Morbus Crohn / Colitis ulcerosa - Medikamente bei CED

Indikation

Die bisher durchgeführten klinischen Studien und die praktische Erfahrung zeigen, dass eine medikamentöse, entzündungshemmende Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn insbesondere während des akuten Entzündungsschubes unerlässlich ist.

Daher möchten wir im folgenden auf die derzeit gängigen Prinzipien einer medikamentösen Therapie eingehen. Da die Entscheidung über eine medikamentöse Therapie aber immer individuell getroffen werden muss, sollten Sie die folgenden Hinweise nur als allgemeine Informationen verstehen.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt.

Therapieprinzipien

Die Abfolge von Therapien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen besteht aus zwei wichtigen Abschnitten:

  • Das Erreichen einer Remission, d.h. ein vollständiges Abklingen der Symptome und das Fehlen aktiver Entzündungszeichen bei der Darmspiegelung
  • Den Erhalt der Remission, d.h. die Vermeidung eines erneuten Entzündungsschubes

Beide Abschnitte erfordern den Einsatz von unterschiedlichen Medikamenten, die im weiteren beschrieben werden.

Corticosteroide

Seit langem ist die verlässliche entzündungshemmende Wirkung von Corticosteroiden bekannt. Cortison hemmt die Vermehrung und Entwicklung von Entzündungszellen im Knochenmark und verhindert deren Einwandern von der Blutbahn in den Darm. Zusätzlich hemmt es direkt die Aktivität aller Arten von Entzündungszellen (weiße Blutkörperchen).

Leider haben die Steroide in therapeutischer Dosierung aber auch viele unerwünschte Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Nebennieren-Schrumpfung, Osteoporose, Diabetes mellitus, grauer und grüner Star, Nervenschädigung, Psychosen, Infektionsneigung und andere. Diese Nebenwirkungen treten besonders unter einer Langzeittherapie auf. Auch künstlich hergestellte (synthetische) Steroide weisen zwar eine verbesserte Wirksamkeit auf, führen aber ebenso zu den genannten Nebenwirkungen. Dies ist der Grund, weswegen Steroide auch bei entzündlichen Darmerkrankungen nur kurzfristig im akuten Schub angewendet werden sollten.

Lokal wirkende Steroide

Um bei weitgehend gleicher Wirksamkeit die Nebenwirkungen weiter zu verringern, wurden in den letzten Jahren die sogenannten "topischen" Corticosteroide, z.B. das Budesonid, entwickelt. "Topisch" bedeutet, dass eine Wirkung vor allem lokal, also am Ort der Entzündung, stattfindet.

Bei oraler Aufnahme des Budesonids wird der Wirkstoff zwar gut resorbiert und zur Leber transportiert, dort wird er aber direkt zu 90% abgebaut, so dass nur noch ein geringer Wirkstoffanteil in den restlichen Körper gelangt. Dies bedeutet, dass deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten sind als mit herkömmlichen Steroidpräparaten. Allerdings reicht ihre Wirksamkeit bei schweren Formen der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oft nicht aus, so dass hier auf die systemisch wirksamen Präparate zurückgegriffen werden muss.

5-Aminosalicylsäure

Bereits 1942 wurde von der schwedischen Ärztin Nanna Svartz das Sulfasalazin entdeckt, das im Dickdarm in seine aktive Form, die 5-Aminosalicylsäure umgewandelt wird und eine gute entzündungshemmende Wirkung bei akuten Dickdarmentzündung zeigte.

Mittlerweile gibt es neuere Präparate, die reine 5-Aminosalicylsäure enthalten und bei gleicher Wirksamkeit weniger Nebenwirkungen verursachen. Das Medikament steht sowohl in Tablettenform als auch lokal als Zäpfchen, Einlauf oder Schaumpräparat zur Verfügung. Es eignet sich im Gegensatz zu den Steroiden auch gut zur Langzeittherapie im Rahmen einer Rezidivprophylaxe.

