Lebensmittelallergien: Geschwisterkinder selten auch betroffen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 12. Oktober 2016
Hat ein Kind eine Lebensmittelallergie, fragen sich Eltern häufig, ob auch die Geschwisterkinder vorsorglich auf Lebensmittelallergien getestet werden sollten. Laut einer aktuellen Studie ist ein vorsorgliches Screening nicht notwendig, denn die Wahrscheinlichkeit, ebenfalls von einer Lebensmittelallergie betroffen zu sein, ist vergleichsweise gering.
An der Studie, deren Ergebnisse im Journal of Allergy and Clinical Immunology berichtet werden, nahmen 478 0- bis 21-jährige Heranwachsende und deren 642 Geschwister teil. Um das Vorliegen einer Lebensmittelallergie möglichst valide zu erfassen, verließen sich die Wissenschaftler nicht nur auf die Befragung der Eltern zu gängigen Lebensmittelallergien. Zusätzlich wurden spezifische Antikörper (IgE) im Blut der Probanden bestimmt und Pricktests durchgeführt.
„Unsere Daten deuten darauf hin, dass das Risiko einer Nahrungsmittelallergie bei Geschwistern von einem betroffenen Kind nur minimal höher ist als in der allgemeinen Bevölkerung“, nimmt die an der Studie maßgeblich beteiligte Assistenzprofessorin Dr. Ruchi Gupta das wichtigste Ergebnis vorweg. „Wir beobachteten auch, dass Tests eine Sensibilisierung auf beispielsweise Erdnüsse bei einem Kind anzeigen könnten, das noch nie Erdnüsse gegessen hat. Dies bedeutet aber nicht unbedingt, dass das Essen einer Erdnuss bei diesem Kind tatsächlich allergische Symptome hervorrufen wird.“
Konkret reagierten in dieser Studie lediglich 13,6 Prozent, also etwa jedes siebte Geschwisterkind, allergisch auf ein Lebensmittel. Gut die Hälfte der Brüder und Schwestern (53 Prozent) war zwar sensibilisiert (d.h. Nachweis von Antikörpern im Blut oder positiver Pricktest), hatte aber keine Allergiesymptome und jedes dritte Geschwisterkind (33,4 Prozent) war nicht einmal sensibilisiert. Unter den Geschwisterkindern mit einer Allergie waren Milchallergien mit 5,9 Prozent am häufigsten, gefolgt von Hühnereiallergien (4,4 Prozent) und Erdnussallergien (3,7 Prozent).
„Unsere Ergebnisse unterstützen die Praxisleitlinien des Nationalen Instituts für Allergie und Infektionskrankheiten, wonach Geschwister nicht vor ihrem ersten Kontakt mit einem bestimmten Lebensmittel gescreent werden sollten“, betont die Assistenzprofessorin Dr. Ruchi Gupta. „Ein routinemäßiges Screening ohne Vorgeschichte allergischer Lebensmittelreaktionen könnte zur unnötigen Vermeidung von Lebensmitteln führen, welche die Kinder eigentlich tolerieren würden. Dies beeinträchtigt wiederum die Lebensqualität und die Qualität der Ernährung. Die Vermeidung von Lebensmitteln erhöht außerdem das Risiko, eine Allergie auf die entsprechenden Lebensmitteln zu entwickeln.“
Quellen einblenden
- Ann & Robert H. Lurie Children’s Hospital of Chicago (2016): Study shows most siblings of food allergic kids do not have food allergy. Pressemitteilung vom 12.07.2016
- R. S. Gupta, M. M. Walkner, M. Greenhawt et al. (2016): Food allergy sensitization and presentation in siblings of food allergic children. The Journal of Allergy and Clinical Immunology 4, Seite 956-962
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 12. Oktober 2016 um 06:26
vorheriger Artikel: Thunfisch-Check: Überwiegend positives Ergebnis
nächster Artikel: Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen aktualisiert
DEBInet-Ernährungsblog - über uns
Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.
Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.
Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung
© 2010-2024 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit