Muntermacher Koffein
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 3. Dezember 2010
Seit Jahrtausenden wird Koffein in verschiedenster Form verzehrt. Historiker schätzen, dass die Ursprünge des Koffein-Konsums bis in das Jahr 2737 v. Chr. zurückdatieren. In diesem Jahr soll der chinesische Eroberer Shen Nung mit Trinkwasser und den Blättern eines nahegelegenen Strauchs ein angenehm riechendes Getränk aufgekocht haben. Die Kaffee-Kultur entstand hingegen erst viele Jahre später, wahrscheinlich in Äthiopien zur Zeit des neunten Jahrhunderts. Dort begann ein Hirte wilde Kaffeekirschen zu verzehren, nachdem er beobachtet hatte, dass seine Ziegen durch den Verzehr wacher und lebhafter wurden.
Auch heute noch erfreut sich Koffein großer Beliebtheit und zählt weltweit zu den am meisten aufgenommenen Lebensmittelinhaltsstoffen. Die Anzahl möglicher Koffeinquellen ist groß: Bohnen, Blätter und Früchte über 60 verschiedener Pflanzen enthalten den Muntermacher. Dazu gehören Kaffeebohnen (Coffea Arabica and Coffea robusta), Kakaobohnen (Theobroma cacao), Teeblätter (Camellia sinensis) – auch Matetee (Ilex paraguariensis) – sowie Colanüsse (Cola acuminate) und Guaranábeeren (Paullinia cupana). Der übliche Verzehr konzentriert sich in der Regel auf Kaffee und Tee. Auch Energie-Drinks und die Ende des 19. Jahrhunderts erstmalig produzierten, angereicherten Getränke sind verbreitete Quellen.
Heute nutzen annähernd 80 Prozent der Weltbevölkerung ein koffeiniertes Produkt pro Tag, um die Müdigkeit zu überwinden. Koffein ähnelt in der Struktur dem Botenstoff Adenosin. Dieser regt im Gehirn Nerven an, die dem Körper Müdigkeit signalisieren. Werden die Andockstellen des Adenosins durch das Koffein belegt, so kann das Adenosin nicht mehr wirken.
Ein mäßiger Koffein-Konsum verbessert verschiedene Leistungsarten, darunter die körperliche Ausdauer. Zudem steigert Koffein die Reaktionszeit und erhöht die geistige Aufmerksamkeit und die Konzentration. Nach neueren Forschungen könnte der Stimmungsaufheller evtl. zudem das Abnehmen unterstützen, den Symptomen eines Metabolischen Syndroms entgegen wirken und Parkinson-Beschwerden lindern.
Trotzdem sollte die Energie, die über Koffein-angereicherte Süßgetränke oder auch gezuckerte Milch-Kaffee-Getränke aufgenommen wird, im Rahmen der Energiezufuhr bedacht werden. Auch sollten sich Kinder und Schwangere allgemein mit dem Koffein-Verzehr zurückhalten.
Diese Empfehlung wird damit begründet, dass sich ein gestörter Schlafrhythmus bei Kindern nachteilig auf ihre Entwicklung auswirken kann. Da Koffein von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen wird, ist dieses den Wirkungen des Alkaloids ungeschützt ausgesetzt. Risiken bestehen in einer spontanen Fehlgeburt und einem verzögerten Wachstum des Fetus. Vor diesem Hintergrund wird Schwangeren empfohlen, nicht mehr als zwei Tassen Kaffee bzw. vier Tassen Tee pro Tag zu trinken. Bei Empfindlichen lösen Dosen über 400 mg Koffein/Tag Kopfschmerzen und Benommenheit sowie Angst und Übelkeit aus. In der Regel können jedoch durch den üblichen Verzehr von Lebensmitteln und Getränken keine gefährlichen Überdosen erzielt werden.
Koffeingehalt diverser Getränke (pro 250 ml):
Dekoffeinierter Kaffee: |
5 mg
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Softdrink: |
30 mg
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Grüner Tee: |
45 mg
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Matetee: |
78 mg
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Energy-Drink: |
80 mg
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Kaffee: |
135 mg
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Espresso: |
600 mg
|
Quelle:
Heckman MA, Eckman, Jorgeweil , Demejia EG: Caffeine (1, 3, 7-trimethylxanthine) in Foods: A Comprehensive Review on Consumption, Functionality, Safety, and Regulatory Matters. J FOOD SCI 2010;75(3):R77-87
Zum Thema
- Crozier A (2012 Advance Article): Espresso coffees, caffeine and chlorogenic acid intake: potential health implications
- BBC News (1.12.2011): How much coffee is safe?
- Ärzteblatt (26.01.2012): Koffein kann Östrogenspiegel steigern
- Ärzteblatt (22.02.2012): Kaffee schadet nicht
- Seitz H (aid, 07.03.2012): Irrtümer des Kaffeetrinkens: Wissenschaft räumt mit Halbwahrheiten auf
verfasst von Sabrina Rauth am 3. Dezember 2010 um 09:24
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