Übergewicht schützt im Alter II
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 14. Oktober 2010
Übergewicht ist ein Risikofaktor für Menschen im mittleren Alter, weniger für Über-65-Jährige.
Menschen im stark fortgeschrittenen Alter vom Abnehmen überzeugen zu wollen, um ihre Lebensdauer zu verlängern, wäre demnach nicht sinnvoll.
Menschen unter 65 Jahren sollten weder zu viel noch zu wenig wiegen, während Ältere wahrscheinlich nur durch ein zu niedriges Gewicht ihr Sterberisiko erhöhen, so Bouillanne et al. Über-65-Jährige scheinen bei einem BMI von 25-30 kg/m² das geringste Sterberisiko zu haben. Als unbedeutend erweise sich ein höherer BMI, ein niedrigerer hingegen sei nachteilig.
Folglich verzögert ein BMI von 25-30 kg/m² bei älteren Menschen den Tod. Zwei Ausnahmen allerdings gibt es, denn Krebs und Herzkreislauf-Erkrankungen treten bei Werten in diesem BMI-Bereich häufiger als bei Normalgewichtigen auf.
Die Fettmasse setzt sich aus dem viszeralem Fett (Bauchfett) und dem subkutanem Fett (Unterhaut-Fett) zusammen. Diese beiden Arten des Fettgewebes funktionieren und wirken verschieden. Viszerales Fett gibt Botenstoffe ab, die Entzündungen begünstigen und subkutanes Fettgewebe dient vor allem als Energiespeicher. So erhöht viszerales Fett das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark, nicht jedoch das subkutane Fett. Das subkutane Fett hingegen liefert Energie und sichert so wahrscheinlich nicht nur bei Energie-zehrenden Erkrankungen das Überleben.
Auch nach einem Herzanfall wirkt Übergewicht lebensverlängernd. Was zunächst paradox erscheint, erklärt sich vermutlich dadurch, dass der kurzfristige Vorteil des Energievorrats das langfristige Risiko durch eine erhöhte Fettmasse überwiegt.
Quelle:
Bouillanne O, Dupont-Belmont C, Hay P, Hamon-Vilcot B, Cynober L, Aussel C: Fat mass protects hospitalized elderly persons against morbidity and mortality. Am J Clin Nutr 2009;90:505-10
Zum Thema:
Wirkung eines beabsichtigten Gewichtsverlusts älterer Menschen auf die Gesamtsterblichkeit (englische Kurzfassung der Studie)
verfasst von Sabrina Rauth am 14. Oktober 2010 um 06:36
vorheriger Artikel: Vitamin B6 senkt Darmkrebs-Risiko
nächster Artikel: Die Ernährung umstellen I
DEBInet-Ernährungsblog - über uns
Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.
Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.
Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung
© 2010-2024 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Um ehrlich zu sein ich glaube nicht, dass Übergewicht so „gesund“ sein soll. Zu viel Fett ist nie gesund. Wir Menschen sind so aufgebaut, dass wir den extra Fett nicht benötigen.
Übergewicht ist eine Krankheit der letzten 100 Jahre. Wie kann eine Krankheit gesund sein?…
Übergewicht schützt im Alter II
Ein derartiger Bericht sollte auf einer Fachseite nicht ohne Abgrenzungen erfolgen. Erst gerade wurde die neue Statistik mit den häufigsten Tordesursachen veröffentlicht. Eindeutig liegen hier die Herz- Kreislauferkrankungen bei älteren Menschen vorne. In einer Wohlstandsgesellschaft lebend haben gerade übergewichtige Menschen erhebliche Folgeerkrankungen. Nur durch die verbesserte medizinische Versorgung werden viele Folgeerkrankungen kompensiert und die Lebensdauer trotz erheblich einschränkender Erkrankungen verlängert. Starkes Übergewicht geht immer zu Lasten der Beweglichkeit/Mobilität und damit wird die Lebensqualität erheblich eingeschränkt.