Andere Entzündunghemmer

Im beschwerdefreien Intervall sind 5-Aminosalicylsäurepräparate die Mittel der ersten Wahl. Patienten, die nicht ausreichend auf eine Therapie mit 5-Aminosalicylsäurepräparaten ansprechen, können statt dessen auf andere entzündungshemmende Substanzen wie Azathioprin oder 6-Mercaptopurin ausweichen, die aber z.T. erhebliche Nebenwirkungen hervorrufen können. Lassen Sie sich hierbei ausführlich von Ihrem Arzt beraten.

Medikamentöse Therapie der Colitis ulcerosa

Leichte bis mäßig aktive Form

Bei einer leicht bis mäßig aktiven Colitis ulcerosa ist in den meisten Fällen eine Therapie mit 5-Aminosalicylsäure (Mesalazin) ausreichend. Gegebenenfalls können zusätzliche Cortisongaben, die über maximal drei Wochen in absteigender Dosierung verabreicht werden, zu einer schnelleren Besserung der Krankheitssymptome beitragen. Die meisten Patienten sprechen auf diese Kombination schnell an, allerdings können auch Nebenwirkungen durch das Cortison auftreten.

Linksseitige Colitis ulcerosa

Bei der sog. linksseitigen Colitis ulcerosa, bei der nur die letzten 50 cm des Dickdarms betroffen sind, werden bevorzugt 5-Aminosalicylsäure Einläufe und eventuell Corticoid-Einläufe oder -Schaumpräparate verwendet. Mit dieser Applikationsform kann die höchste Wirkstoffkonzentration im betroffenen Darmabschnitt erreicht werden. Es kann aber auch eine Kombination von Einläufen mit Tabletten oder Kapseln erforderlich sein.

Hochaktive Colitis ulcerosa

Die hochaktive Colitis ulcerosa bedeutet immer eine akute Gefahr für den Patienten. Eine Therapie mit Tabletten ist oft nicht ausreichend und Einläufe können aufgrund der häufigen Durchfälle nicht ausreichend lange gehalten werden. In diesen Fällen ist immer eine stationäre Behandlung mit intravenöser Gabe von hohen Corticosteroiddosen erforderlich.

Erhaltungstherapie

Im beschwerdefreien Intervall sind 5-Aminosalicylsäurepräparate die Mittel der ersten Wahl. Corticosteroide sollten als Erhaltungstherapie nicht eingesetzt werden, um irreversible Nebenwirkungen zu vermeiden. Bei Patienten, die nicht ausreichend auf eine Therapie mit 5-Aminosalicylsäurepräparaten ansprechen, können statt dessen andere entzündungshemmende Substanzen wie Azathioprin oder 6-Mercaptopurin zum Einsatz kommen.

Medikamentöse Therapie des Morbus Crohn

Leichte bis mäßig aktive Form

Leichte bis mäßige Schübe des Morbus Crohn werden heute entweder mit 5-Aminosalicylsäurepräparaten oder Corticosteroiden behandelt. Die Dauer der Therapie und die Dosisreduzierung der Steroide wird je nach Ansprechen auf die Medikamente individuell festgelegt. Bewährt haben sich auch die sogenannten topischen Steroide wie das Budesonid, da sie aufgrund ihres schnellen Abbaus in der Leber geringere Nebenwirkungen als die herkömmlichen Cortisonpräparate aufweisen. Zusätzlich werden auch bilanzierte Diäten verabreicht, um die betroffenen Darmabschnitte zu schonen.

Hochaktiver Morbus Crohn

Das hochaktive Entzündungsstadium stellt wie bei der Colitis ulcerosa eine für den Patienten akut bedrohliche Situation dar und muss daher unter stationären Bedingungen mit hochdosierten, intravenös applizierten Corticosteroidgaben behandelt werden.

Erhaltungstherapie

Zur Erhaltung der Beschwerdefreiheit (Remission) bei Morbus Crohn liegen keine einheitlichen Therapieempfehlungen vor. 5-Aminosalicylsäurepräparate scheinen sich nur zu eignen, wenn die Remission bereits durch eine Therapie mit 5-Aminosalicylsäurepräparaten eingeleitet wurde. Ihr Wert ist aber fraglich, wenn die Therapie primär mit Corticosteroiden eingeleitet wurde.