Weniger Migräneanfälle durch Ernährungsumstellung

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 30. September 2021

Durch den vermehrten Konsum von Leinöl, Lachs und anderen Omega-3-Fettsäurequellen können Kopfschmerzattacken in ähnlichem Umfang verringert werden wie bei Medikamenteneinnahme. Dies gilt insbesondere, wenn Omega-6-Fettsäuren-reiche Lebensmittel wie Schweinefleisch, tierische Fette, Innereien, Sojaöl und Maiskeimöl zurückhaltend verzehrt werden.

Migräne zählt zu den häufigsten Gründen für eine Arbeitsunfähigkeit in der Welt. Leider reichen die vorhandenen Behandlungsansätze oftmals nicht aus, um den Patienten eine umfassende Linderung zu verschaffen. In einer US-amerikanischen Studie wurde daher untersucht, ob eine Beeinflussung der Aufnahme bestimmter Fettsäuren das Auftreten von Migräneanfällen verringern kann.

Hintergrund der Studie

Im Vergleich zu unserer modernen Ernährung verzehrten unsere Vorfahren sehr unterschiedliche Fettmengen und Fettarten„, erläutert Dr. Daisy Zamora, eine der beiden Erstautorinnen der Studie. „Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die unser Körper nicht selbst herstellen kann, haben in unserer Ernährung erheblich zugenommen. Dies liegt daran, dass vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Chips, Keksen und Müsli Mais-, Soja- und Baumwollsamenöl zugesetzt werden.“

Omega-3-Fettsäuren hingegen sind bereits seit längerem für ihre heilsame, entzündungshemmende Wirkung bekannt. Besonders Omega-3-Fettsäuren-reich sind fettreiche Fische und auch einige Öle wie Rapsöl, Leinöl und Walnussöl. Im Gegensatz zu den Omega-3-Fettsäuren scheinen Omega-6-Fettsäuren Entzündungen zu befeuern. Beide Fettsäurearten übernehmen wichtige Funktionen im Organismus. Dabei ist allerdings wichtig, dass beide Fettsäurearten in einem bestimmten Verhältnis aufgenommen werden. Ein hoher Verzehr von Fertigprodukten führt allerdings dazu, dass zu viele Omega-6-Fettsäuren aufgenommen werden.

Studiendesign

An der Studie, die an der Universität von North Carolina durchgeführt wurde, nahmen 182 Personen mit Migräne teil. Die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Sie sollten während der folgenden 16 Wochen zusätzlich zu ihrer üblichen Behandlung ein bestimmtes Ernährungsregime befolgen:

  • Gruppe 1: Gesteigerter Verzehr von Omega-3-Fettsäuren-reichen Lebensmitteln ohne Begrenzung der Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren.
  • Gruppe 2: Gesteigerter Verzehr von Omega-3-Fettsäuren-reichen Lebensmitteln und gleichzeitig verringerter Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Gehalt an Omega-6-Fettsäuren.
  • Gruppe 3: Kontrollgruppe mit einem für die US-Bevölkerung üblichen Verzehr an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

„Die Teilnehmer schienen aufgrund ihrer Schmerzen hoch motiviert zu sein, diese Diäten zu befolgen“, berichtet Beth MacIntosh, Managerin für klinische Ernährung vom Forschungszentrum für Stoffwechsel und Ernährung.

Zur Dokumentation des Auftretens von Migräneanfällen führten alle Teilnehmer ein Kopfschmerztagebuch. Im Studienverlauf wurden mehrfach Blutproben entnommen, um bestimmte Stoffwechselderivate zu bestimmen.

Ergebnisse

„Die Resultate sind sehr vielversprechend“, berichtet Dr. Zamora. „Patienten, die der Omega-3-Fettsäuren-reichen Ernährung folgten, erlebten deutlich weniger Kopfschmerzen als die Kontrollgruppe.“ Die Zahl der monatlichen Migräne-Attacken verringerte sich von anfangs 16,3 Tagen um zwei bis vier Tage. Auch die täglichen Stunden mit Kopfschmerzen insgesamt sowie moderaten bis starken Kopfschmerzen ging zurück. „Diejenigen, die einen Speiseplan mit viel Omega-3 und wenig Omega-6 hatten, zeigten dabei die stärksten Verbesserungen“, erläutert Dr. Zamora.

Einige der Probanden benötigten im Studienverlauf weniger Schmerztabletten als zuvor. Trotz dieser positiven Ergebnisse veränderte sich die Lebensqualität der Probanden nicht. „Ich denke, dass diese Ernährungsumstellung von Bedeutung sein könnte“, sagt Dr. Zamora. „Die Wirkung, die wir bei der Verringerung der Kopfschmerzen beobachtet haben, ist ähnlich wie bei einigen Medikamenten. Der Haken an der Sache ist, dass die Teilnehmer zwar von weniger Kopfschmerzen berichteten, einige aber ihre Wahrnehmung der Kopfschmerzen nicht veränderten.“

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie sind ein Beleg dafür, dass eine Ernährungsumstellung dazu beitragen kann, Migräneanfälle zu lindern. Möglicherweise gilt dies auch für andere chronische Schmerzerkrankungen. Daher plant das Forscherteam aktuell eine weitere Studie, in der der Effekt einer Omega-3-Fettsäuren-reichen Ernährung auf Schmerzen bei anderen Erkrankungen untersucht werden soll.

Ein Hinweis ist den Forschenden sehr wichtig: „Wir haben spezifisch eine Ernährung untersucht, in der die Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und nicht aus Nahrungsergänzungsmitteln stammten“, betont Keturah Faurot, Assistenzprofessorin für Physikalische Medizin und Rehabilitation. „Unsere Ergebnisse sind daher nicht auf Nahrungsergänzungsmittel übertragbar.“

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verfasst von am 30. September 2021 um 11:40

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Ein Kommentar zu “Weniger Migräneanfälle durch Ernährungsumstellung”

  1. Christine Gerresheim sagt:

    Von Migräne kann ich ein Lied singen. 9 Jahre litt ich darunter, bis ein Kardiologe mir Betablocker verschrieb in geringer Dosierung und die Migräne war wie weggeblasen. Es lag daran, dass ich normalerweise niedrigen Blutdruck hatte und wenn der Wert dann über 80 ging, bei mir Bluthochdruck entstand und dadurch meine Migräne einsetzte. Das konnte bei normalen Blutdruckmessungen nicht festgestellt werden, sondern durch eine regelmäßige Kontrolle auch bei Migräne.

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