Morbus Crohn - Komplikationen
Je nach Ausmaß und Ausdehnung der Erkrankung, können bei Morbus Crohn-Patienten vielfältige Komplikationen auftreten. So ist der Ernährungszustand häufig unzureichend: Viele Morbus Crohn-Kranke weisen Zeichen einer Mangelernährung auf. Hierdurch wird sowohl der Krankheitsverlauf als auch das Befinden der Patienten negativ beeinflusst.
Komplikationen können sein:
- starker Gewichtsverlust
- Mangelernährung
- enterales Eiweißverlustsyndrom
(erhöhter Eiweißverlust über den Verdauungskanal) - Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen
- Fistelbildung
- Bildung von Stenosen
- Kolonkarzinom (Spätkomplikation)
Mangelernährung
Die Mangelernährung resultiert zum einen aus einer unzureichenden Zufuhr von Energie und zum anderen aus einer ungenügenden Deckung des Nährstoffbedarfs, v.a. essentieller Nährstoffe wie Eiweiß, das für viele Körperfunktionen unentbehrlich ist.
Auch das Blut enthält Eiweißkörper (Albumine). Der Albumingehalt des Blutes ist, bedingt durch das Eiweißverlust-Syndrom, bei den meisten Morbus Crohn-Erkrankten vermindert (Hypalbuminämie), was zur Minderversorgung des Körpers weiter beiträgt. Sinkt der Albumingehalt im Blut unter 2,5 g/dl ab, kann das Körperwasser nicht mehr im Blutgefäßsystem gehalten werden: Es kommt zu Ödemen (Wasseransammlungen).
Wird der Energiebedarf des Körpers nicht gedeckt, so sinkt das Körpergewicht bis hin zum Untergewicht, an dem viele Morbus Crohn-Patienten leiden.
Hauptursachen des Gewichtsverlusts sind:
- mangelnder Appetit
- eine einseitige Ernährung aus Angst vor Unverträglichkeiten mit entsprechender Symptomatik (Erbrechen, Durchfall etc.)
- restriktive Diätempfehlungen
Bei stärkerem Untergewicht können viele Organfunktionen nicht mehr in vollem Umfang aufrechterhalten werden (siehe Kapitel Essstörungen). Außerdem wird der Körper anfällig für Infekte und andere Krankheiten, da die Immunabwehr geschwächt ist.
Es fehlen Vitamine und Mineralstoffe
Neben der allgemeinen Mangelernährung ist häufig auch die Vitamin- und Mineralstoffversorgung unzureichend. Gründe hierfür sind die ungenügende Zufuhr über die Nahrung sowie die mangelhafte Resorption aus den Dünndarm, da dieser krankhaft verändert ist. Ferner trägt die Hypalbuminämie mit zur mangelnden Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen bei. Hinzu kommt, dass einige Medikamente, die zur Therapie des Morbus Crohn eingesetzt werden, die Resorption hemmen.
Bei folgenden Mineralstoffen und Vitaminen besteht häufig ein Defizit:
- Vitamin B12
- Vitamin A
- Vitamin D
- Folsäure
- Eisen
- Zink
- Kalzium
- Kalium
- Magnesium
- Selen
Laktoseintoleranz
Viele Morbus Crohn-Patienten (ca. 30%) entwickeln eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit). Die Therapie besteht hier im Ausschluss von Milch und Milchprodukten.
In diesem Fall muss der Mineralstoff Calcium über Präparate zugeführt werden, da ansonsten eine Osteoporose droht.
Steatorrhö
Störung der Fettverwertung
Wenn die Ausnutzung des Nahrungsfettes (v.a. der hochungesättigten Fettsäuren) gestört ist und größere Mengen Fett mit dem Stuhl, meist als Durchfall, den Körper wieder verlassen, so bezeichnet man diesen Zustand als "Steatorrhö" (Fettstuhl).
Viele Morbus Crohn-Kranke leiden an einer Steatorrhö, die u.a. am Zustandekommen der Beschwerden im Darmbereich beteiligt ist: Die Fette werden von der erkrankten Darmwand nicht in ausreichendem Maße aufgenommen und durch den Bakterieneinfluss zu darmwandreizenden Substanzen umgebaut.
Bei der Ernährung muss dieser Fettverlust sowie der mögliche Verlust fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K) berücksichtigt werden.
Bei starker Ausprägung schafft man Abhilfe durch den Einsatz spezieller MCT-Fette (Fette mit mittelkettigen Fettsäuren), die eine leichter resorbierbare Fettsäurenzusammensetzung haben. Dieses diätetische Produkt ist über Apotheken zu beziehen.
Fistelbildung
Eine Fistel ist ein abnormer, röhrenförmiger Verbindungsgang von einem Hohlraum oder auch Hohlorgan (z.B. Darm) zu einem anderen Organ. Eine Fistel kann sowohl mehrere Organe miteinander verbinden als auch an einer Körperoberfläche münden.
Es gibt verschiedene Arten von Fisteln. Der Morbus Crohn-Erkrankte neigt zu einer Fistelbildung am Darm. Da die gesamte Darmwand entzündet ist, können durch Aneinanderliegen zweier entzündeter Darmschlingen Verbindungen zwischen diesen Schlingen oder aber vom Darm aus Fisteln zu anderen angrenzenden Organen (z.B. Harnblase, Afterregion) entstehen.
Eine Fistel führt zu vielerlei Komplikationen, z.B. können sich in einer Fistel abgekapselte Entzündungsherde (Abszesse) bilden, die dann operativ entfernt werden müssen.
Stenosenbildung
Eine entzündliche Darmstenose ist eine weitere Komplikation, die im Verlaufe der Erkrankung entstehen kann. Als Stenose bezeichnet man eine Verengung eines Kanals (z.B. des Darmes) oder einer Einmündung (z.B. Gallengang in den Darm) durch Verwachsungen, was zu Funktionseinschränkungen (Passagebehinderungen) führt. Auch hier ist ein operativer Eingriff häufig unumgänglich.