Zöliakie - Krankheitsbild

Definition

Bei der Zöliakie, die früher im Erwachsenenalter auch als einheimische Sprue und im Säuglings- und Kindesalter auch als gluteninduzierte Enteropathie bezeichnet wird, handelt es sich um eine Erkrankung des Dünndarms, die durch das in Getreide vorkommende Klebereiweiß „Gluten“ ausgelöst wird.

Gluten ist enthalten in vielen allgemein bekannten Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel, Tritikale und Grünkern, aber auch in älteren nun wieder vermehrt auf dem Markt befindlichen Getreidesorten wie Emmer (Zweikorn), Einkorn, Kamut, Urkorn und sonstigen Weizenderivaten.

Durch die konsequente Meidung des Glutens kann die Symptomatik erfolgreich behandelt werden, die eigentliche Krankheit bleibt jedoch lebenslang bestehen.

Ursachen

Die eigentliche Ursache für diese Unverträglichkeit ist vermutlich ein Enzymmangel in der Dünndarmschleimhaut oder aber eine Antigen-Antikörper-Reaktion des Körpers. Da häufig mehrere Familienmitglieder betroffen sind, wird als weitere Ursache eine genetische Veranlagung diskutiert.

Gehäuftes Auftreten

Ein gehäuftes Auftreten wird beispielsweise bei Menschen mit weiteren Autoimmunerkrankungen wie z.B. Diabetes beobachtet. So wurden bei 2,6-7,8% der Patienten mit Diabetes mellitus (Typ 1) IgA-Antikörper gegen Endomysium und Gewebe-Transglutaminase nachgewiesen.

Weitere, mit Zöliakie assoziierte Erkrankungen, sind:

  • Lebererkrankungen
  • Down-Syndrom (20x häufiger als in der Allgemeinbevölkerung)
  • Autoimmunthyreoiditis (Entzündung der Schilddrüse)
  • Athrophe Glossitis (Entzündung der Zunge)
  • Herzerkrankungen (Autoimmun-Myokarditis, Dilatative Kardiomyopathie)
  • IgA-Nephropathie (IgA-Ablagerungen in der Niere bei 33 %)

Auslöser

Auslöser für diese Erkrankung ist nicht das gesamte Getreide, sondern nur bestimmte Getreideeiweißfraktionen, die bei der Verdauung freigesetzt werden.

Dabei handelt es sich um:

  • Gliadin in Weizen und Roggen
  • Secalin Roggen
  • Avenin in Hafer
  • Hordein in Gerste

Symptome

Beim Gesunden wird die Oberfläche der Dünndarmschleimhaut durch vielfache Auffaltungen, die so genannten Zotten, vergrößert, um eine möglichst vollständige Aufnahme der Nahrungsbestandteile ins Blut zu gewährleisten. Bei der Zöliakie werden die Zellen der Dünndarmschleimhaut geschädigt, bei fortgeschrittener Krankheit bilden sich dann die Darmzotten vollständig zurück, so dass die Resorptionsfläche für Nährstoffe deutlich reduziert wird. Dadurch kommt es nach und nach zu verschiedenen Mangelerscheinungen, die das Bild der Erkrankung bestimmen.

In der Regel treten die Symptome nicht gleichzeitig auf und sind oft relativ unspezifisch. Sehr häufig finden sich lediglich uncharakteristische Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Falls die Erkrankung spät erkannt oder nicht behandelt wird, können sich Mangelerscheinungen und chronische Infektionskrankheiten entwickeln, die eine Schwächung des gesamten Organismus bis hin zur völligen Auszehrung zur Folge haben.

Klinische Symptome des Magen-Darm-Traktes

  • Durchfall (Diarrhoe)
  • Blähungen (Meteorismus)
  • Gewichtsverlust
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Entzündung der Mundschleimhaut
  • Darmkrämpfe
  • Verstopfung
  • Erbrechen

Symptome / Begleiterkrankungen der Zöliakie, die nicht den Magen-Darm-Trakt betreffen:

  • Kraft- und Antriebslosigkeit (Adynamie)
  • Knochenschmerz
  • Muskelschmerzen
  • Arthritis
  • Ödeme (Wassereinlagerungen)
  • Hautausschlag (Dermatitis herpetiformis Duhring)
  • Eisenmangel mit und ohne Blutarmut
  • Vitamin D- und Kalziummangel
  • Entwicklungsverzögerung (bei Kindern)
  • Zerebelläre Ataxie (Gangunsicherheit)
  • Depression
  • Angststörungen
  • Kopfschmerzen
  • Epilepsie
  • Periphere Polyneuropathie
  • Demenz

Viele Zöliakiebetroffene leiden durch die Zerstörung der Dünndarmschleimhautzellen (vorübergehend) an einem Mangel an Laktase, einem Enzym, das für die Spaltung von Milchzucker erforderlich ist.

Der Laktasemangel führt zu einer Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), die sich unter anderem durch Durchfälle, Blähungen und Völlegefühl beim Verzehr von Milch und Milchprodukten äußern kann.

Diagnose

Die Diagnose kann über das Blut mit Hilfe von Autoantikörpertests (IgA Endomysium-Antikörper [EMA ] und IgA Gewebetransglutaminase [TTG]) erfolgen, allerdings können hier trotz der relativ hohen Sensitivität und Spezifität dieser Tests (95 %) falsch positive Tests vorkommen (positive Tests trotz nicht bestehender Erkrankung).

Die eindeutige Diagnose "Zöliakie" kann jedoch nur gestellt werden, wenn zusätzlich eine Dünndarmbiopsie durchgeführt wurde. Diese wird mit einer Magen-Darmspiegelung (Endoskopie) gewonnen, bei der das Endoskop bis in den unteren Teil des Zwölffingerdarms (Duodenum) vorgeschoben wird. Diese Untersuchung wird meist unter einer leichten Betäubung durchgeführt und ist in der Regel schmerzlos und komplikationsarm.

Sämtliche diagnostische Tests und Maßnahmen sollten vor Einleitung einer glutenfreien Ernährung durchgeführt werden, da sonst die Ergebnisse wahrscheinlich nicht verwertet werden können.

Eine Stuhldiagnostik auf Gliadin und Transglutaminase-Antikörper sind nicht aussagekräftig.