Morbus Crohn / Colitis ulcerosa - Therapie im Überblick

Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie Einzelheiten zur Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkarnkungen (CED) Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Das therapeutische Vorgehen ist bei beiden Erkrankungen weitgehend identisch.

Da die Krankheitsursache bei beiden Erkrankungen nach wie vor weitgehend unbekannt ist, kann man bisher nur symptomatisch behandeln. Die derzeitig gängige Therapie des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa verfolgt folgende Ziele:

  • Verbesserung des Ernährungs- und Allgemeinzustandes
  • Beeinflussung der Symptomatik und des Verlaufs der Krankheit
  • Erreichung möglichst langer und beschwerdefreier Intervalle (Remissionsphasen) sowie
  • eine geringe Rückfallrate

Die Therapie beider chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen erfolgt im wesentlichen auf zwei Wegen:

  • Ernährungstherapie
  • medikamentöse Therapie

Ernährungstherapie

Eine spezifische Diät für Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen ist bis heute nicht bekannt. Jedoch besteht die Möglichkeit, den Verlauf und den Allgemeinzustand bei Morbus Crohn sowie Colitis ulcerosa mit diätetischen Maßnahmen positiv zu beeinflussen. Je nach Ernährungszustand und Phase der Erkrankung werden unterschiedliche diätetische Ernährungsweisen empfohlen, die in der folgenden Tabelle aufgeführt sind.

Wichtig ist hierbei, das Ausmaß der Störung sowie die Folgen zu beachten und stets eine individuelle Diätverordnung zu treffen!

Die Ernährungstherapie unterteilt sich wie folgt:

Ernährungstherapie im akuten Schub Ernährungstherapeutische Maßnahmen in der Remissionsphase
Künstliche Ernährung Orale Ernährung
enterale Ernährung / parenterale Ernährung Kostaufbau
nach parenteraler Ernährung bzw. nach Operationen im Verdauungstrakt
Leichte Vollkost
unter Berücksichtigung eventueller Komplikationen wie:
- Steatorrhö
- Nährstoffmangel
- Anorexie
- Übelkeit/Erbrechen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Laktoseintoleranz

Künstliche Ernährung

Sicherung der Nährstoffversorgung

In Phasen, in denen die normale orale Nahrungsaufnahme wegen Unverträglichkeiten im Verdauungstrakt oder wegen starker Inappetenz nur eingeschränkt möglich ist, lässt sich eine ausreichende Versorgung des Körpers nur durch eine künstliche Ernährung sichern.

Außerdem wird durch eine künstliche (parenterale) Ernährung der Verdauungstrakt umgangen und somit ruhiggestellt. Der positive Effekt dieser "Ruhigstellung" der erkrankten Darmabschnitte konnte in mehreren klinischen Studien belegt werden.

Es gibt verschiedene Arten der künstlichen Ernährung, die im Folgenden dargestellt sind.

Parenterale Ernährung

Bei der parenteralen Ernährung wird der gesamte Verdauungstrakt ausgeschaltet. Die Nährstoffe werden über die Blutbahn dem Stoffwechsel unmittelbar zugeführt. Die Ernährung erfolgt mit speziellen Nährstofflösungen, die über einen Venenkatheder verabreicht werden. Durch diese Ernährungsform lässt sich der Ernährungszustand und somit der Allgemeinzustand verbessern. Außerdem wird der entzündete Darm geschont und dadurch eine Remission begünstigt (in 50 bis 90% der Fälle).

Praktiziert wird die parenterale Ernährung in Kliniken bzw. Krankenhäusern. Sie muss überwacht werden, da es durch den Katheder zu Komplikationen wie Blutvergiftung oder Thrombose kommen kann.

Enterale Ernährung

Die enterale Ernährung erfolgt über eine Sonde, mit der die flüssige Nahrung in den Magen (Gastrosonde), den Dünndarm (Jejunalsonde) oder den Zwölffingerdarm (Duodenalsonde) appliziert wird.

Die Ergebnisse bezüglich des Ernährungs- und Allgemeinzustandes sowie einer Remission sind mit denen der reinen parenteralen Ernährung vergleichbar und eignen sich besonders gut bei Patienten mit Dünndarmbefall. Die enterale Ernährung hat gegenüber der parenteralen den Vorteil, dass die Komplikationen durch den Katheder entfallen. Aus diesem Grund sollte sie nach Möglichkeit bevorzugt eingesetzt werden.

