Wenn Kalorien keine Rolle spielen …

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 13. August 2013

Was geschieht, wenn Fast-Food-Hungrige direkt am Eingang von McDonald’s zusätzlich zum Kaloriengehalt des Speisenangebots über ihren Tagesenergiebedarf oder die Kalorienempfehlung für ein Mittagessen informiert werden? Werden sie dazu motiviert, Maß zu halten und ein figurfreundlicheres, kalorienärmeres Mittagessen zu wählen? Oder spielen solche Informationen bei Fast-Food-Anhängern keine Rolle?

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Leider scheint letzteres der Fall zu sein. Zu dieser Einsicht kommen jedenfalls Wissenschaftler aus Pittsburgh und Ithaca in den USA. Es kann sogar sein, dass die Aufklärung über den gesamten und mahlzeitenbezogenen Energiebedarf Menschen dazu verleitet, mehr zu essen als ohne diese Informationen.

In den USA sind Angaben zum Kaloriengehalt von Mahlzeiten in Restaurantketten vorgeschrieben. Trotzdem nimmt die Anzahl der Übergewichtigen weiter zu. Warum ist das so? Liegt es vielleicht auch daran, dass die Menschen Kalorienangaben nicht richtig einordnen können? Wer weiß schon aus dem Stegreif, wie viel Energie er mit einer Mahlzeit zu sich nehmen sollte und wie hoch sein Tagesenergiebedarf ist? So oder so ähnlich mögen die Gedanken von Julie S. Downs und ihren Kollegen gewesen sein, als sie ihre Fast-Food-Studie planten.

2008 war es dann soweit: 1121 erwachsene, fast-food-hungrige Probanden erklärten sich vor dem Betreten von zwei McDonald’s-Filialen in Brooklyn und Manhattan zur Studienteilnahme bereit. Ein Teil der Probanden wurde schriftlich über den täglichen Energiebedarf oder den empfohlenen Kaloriengehalt der Mittagsmahlzeit informiert, die anderen Teilnehmer wählten ihre Mahlzeit ohne diese Informationen. Nach dem Essen wurden die Probanden kurz zu ihrem Mittagessen und weiteren Aspekten befragt, die die Wissenschaftler für ihre Auswertung benötigten.

Die Erwartung, dass die aufgeklärten Probanden sich kalorienbewusster verköstigen würden, wurden bei der Auswertung der Studie leider enttäuscht: Männer nahmen während ihrer Mahlzeit sogar elf Prozent mehr Kalorien zu sich als empfohlen, bei Frauen waren es sogar 27 Prozent, also über ein Viertel mehr. Die schriftlichen Informationen scheinen keine positiven Auswirkungen auf den Energiegehalt der gewählten Mahlzeit zu haben, ganz im Gegenteil: Es zeigte sich sogar, dass diejenigen, die eine solche Information erhalten hatten, durchschnittlich 49 Kalorien mehr verzehrten als die Kontrollgruppe. Dieser Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant.

Wie erklären sich die Wissenschaftler dieses Ergebnis? Downs und ihre Kollegen vermuten, dass die Probanden die Kalorienangaben der Speisen mit den „erlaubten“ Kalorien verglichen und dabei zu dem Schluss kamen, mit ihrer Mahlzeitenauswahl noch im grünen Bereich zu sein. Dies mag sie dazu verleitet haben, eine größere Portion Pommes frites oder Limonade zu ihrem Essen zu bestellen. Zu einem an sich kalorienarmen Hamburger mit 550 Kalorien kommen so schnell noch einmal 500 Kalorien für Pommes frites oder/und 280 Kalorien für eine große Cola.

Und das Fazit der Studie? Eine zusätzliche Angabe des empfohlenen täglichen Energiebedarfs bzw. des Energiebedarfs pro Mahlzeit scheint keine empfehlenswerte Methode zur Bekämpfung der Übergewichtsepidemie zu sein, zumindest nicht bei McDonald’s-Besuchern.

Quellen einblenden

  • J.S. Downs, J. Wisdom, B. Warnsink, G. Loewenstein (2013): Supplementing menu labeling with calorie recommendations to test for facilitation effects. American Journal of Public Health, Online-Vorabveröffentlichung
  • K. Kaplan (2013): Attempt to steer McDonald’s diners toward smaller meals backfires. Los Angeles Times, Online-Artikel vom 18.07.2013

verfasst von am 13. August 2013 um 08:38

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