Rolle rĂŒckwĂ€rts bei McDonaldâs: âChickenâ-Produkte nicht mehr genfrei
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina BĂ€chle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung ErnĂ€hrung und Gesundheit
Dienstag, 27. Mai 2014
Einmal mehr siegen ökonomische Interessen ĂŒber VerbraucherwĂŒnsche. Die Fast Food-Kette McDonaldâs hat sich entschieden, auf gentechnikfreies Futter zur HĂ€hnchenmast zu verzichten â und stöĂt damit auf UnverstĂ€ndnis und scharfe Kritik.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2001 geriet McDonaldâs in die Schlagzeilen, weil zur Erzeugung seiner Chicken Nuggets und Chicken Burger GeflĂŒgelfutter aus gentechnisch verĂ€nderten Pflanzen verwendet wurde. Die Umweltorganisation Greenpeace machte damals publik, dass beim Anbau von gentechnisch verĂ€nderten Pflanzen wie Gen-Soja groĂe Pestizidmengen eingesetzt wurden. Hierdurch werde die Artenvielfalt zerstört. Einige UnkrĂ€uter entwickelten Resistenzen und mĂŒssten mit immer aggressiveren Spritzmitteln bekĂ€mpft werden, sodass Boden und Wasser der sĂŒdamerikanischen Anwohner verschmutzt werden â ganz zu schweigen von dem direkten Kontakt mit den Giften, die laut Greenpeace hĂ€ufig mit Flugzeugen groĂflĂ€chig ausgebracht wurden.
Das Unternehmen verpflichtete sich daraufhin freiwillig, in ganz Europa auf den Einsatz von Genfutter zur HĂ€hnchenmast zu verzichten. Man habe erkannt, dass der Anbau von Gen-Soja verheerende Auswirkungen auf den sĂŒdamerikanischen Regenwald habe, wurde damals öffentlich bekannt gegeben.
Dreizehn Jahre sind eine lange Zeit… Nun bewogen wirtschaftliche Interessen die Fast-Food-Kette dazu, ihre Selbstverpflichtung zu lockern. Auf eine Anfrage von Greenpeace zu den GrĂŒnden fĂŒr diesem Paradigmenwechsel antwortete das Unternehmen, dass seine nationalen und internationalen HĂ€hnchenfleischlieferanten mitgeteilt hĂ€tten âdass sie mit Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres keine ausreichenden Mengen an nicht gentechnisch verĂ€nderten Futtermitteln zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen garantieren können.â Deshalb sei das Unternehmen dazu ĂŒbergegangen, seine BeschrĂ€nkungen aufzuheben. McDonaldâs zeigte sich sicher, dass âdiese VerĂ€nderungen die QualitĂ€t und die Sicherheit des Essens, das wir in unseren Restaurants servieren, nicht beeintrĂ€chtigenâ, hieĂ es weiter. Das Unternehmen versprach auĂerdem, sich mit âwesentlichen Investitionenâ fĂŒr weitere Verbesserungen der Haltungsumgebung fĂŒr alle MasthĂ€hnchen einsetzten, in den kommenden Jahren vollstĂ€ndig auf GeflĂŒgelfutter umzusteigen, das aus nachhaltig zertifizierten Sojabohnen hergestellt wurde und Projekte zur Erforschung alternativer EiweiĂquellen zu unterstĂŒtzen.
Lassen sich die UmweltschĂŒtzer davon ĂŒberzeugen? Eher nicht. Stephanie Töwe-Rimkelt, Landschaftsexpertin bei Greenpeace, ist empört: âDas ist blanker Hohn, das ist sogenanntes Greenwashing. All das kann McDonaldâs nicht erfĂŒllen, wenn es wieder Gen-Soja im Tierfutter einsetzt.â Die UmweltschĂŒtzer sind sich sicher: âDie verantwortungslose Produktion von billigem Fast Food-Fleisch kommt unsere Umwelt und zukĂŒnftige Generationen teuer zu stehen.â
Die Angaben zur Knappheit von gentechnikfreiem Soja geben Anlass fĂŒr Zweifel, insbesondere da der Verband der Produzenten von gentechnikfreiem Soja in Brasilien fĂŒr 2014 einen Ernteanstieg um 50 Prozent prognostiziert.
Ăbrigens hat Greenpeace nachgerechnet, wie teuer es fĂŒr McDonaldâs wĂ€re, weiterhin auf Gen-Soja im HĂŒhnerfutter zu verzichten. Das Ergebnis lĂ€sst aufhorchen: Demnach wĂŒrde sich jeder gentechnikfreie Chickenburger nur um 0,1-0,5 Cent verteuern. Ist das tatsĂ€chlich wirtschaftlich nicht vertretbar? Letztendlich werden dies wohl die Verbraucher selbst entscheiden mĂŒssen. In Frankreich und Ăsterreich wird jedenfalls auf gentechnisch verĂ€ndertes Soja in den HĂŒhnerfleischprodukten verzichtet. Und das ohne eine Verteuerung der Produkte. Es geht also auch anders…
Quellen einblenden
- Greenpeace (2014): McDonaldâs grĂŒne Schminke. Artikel vom 28.04.2014
- Stellungnahme von McDonaldâs
- M. Uken (2014): McDonaldâs Rolle rĂŒckwĂ€rts. Zeit Online, Artikel vom 28.04.2014.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina BĂ€chle am 27. Mai 2014 um 09:59
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Dieses Foto dazu ist eine TĂ€uschung, warum zeigt es nicht die RealitĂ€t, Tiere in dunklen Tierfabriken, die nicht mehr laufen können? Wer in solchen LĂ€den fĂŒr 99 Cent Tierqual-Hamburger isst, der hat das verdient, dass er minderwertigen Schund bekommt.
Tiere sind Lebewesen genau wie Menschen. Sie empfinden Schmerz und GefĂŒhle wie z.B. Angst. Trotzdem werden Schweine, Rinder, HĂŒhner usw. von Menschen wie Produkte oder Waren behandelt. Wir sperren sie ein, halten sie teilweise unter den schlimmsten Bedingungen, mĂ€sten und töten sie, um sie dann zu essen.
Bin gespannt, ob die Fasfood-Kette sich dazu bewegen kann, etwas zu Ă€ndern. WĂ€re an sich gar nicht mal verkehrt, auch fĂŒr die Kundengewinnung.