Fazit

Betrachtet man die derzeit vorliegenden Ergebnisse klinischer Studien bezüglich der künstlichen Ernährung im akuten Schub der Colitis Ulcerosa oder des Morbus Crohn, so lässt sich zusammenfassen:

  • Basis der Therapie sind entzündungshemmende Medikamente.
  • Sowohl durch parenterale als auch durch enterale Ernährung lässt sich der Ernährungszustand verbessern, wobei die enterale gegenüber der parenteralen zu bevorzugen ist.
  • Bisher gibt es bei der Therapie der Colitis ulcerosa keine gesicherten Nachweise für die günstige Wirkung einer Ernährungstherapie.

Kostaufbau

In Remissionsphasen bzw. in Phasen mit leichten Beschwerden, erfolgt die Nahrungsaufnahme auf normalem Weg. Auch hier gibt es derzeit keine wissenschaftlich gesicherten Empfehlungen für eine bestimmte Kostform, die bei beiden Erkrankungen den Krankheitsverlauf möglichst lange positiv beeinflusst. Daher wird heutzutage im beschwerdefreien Intervall nur noch eine leichte Vollkost empfohlen.

Kostaufbau in 4 Stufen

Nach einer akuten Phase mit künstlicher Ernährung muss der Magen-Darm-Trakt wieder langsam an eine Nahrungszufuhr herangeführt werden. Dies geschieht durch den "Kostaufbau", einer diätetischen Vorgehensweise, bei der stufenweise quantitativ und qualitativ die Lebensmittel- und Nährstoffzufuhr erweitert wird.

Begonnen wird mit leichtverdaulichen, überwiegend kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln. Hier fehlt Fett nahezu völlig! Stufenweise wird die Menge gesteigert und dann mit eiweiß- und zum Schluss fetthaltigen Lebensmitteln ergänzt. Folgende Tabelle zeigt Ihnen detailliert den stufenweisen Kostaufbau.

Stufe I Stufe II
Ergänzung zusätzlich: parenterale Teilernährung evt. zusätzlich: parenterale Teilernährung
Nährstoffe/
Sonstiges
ca. 1000 kcal
20 - 30 g Eiweiß
10 g Fett (streng fettarm!)
200 g Kohlenhydrate milchzuckerfrei
5 Mahlzeiten
ca. 1500 kcal
60 g Eiweiß
15 g Fett
265 g Kohlenhydrate 5 Mahlzeiten in passierter Form
Lebensmittel Tee (alle Sorten), Schleim (Hafer, Reis), entfettete Brühe, Zwieback.

Anreicherung mit Maltodextrin 19 (Apotheke) notwendig
Tee (alle Sorten), Schleim, Zwieback, Weißbrot, Gelee, Honig, Magerquark, passiertes Kompott, Gemüsesaft, Breie aus fettarmer Milch (0,3%) zubereitet, entfettete Brühe mit Nährmittel (z.B. Instant-Haferflocken), gekochtes Fleisch, passiert mit fettarmer Soße), Reis, Teigwaren, Kartoffelschnee, zarte Gemüsesorten, gedünstet u. passiert (z.B. Karotten, Spinat, Blumenkohl, Schwarzwurzeln)
Stufe III Stufe IV
Ergänzung evt. parenterale Teilernährung Energieanreicherung, Vitamin- und Mineralstoffsubstitution (nach Bedarf)
Nährstoffe/
Sonstiges
ca. 1800 kcal
75 g Eiweiß
40 g Fett
300 g Kohlenhydrate 6 Mahlzeiten, nicht passiert
ca. 2000 kcal
75 g Eiweiß
75 g Fett
250 g Kohlenhydrate 5 - 8 Mahlzeiten
Lebensmittel Erweiterung der Stufe II mit:
25g Streich- und Kochfett,
fettarmen (1,5%) Milchprodukten*,
fettarmem Aufschnitt,
magerem Fisch, Kompott,
fettarmem Gebäck (z.B. Hefe), gut verträglichen Gemüsesorten (z.B. Spargel, Karotten, Blumenkohl, Sellerie, Zucchini, jungen Kohlrabi, Spinat, Mangold, Schwarzwurzeln),
kein rohes Gemüse und keine Salate!
leichte Vollkost,
modifiziert unter Berücksichtigung eventueller Unverträglichkeiten wie Milchzucker (Laktoseintoleranz etc.)
Getränke geeignete Getränke bei allen Kostformen:
Tee und stilles Wasser

bei den Stufen II, III und IV: zusätzlich verdünnte Frucht-
und Obstsäfte

Achtung: Alkoholische Getränke sind nicht geeignet!

Quelle: mod. nach "Ernährungsmedizin in der Praxis", Hrsg. Kluthe R.