Wenn die Luft knapp wird…
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 17. September 2014
Zu viel Bauchfett begünstigt die Entstehung chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD). Dies geht aus Daten einer US-amerikanischen Studie mit 113.279 Teilnehmern hervor. Zugleich fanden die Wissenschaftler auch Ansatzpunkte für die Prävention der chronischen Lungenerkrankung.
Chronischer Husten, vermehrter Auswurf und Atemnot sind typische Symptome einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Die Krankheit entsteht häufig durch Exposition gegenüber Tabakrauch oder Luftverschmutzung. Wissenschaftler der Universität Regensburg untersuchten nun in Kooperation mit US-amerikanischen Kollegen umfassend, welchen Einfluss der Lebensstil auf das Erkrankungsgeschehen hat.
Zu Beginn der Studie wurden die Teilnehmer im Alter von 50 bis 70 Jahren ausführlich zu ihrem Lebensstil (u.a. Rauchen, Bewegung), ihren Ernährungsgewohnheiten und ihrer medizinischen Vorgeschichte befragt. Außerdem wurden der Taillen- und Hüftumfang sowie das Körpergewicht und die Größe der Probanden dokumentiert. An diese Erhebung schloss sich eine zehnjährige Beobachtungsphase an, in deren Verlauf alle Probanden, die an einer COPD erkrankten, erfasst und gezählt wurden.
In den anschließenden Auswertungen setzten die Wissenschaftler die Variablen aus der Ersterhebung mit dem Erkrankungsgeschehen in Beziehung, wobei sie den Effekt von Störgrößen (zum Beispiel Rauchen) herausrechneten. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen einem größeren Bauchumfang und der Erkrankung an einer COPD: Frauen mit einem Bauchumfang von mindestens 110 Zentimetern und Männer mit einem Bauchumfang von 118 Zentimetern oder mehr hatten ein 72 Prozent höheres Risiko, an einer COPD zu erkranken, als Menschen mit geringerem Bauchumfang. Die Wissenschaftler führen dies auf die geringere Bewegung im Alltag dieser Menschen zurück. Dabei scheinen Fettpölsterchen am Bauch besonders ungünstig zu sein, da diese Fettzellen mehr Hormone und Botenstoffe bilden als Fettzellen an anderen Körperstellen wie zum Beispiel an den Oberschenkeln oder dem Po. Unter diesen Signalstoffen finden sich auch entzündungsfördernde Verbindungen, die über verschiedene Wege an der Entstehung einer COPD beteiligt sein können.
Aber auch ein zu geringes Gewicht gilt nun als Risikofaktor für die Erkrankung an einer COPD: Menschen mit Untergewicht hatten ein um 56 Prozent erhöhtes Erkrankungsrisiko. Hier vermuten die Experten, dass die Erkrankung durch eine mangelhafte Ernährung im Alter und eine damit einhergehende verminderte Muskelmasse begünstigt wird.
Erfreulicherweise hatten Probanden, die mindestens an fünf Tagen pro Woche körperlich aktiv waren, ein um fast ein Drittel geringeres Erkrankungsrisiko. Regelmäßige Bewegung wirkt der Entstehung von Übergewicht entgegen, verringert oxidativen Stress und schützt offenbar auch das Lungengewebe.
Aufgrund ihrer Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler zur Prävention von COPD – wie übrigens auch Krebs- Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen – auf ein gesundes Körpergewicht und die Körperfigur zu achten und sich regelmäßig körperlich zu betätigen.
Quelle einblenden
- G. Behrens, C. E. Matthews, S. C. Moore, A. R. Hollenbeck, M. F. Leitzmann (2014): Body size and physical activity in relation to incidence of chronic pbstructive pulmonary disease. Canadian Medical Associtation Journal, Online-Vorabveröffentlichung/em>
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 17. September 2014 um 07:39
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