichtsreduktion. Daher sollte eine langsame, aber stetige Gewichtsreduktion bevorzugt werden. Hierfür empfiehlt sich eine langfristige Ernährungsumstellung mit der damit verbundenen geringeren Fettzufuhr. Tipps zum Abnehmen finden Sie auf den Übergewichtsseiten.

Zusammenfassung

  1. Harnsäure-reduzierende Kost (<500mg Harnsäure/Tag)
    • maximal einmal am Tag 150g Fleisch, Fisch oder Wurst (am Anfang ist es sinnvoll, die Portionen abzuwiegen, da man dazu neigt, die Portionsgröße zu unterschätzen!)
    • auf Innereien verzichten
    • purinreiche pflanzliche Lebensmittel wie z.B. Hülsenfrüchte, Kohl, Rosenkohl, Linsen, Erbsen, weiße Bohnen etc. meiden
  2. Milch und Milchprodukte und Eier als bevorzugte Eiweißquelle
  3. Alkoholkonsum einschränken (max. 1 Glas eines alkoholischen Getränkes pro Tag)
  4. Normalisierung des Körpergewichtes
  5. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mind.2l)

Die beste Vorbeugung gegen Hyperurikämie und Gicht ist das Vermeiden von Exzessen, üppigen Feierlichkeiten und extremen Fastenkuren.

Quelle: Das Rationalisierungsschema 2004 des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner