Untergewicht - Allgemeine Informationen
Definition
Wo Normalgewicht aufhört und Untergewicht anfängt, kann man nicht genau definieren, da viele individuelle biologische Parameter berücksichtigt werden müssen. Zur Vereinheitlichung spricht man in der BMI (Body Mass Index) - Klassifikation bei einem BMI von 18,5 kg/m2 und darunter von Untergewicht.
Es ist allerdings zu differenzieren zwischen Untergewicht und Unterernährung. Untergewicht muss nicht bedeuten, dass ein krankmachender Mangel an Energie und Nährstoffen vorliegt, während bei Unterernährung immer Mangelerscheinungen bestehen.
Bei der Unterernährung unterscheidet man primäre und sekundäre Formen. Während bei der primären Form unzureichende Mengen an Nahrung und essentiellen Nährstoffen zur Verfügung stehen, sind bei der sekundären Form Krankheiten oder Medikamente die Ursache.
Häufigkeit
Im Vergleich zu Entwicklungsländern, wo teilweise fast 50 % der erwachsenen Bevölkerung untergewichtig sind, ist das Auftreten in den westlichen Industrienationen relativ selten. In den USA leiden 3,5% der Bevölkerung an Untergewicht und in Frankreich 4,9%. In der Bundesrepublik Deutschland sieht es ähnlich aus. Obwohl die Häufigkeit an Übergewicht in unseren Breiten zunimmt und ein ernsthaftes Ernährungsproblem unserer Zeit darstellt, darf das Problem des Untergewichts nicht unterschätzt werden.
Ursachen
In den westlichen Industriestaaten ist in der Mehrheit der Fälle von Untergewicht eine Krankheit oder Stoffwechselstörung die Ursache, seltener nur die Ernährung.
Unzureichende Nährstoffzufuhr
Appetitlosigkeit
Diese kann Begleiterscheinung sein von Strahlentherapien, Pharmakotherapien oder Schmerzzuständen. Sie kann weiterhin auftreten bei Vergiftungen und bei den Essstörungen Bulimie und Magersucht.
Fehlernährung
Eine Fehlernährung kann vorliegen bei:
- Krebserkrankungen
- unzureichende Zufuhr in der Schwangerschaft
- leistungsbedingt erhöhter Energie- und Nährstoffbedarf (z.B. durch Sport)
- Fasten
Verletzungen / Entzündungen im Kopfbereich
Eine unzureichende Nahrungsaufnahme kann bedingt sein durch chronische Entzündungen von Mund, Rachen oder Kiefern oder durch Verletzungen oder Verengungen im Kopfbereich.
Weitere Ursachen
- Nahrungsverzicht nach Operationen
- Verschlüsse im Magen-Darm-Trakt
Nährstoffverluste
Unzureichende Verwertung der Nahrung
Dass die aufgenommene Nahrung schlecht verwertet wird und Untergewicht die Folge ist, kann folgende Ursachen haben:
- zu schwache Aufspaltung der Nährstoffe im Magen, vor allem nach der Entfernung eines Teil des Magens
- verminderte Aufnahme der Nährstoffe im Darm
- Gallenstauung
- Morbus Crohn
- HIV-Infektion
- erblich bedingte Enzymstörungen, z.B. Laktoseintoleranz
- Strahlen- oder Pharmakotherapie
- Parasiten
- Stoffwechselkrankheiten wie z.B. Schilddrüsenüberfunktion
Eiweißverlustsyndrom
Ursachen für einen anormal hohen Eiweißverlust:
- verminderte Bildung von Eiweiß im Körper
- Lebererkrankungen
- Blutvergiftung
- Magen-Darm-Erkrankungen wie Magenkrebs, Dickdarmpolypen, Lebensmittelvergiftung
- Nierenerkrankungen (Nephrotisches Syndrom)
Erhöhter Katabolismus
Ein erhöhter Katabolismus (Abbaustoffwechsel) kann die Folge eines erhöhten Bedarfs an Nährstoffen (bedingt durch Infektionen, bösartige Geschwulste oder bestimmte Medikamente) oder von Stoffwechselstörungen wie Schilddrüsenüberfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz, Diabetes mellitus oder Morbus Simmonds sein.
Idiopathische Magersucht
Bei der so genannten idiopathischen (ohne erkennbare Ursachen) Magersucht liegt eine erbliche Anomalie vor, bei der trotz einer erhöhten Energiezufuhr meist keine wesentliche Gewichtszunahme erreicht werden kann.
Alter
Das Alter an sich stellt keine eigenständige Ursache dar, allerdings tritt Mangelernährung und das daraus resultierende Untergewicht besonders bei Senioren verstärkt auf. Die viel zu niedrige Nahrungsaufnahme kann verschiedene Ursachen haben:
- Appetitlosigkeit
- körperliche Einschränkungen
- geistige Einschränkungen
- psychische Probleme
- soziale Probleme
- finanzielle Probleme
- übermäßiger Alkohol und/oder Medikamentenkonsum
- akute oder chronische Krankheiten
Risiken / Komplikationen
Unterversorgung
Untergewicht geht meist einher mit einer Unterversorgung an essentiellen Nährstoffen und/oder Spurenelementen. Das bringt in erster Linie den Wasser- und Elektrolythaushalt durcheinander. Besonders bei der Essstörung Bulimie kann es bei Missbrauch von Abführmitteln zu Imbalanzen kommen. Meist ist dann zu wenig Kalium im Blut (Hypokaliämie). Auch ein Mangel an Calcium, Magnesium, Eisen, Phosphat und Chlorid kann auftreten.
Bei untergewichtigen Schwangeren besteht ein erhöhtes Risiko der Säuglingssterblichkeit und eines niedrigen Geburtsgewichtes des Neugeborenen.
Untergewicht begünstigt die Entstehung von Osteoporose, auch bei jüngeren Menschen. Dies ist eine besonders heimtückische Folge, denn die betroffenen Personen spüren nichts davon, sie können sich vollkommen fit fühlen und beispielsweise hervorragende Ausdauersportler sein. Nach dem Auftreten erster spontaner Knochenbrüche sind die Schäden oft bereits unumkehrbar.
Weitere Risiken
- Beeinträchtigung der Muskelfunktion
- erhöhte Infektanfälligkeit
- schlechte Wundheilung
- verlangsamte Genesung nach akuten Erkrankungen
- erhöhtes Risiko für Komplikationen im Krankheitsverlauf
- verminderte Lebenserwartung
Genaueres über Auswirkungen auf den Körper bei Untergewicht siehe unter Anorexia nervosa
Therapie
Die Therapie des Untergewichts entspricht der Ernährungstherapie bei Anorexia nervosa. Natürlich ist bei Untergewicht nicht unbedingt eine psychologische Betreuung nötig.
Die durchschnittlich empfohlene Energieaufnahme zur Therapie von Untergewichtigen beträgt 2500-3000 kcal pro Tag.