Colitis ulcerosa - Krankheitsbild
Definition
Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Dickdarms (CED). Sie verläuft chronisch-rezidivierend (wiederkehrend/schubweise) oder chronisch-kontinuierlich. Häufig gibt es akute Verläufe mit plötzlichem Krankheitsbeginn, der mit starken Krämpfen und Durchfällen, begleitet von Fieber, einhergeht.
Die Colitis ulcerosa beginnt meist im Enddarm und kann sich gleichmäßig bis zum Anfang des Dickdarms ausbreiten. Die Einteilung in verschiedene Formen erfolgt nach dem befallenen Areal. Es sind die oberflächlichen Zellen der Schleimhaut des Dickdarms betroffen (nicht wie beim Morbus Crohn die gesamte Darmwand). Die Schleimhaut ist gleichmäßig mit Geschwüren (Ulzerationen) befallen.
Im Anfangsstadium ist die entzündete Schleimhaut gerötet und blutet bei Kontakt. Immer wiederkehrende Ulzerationen führen zur allmählichen Schleimhautzerstörung, wobei das normale Faltenrelief der Darmschleimhaut verloren geht.
Einteilung (Montreal-Klassifikation)
- Proktitis
nur der Mastdarm ist befallen (hiervon sind etwa 22-55 von 100 Personen bei der ersten Diagnose betroffen.) - Linksseitenkolitis
Entzündung vom Mastdarm bis zur linken Krümmung (Flexur). - Pankolitis (extensive Colitis)
der gesamte Dickdarm ist betroffen. - "backwash ileitis"
Entzündung des gesamten Dickdarms und des unteren Dünndarms.
Symptome
Die Krankheitsanzeichen beschränken sich meist nicht nur auf den Bauch- und Darmbereich. Meistens sind sie mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl verbunden. Eine Beteiligung anderer Organe ist im Gegensatz zum Morbus Crohn aber eher selten. Der Beginn ist oft schleichend.
Folgende Beschwerden weisen auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung hin:
Allgemeinsymptome bzw. Beschwerden außerhalb des Darms
- Fieber bzw. Fieberschübe
- Müdigkeit
- Leistungsabfall
- Appetit- und Gewichtsverlust
- Blutarmut
- Gelenkentzündungen (Arthritis, evtl. Monate oder Jahre vor Auftreten der Darmbeschwerden - eher selten)
- Hautveränderungen (eher selten)
- Augensymptome wie Uveitis (Regenbogenhautentzündung) oder Episkleritis (eher selten)
- Symptome einer Mangelversorgung mit Nährstoffen, v.a. Eiweiß, Eisen, Zink, Folsäure, Vitamin B12, Vitamin D
- bei Kindern Wachstumsstörungen
Bauch- und Darmbeschwerden
- Hauptsymptom sind blutig-schleimige Durchfälle
- häufig krampfartige, meist andauernde Bauchschmerzen, ähnlich wie bei einer Blinddarmentzündung, jedoch im linken Unterbauch
- zum Teil massive Blutungen aus dem Darmbereich
- ständiger Stuhldrang
Diagnose
Die Diagnostik erfolgt zum einen aufgrund der Symptomatik und zum anderen durch folgende Untersuchungen:
- Darmspiegelung (Koloskopie)
Endoskopische Bilder der Darmschleimhaut tragen hauptsächlich zur Sicherung der Diagnose bei. Häufig ist jedoch nur schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Colitis ulcerosa oder aber einen Morbus Crohn handelt. - Biopsien
Entnahme von Gewebeproben während einer Darmspiegelung. - Röntgen (Kolonkontrasteinlauf)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Sonographie (Untersuchung mit Ultraschall)
- bakteriologische Stuhldiagnostik zum Ausschluss einer infektiösen Darmkrankheit.
Ursachen
Noch liegen keine gesicherten Forschungsergebnisse über die Krankheitsauslöser oder Ursachen vor. Es scheint aber verschiedene Faktoren zu geben, die den Ausbruch einer entzündlichen Darmerkrankung wie z.B. die Colitis ulcerosa begünstigen, wie:
- Ernährungsfaktoren
Bei Colitis ulcerosa-Patienten fand man bisher keine eindeutigen Hinweise auf auslösende bzw. begünstigende Ernährungsfaktoren. Spekulativ erwähnt werden Inhaltsstoffe (Eiweiß) der Kuhmilch. Auch ein geringer Anteil an Ballaststoffen in der Ernährung wird als möglicher, die Krankheit begünstigender Faktor, angenommen. - Ernährung mit Kuhmilch im Säuglingsalter
Menschen, die als Säugling nicht gestillt werden, erkranken häufiger an Colitis ulcerosa. - Umweltfaktoren
Schadstoffe, Infektionen - Genetische Disposition (Veranlagung)
- Aufbau der Darmflora
Hier v.a. Veränderungen in der Bakterienflora der Schleimhaut. - Veränderungen des Immunsystems
Häufigkeit
Seit einigen Jahren wird in den westlichen Industrieländern eine Zunahme der Erkrankungen an Colitis ulcerosa beobachtet. In Deutschland leiden etwa 168.000 Einwohnern an Colitis ulcerosa. Hauptsächlich sind jüngere Erwachsene zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr betroffen. Die Colitis ulcerosa kommt in den sogenannten Entwicklungsländern im Vergleich zu westlichen Industrieländern selten vor.