Diabetes mellitus

Auch: Zuckerkrankheit

Chronische Stoffwechselkrankheit, die auf einen absoluten oder relativen Insulinmangel zurückzuführen und durch nicht nur kurzfristig erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet ist.

Geschichte

Der Begriff Diabetes mellitus leitet sich vom griech. diabainein (=hindurchfließen) und dem lat. mellitus (=honigsüß) ab. Das Krankheitsbild wurde erstmals vor etwa 3500 Jahren in Ägypten beschrieben. Im Jahre 1889 fanden von Mering und Minowski heraus, dass es sich bei Diabetes um eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse handelt. Es dauerte dann weitere 32 Jahre, bis 1921 Banting und Best die blutzuckersenkende Substanz des Pankreas, das Insulin, entdeckten. Vor dem ersten Einsatz dieses Peptidhormons im Jahre 1922 führte der Insulinmangeldiabetes unweigerlich zum Tode.

Etwa zeitgleich wurden die ersten Medikamente mit blutzuckersenkenden Eigenschaften identifiziert. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser oralen Antidiabetika sowie der Insulintherapie bis zur heutigen Zeit führte schließlich dazu, dass die Lebensqualität der Patienten gestiegen ist und die Entstehung der diabetischen Folgeerkrankungen verhindert bzw. verlangsamt werden kann.

Klassifikation

Die Differenzierung zwischen insulinpflichtigem (IDDM) und nicht-insulinpflichtigem Diabetes mellitus (NIDDM) wird lediglich für die Festlegung von Schulungs- und Therapieeinheiten vorgenommen. Die Neueinteilung des Diabetes mellitus von der American Diabetes Association (siehe Abb.) im Jahre 1997 richtet sich primär nach der Ursache der Erkrankung. Die früher übliche Schreibweise mit lateinischen Ziffern wurde durch arabische abgelöst.

Klassifikation des Diabetes mellitus nach ADA/WHO 1997
I. Typ 1-Diabetes
- immunologisch vermittelt
- idiopathisch (ohne erkennbare Ursache)
II. Typ 2-Diabetes
III. andere spezifische Typen
- genetische Defekte der B-Zellen-Funktion (MODY)
- genetische Defekte der Insulinwirkung
- Krankheiten des exokrinen Pankreas
- Endokrinopathien
- Drogen- und Chemikalien-induziert
- Infektionen
- Seltene Formen des immunvermittelten Diabetes
- Andere genetische Syndrome, die gelegentlich mit Diabetes vergesellschaftet sind.
IV. Gestationsdiabetes

Epidemiologie

Nach Hochrechnungen der WHO wird die Zahl der Diabetiker von derzeit etwa 140 auf 300 Millionen bis zum Jahr 2025 ansteigen.

In Deutschland alleine leben bereits über fünf Millionen Betroffene. Das entspricht etwa 6% der Gesamtbevölkerung, wobei der Anteil der Typ 2-Diabetiker bei ca. 90% liegt.

Während die Zahl der Typ 1-Diabetiker konstant ist bzw. nur sehr langsam ansteigt, ist die Prävalenz des Diabetes mellitus Typ 2 seit Ende des zweiten Weltkriegs enorm gestiegen, was den Einfluss von Überernährung, Übergewicht und körperlicher Inaktivität deutlich macht.Etwa 80% der Typ 2-Diabetiker sind übergewichtig.

Da Ursachen, Pathogenese und Therapie vom jeweiligen Diabetestyp abhängig sind, werden sie unter den einzelnen Stichworten näher beschrieben (Diabetes mellitus Typ1, Diabetes mellitus Typ 2, pankreopriver Diabetes und Gestationsdiabetes).

Diagnose

Die Erstdiagnose eines Diabetes mellitus erfolgt häufig über die klassischen Symptome:

  • starker Harndrang (Polyurie)
  • starker Durst (Polydipsie)
  • Gewichtsabnahme
  • Chronische Infektionen
  • Müdigkeit
  • Leistungsminderung
  • starker Juckreiz (Pruritus)
  • Sehstörungen

Nach den Kriterien der ADA/WHO kann ein Diabetes mellitus dann diagnostiziert werden, wenn klassische Symptome und ein Gelegenheitsblutzucker über 200 mg/dl vorliegen oder ein Nüchtern-Plasma-Glucosewert über 126 mg/dl (7 mmol/l) gemessen wird, der sich in einer Wiederholungsmessung bestätigt.

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