Kinderteller: Obst und Gemüse Mangelware

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 31. Januar 2013

Eigentlich benötigen Kinder keine Extrawurst beim Essen außer Haus, eine kleinere Erwachsenenportion würde völlig genügen. Dennoch versuchen viele Systemgastronomen, mit speziellen Kindergerichten den Bedürfnissen der Kunden von morgen gerecht zu werden. Geschmacklich mag dies ja gelingen, leider werden gesundheitliche Aspekte bei der Zusammenstellung der Kindermenüs aber meist vernachlässigt.

Pommes-Cartoon
© Enokson

In einer Marktanalyse untersuchte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Ende 2012 die Qualität von 51 speziell als Kindergericht deklarierten Speisen. Unter den insgesamt 20 Anbietern der Systemgastronomie waren acht Bedienungsrestaurants, acht Selbstbedienungsrestaurants sowie vier Restaurants namhafter Fast-Food-Ketten. Dokumentiert wurden der Anteil von Obst, Gemüse und Kohlenhydratkomponenten (Kartoffeln und Teigwaren) sowie der Gehalt von stark verarbeiteten und fetthaltigen Bestandteilen (Paniertes oder/und Frittiertes) in jedem Gericht. Ausschlaggebend für die Bewertung war jeweils das Verhältnis zwischen ernährungsphysiologisch sinnvollen und nicht empfehlenswerten Bestandteilen.

Die Prüfer dokumentierten außerdem das Angebot an Getränken, Nachspeisen und weiteren Beigaben für Kinder (zum Beispiel Mal- und Rätselhefte, Spielzeug) sowie den Preis des Gerichts. Diese Angaben wurden für die Bewertung der Gerichte jedoch nicht hinzugezogen.

Zu fett, zu kalorienreich, zu wenig Frisches: So könnte man die Ergebnisse der Stichprobe der Verbraucherschützer kurz zusammenfassen. Zwar waren die meisten Kindergerichte mit einer Preisspanne von einem Euro bis 7,20 Euro vergleichsweise preiswert, die Zusammenstellung der Speisen war allerdings alles andere als ernährungsphysiologisch wertvoll: 28 von insgesamt 51 Gerichten fielen nach Angaben der Verbraucherzentrale komplett durch das Bewertungsraster der Tester. Lediglich sechs Kindermenüs enthielten frischen Salat oder Gemüse. Dreimal gab es die frischen Komponenten, lediglich wahlweise als Alternative zu Pommes. Das führte zur Abwertung der Gerichte, da Obst und Gemüse nach Ansicht der Verbraucherzentrale grundsätzlich nicht zur Wahl stehen sollten, sondern zu einer vollwertigen Mahlzeit per se mit dazugehören.

Woraus bestehen typische Kindergerichte? Ungeschlagener Spitzenreiter dürften Pommes frites sein. Sie waren in 60 Prozent der Kindergerichte enthalten. Die Pommes gibt es pur (gegebenenfalls mit Ketchup oder Mayonnaise) oder in Begleitung von Hähnchennuggets, Burgern, Fischstäbchen und Mini-Schnitzeln. Die Zubereitung (Panieren, Frittieren) macht solche Kindergerichte zu wahren Kalorienbomben, insbesondere dann, wenn zusätzlich zuckerreiche Softgetränke getrunken oder ein Nachtisch bzw. Süßigkeiten verzehrt werden. Besser als Pommes und Co. schnitten Nudelgerichte bei der Bewertung ab, denn sie enthalten viele Kohlenhydrate und sättigen nachhaltig, ohne übermäßig kalorienreich zu sein.

Es gibt Alternativen: Sicher, gerade kleinere Kinder sind manchmal sehr wählerisch beim Essen. Es gibt jedoch auch gesunde, ausgewogene Gerichte, die schmecken. Rohkost mit Dip, Omelette mit Gemüse, Spaghetti mit Gemüsesoße oder nicht panierte Fleischgerichte mit Nudeln, Kartoffeln oder Reis, dazu eine Salatbeilage, sind Gerichte, die auch bei Kindern gut ankommen. Versehen mit dem richtigen Namen wären sie bestimmt Verkaufsschlager. Schade, dass solche Gerichte nicht öfter als Kindergerichte angeboten werden.

Quelle:
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (2013):
Kinderteller im Restaurant- und Kaufhausketten: Fehlanzeige bei Obst, Gemüse und Salat.

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verfasst von am 31. Januar 2013 um 06:40

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Ein Kommentar zu “Kinderteller: Obst und Gemüse Mangelware”

  1. Daniel sagt:

    Meiner Meinung nach liegt es auch am fehlenden Einfallsreichtum oder der Faulheit der Eltern, dass oft auf Mc Donalds und Co. zurückgegriffen wird.

    Oft sieht man, dass Kinder schon am Sonntag Morgen ihr Happy Meal oder Kids Menu serviert bekommen, nur weil den Eltern nicht besseres einfällt, als früh ins Fastfoodreataurant zu fahren.

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