Gicht - Definition
Bei Gicht handelt es sich um eine Störung des Purinstoffwechsels, bei der es infolge hoher Harnsäurekonzentrationen im Blut zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben kommt. Beträgt der Anteil der Harnsäure im Blut mehr als 6,5 mg/dl, so spricht man von einer Hyperurikämie (griech.: "zu viel Harnsäure im Blut").
Symptome
Ein akuter Gichtanfall führt zu Schwellungen und Hautrötungen an den Gelenken. In 2/3 aller Fälle ist das Großzehengrundgelenk betroffen. Die Ablagerungen können auch an den Sprunggelenken Schmerzen und Entzündungsymptome verursachen. Diese können sich auf benachbarte Gebiete ausdehnen. Begleitend treten Symptome wie allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, erhöhter Puls, Kopfschmerzen und Erbrechen auf.
Nach dem ersten akuten Gichtanfall können Wochen bis Jahre vergehen (symptomfreies Intervall), bis weitere Komplikationen auftreten. Zur chronischen Gicht kann es kommen, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt. Hier treten die Schmerzattacken in immer kürzeren Zeitintervallen auf. Weiterhin kann es zu den unten beschriebenen Folgeerkrankungen kommen.
Häufigkeit
Die Gicht zählt zu den typischen Wohlstandserkrankungen. In Zeiten des Notstandes war die Gicht kaum anzutreffen, während die Anzahl der Erkrankungen seit dem 2. Weltkrieg stetig zunimmt. Heute weisen 5% aller Männer erhöhte Harnsäurewerte auf. Frauen sind weitaus weniger betroffen. Ihr Anteil steigt jedoch nach den Wechseljahren, was auf die hormonelle Umstellung zurückzuführen ist.
Krankheitsverlauf
Erhöhte Harnsäurewerte führen nicht zwangsläufig zur Gicht, sie stellen lediglich die biochemische Grundlage dar. Mit der Höhe der Harnsäurekonzentration steigt aber die Wahrscheinlichkeit eines Gichtanfalles. Der Grenzwert liegt bei 6,5 mg/dl Blut, da hier die Löslichkeitsgrenze der Harnsäure erreicht ist, d.h. bei Werten über 6,5 mg/dl kann es zu Harnsäureausfällungen in Form von Kristallen (Natriumurat) im Gewebe oder in Gelenken kommen. Dies führt zu den typischen Symptomen eines Gichtanfalles.
Ursachen
Die Ursachen erhöhter Harnsäurewerte sind abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild der Hyperurikämie. Bei den primären Hyperurikämien handelt es sich um angeborene Stoffwechselerkrankungen, während sekundäre Formen als Folge anderer Krankheiten auftreten.
Primäre Hyperurikämie
- Störung der Harnsäureausscheidung (bei 99%)
- vermehrte körpereigene Harnsäurebildung aufgrund von Enzymdefekten (bei 1%)
Sekundäre Hyperurikämie
- vermehrter Harnsäureanfall durch erhöhten Zellaufbau und Zellabbau (z.B. bei Blutkrankheiten)
- verminderte Harnsäureausscheidung (z.B. bei Nierenschäden)
- vermehrte Harnsäurebildung bei gleichzeitig verminderter Harnsäureausscheidung (z.B. bei Glykogenspeicherkrankheit Typ I)
Harnsäurepool
Die Erhöhung der Harnsäurekonzentration kann zum einen durch eine vermehrte Bildung von Harnsäure, zum anderen durch eine verminderte Harnsäureausscheidung über die Niere hervorgerufen werden. Während beim Stoffwechselgesunden ein Gleichgewicht zwischen Harnsäurezufuhr und -ausscheidung besteht, ist dieses beim Gichtkranken gestört. Somit kommt es zu einer Vergrößerung des sogenannten Harnsäurepools (siehe Abbildung).

Folgeschäden
Im Stadium der chronischen Gicht kann es zu einer Vielzahl an Folgeerkrankungen kommen. Charakteristisch ist das Auftreten sogenannter Gichtknoten (Tophi), die Knochen und innere Organe betreffen können. Weiterhin kann es zur Ausbildung einer Gichtniere (Uratnephropathie) und Nierensteinen (Nephrolithiasis) kommen.