Ungesunde Ernährung verursacht pro Jahr 16,8 Milliarden Gesundheitskosten
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 1. Oktober 2015
Zuviel Fett, Salz und Zucker – diese Defizite in der Ernährung vieler Bundesbürger sind ebenso bekannt wie ihre gesundheitlichen Folgen. Dass Fehlernährung auch von großer ökonomischer Relevanz ist, berichten Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in ihrer aktuellen Publikation.
In Kooperation mit dem Biotechnologieunternehmen BRAIN AG ermittelten die Forscher die jährlichen Krankheitskosten in Deutschland, die auf eine Fehlernährung zurückzuführen sind und von unserem Gesundheitssystem getragen werden. Für ihre Analysen verwendeten die Wissenschaftler Studienergebnisse von 14 bereits publizierten Studien sowie bundesweit repräsentative Daten zu den Krankheitskosten 2002-2008 aus der amtlichen Statistik. Auf diese Weise war es möglich, den Einfluss eines (verglichen mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung) zu hohen Konsums von Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren auf die Kosten von 22 Krankheitsbildern (darunter Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Karies, Arthrose und Alzheimer-Erkrankung) zu quantifizieren.
Es stellte sich heraus, dass die gesundheitlichen Folgen einer ungesunden Ernährung jährlich mit rund 16,8 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Dies entspricht immerhin 7 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben von 2008 und Pro-Kopf-Ausgaben in Höhe von jährlich 205 Euro. Dabei waren die Folgekosten des Überkonsums von Zucker mit insgesamt 8,6 Milliarden Euro am höchsten, vor den Kosten des zu hohen Konsums an Salz (5,3 Milliarden Euro) und gesättigten Fettsäuren (2,9 Milliarden Euro).
„Die direkten Kosten von Krankheiten, die aufgrund eines Überverzehrs von Salz, Zucker und Fett entstehen können, sind substantiell. Ein deutliches Einsparpotential liegt jedoch auch in den bisher weniger beachteten Folgeerkrankungen und Folgekosten von Übergewicht und Diabetes“, fasst der Erstautor der Studie Dr. Toni Meier von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zusammen. „Diese reichen von der gewichtsbedingten Arthrose bis zu Schlafstörungen, Alzheimer und chronischem Nierenversagen.“ Seine Kollegin Dr. Katja Riedel von der BRAIN AG, gibt zu bedenken, dass bei den bisherigen Berechnungen die indirekten Kosten der Fehlernährung, also Kosten durch Arbeitsausfall, Rehabilitationsbehandlungen und Invalidität, noch nicht berücksichtigt wurden, sodass die tatsächlichen fehlernährungsbedingten Kosten wohl noch deutlich höher liegen.
Das Projekt wurde im Rahmen der strategischen Allianz NatLife 2020 durchgeführt. Dieser Verbund von Universitäten und Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam biologisch aktive Naturstoffe zur Verbesserung der ernährungsphysiologischen Qualität von Nahrungsmittelrezepturen zu entwickeln, ohne den Geschmack der Produkte zu beeinträchtigen. „Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen uns darin, dass wir mit dem Forschungsansatz der NatLife 2020 genau auf dem richtigen Weg sind. Wenn es uns gelänge, etwa ein Drittel der Zucker-, Fett- oder der Salzmenge in den Nahrungsmittelrezepturen mit neuen Naturstoffen zu ersetzen, könnten wir das Gesundheitssystem allein in Deutschland jährlich bereits um einen Betrag von fünf bis sechs Milliarden Euro entlasten“, gibt Dr. Martin Langer von der BRAIN AG einen Ausblick auf zukünftige Forschungsbestrebungen.
Quellen einblenden
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (2015): Studie: Ungesunde Ernährung kostet Gesundheitssystem jährlich 16,8 Milliarden Euro. Pressemitteilung vom 15.09.2015.
- T. Meier, K. Senftleben, P. Deumelandt, O. Christen, K. Riedel, M. Langer (2015): Healthcare costs associated with an adequate intake of sugars, salt and saturated fat in Germany: a health econometrical analysis. PLoS ONE 10(9): e0135990.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 1. Oktober 2015 um 06:43
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