Klartext beim Lebensmittelkauf

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Mittwoch, 20. Februar 2013

Verbraucher vielfach verunsichert

Ein Gang durch den Supermarkt zeigt eine bunte Welt mit vielen Versprechen auf engstem Raum. Was davon stimmt wirklich? Viele Verbraucher wünschen sich mehr Klarheit und Ehrlichkeit bei der Lebensmittelkennzeichnung.

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Seit der Gründung des Internetportals Lebensmittelklarheit.de fordern hoch motivierte Verbraucher mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln. Doch werden hier geäußerte Beanstandungen auch von der Allgemeinbevölkerung als täuschend angesehen? Die Verbraucherzentralen gingen dieser Frage in einer repräsentativen Befragung auf den Grund.

Insgesamt wurden 1021 Verbraucher persönlich befragt. Die Teilnehmer wurden unter anderem gebeten, konkrete Kennzeichnungen auf Verpackungen zu interpretieren. Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) gaben in der Umfrage an, sie hätten das Gefühl, dass bei den Angaben auf Lebensmitteln viel getrickst würde. Und weniger als die Hälfte beurteilte die Kennzeichnung als verständlich.

Fleischprodukte bestehen nach Meinung der meisten Verbraucher lediglich aus Fleisch der genannten Tierart. In Wirklichkeit dürfen bei Kalbs- und Geflügelwürsten aber Fleisch verschiedener Tierarten verarbeitet werden. Eine Kalbswurst muss beispielsweise lediglich 15 Prozent Kalbfleisch enthalten. Während viele Verbraucher in diesem Bereich Mischungen von verschiedenen Tierarten tolerieren, sind ca. 30 Prozent der Befragten bei Kalbfleischprodukten und ca. 40 Prozent bei Geflügelprodukten nach einer entsprechenden Aufklärung nicht damit einverstanden.

Beim Apfelkuchen „aus der Region“ ging fast die Hälfte der Befragten davon aus, dass das Obst aus der Region stammt und auch der Kuchen dort gebacken wurde. Bislang wurde jedoch nicht offiziell definiert, welche Kriterien ein Produkt erfüllen muss, um sich „regional“ nennen zu dürfen. Die Verbraucherzentralen fordern mehr Transparenz für Käufer: „Nur wo Region drin ist, darf auch Region draufstehen. Regionalität darf nicht zum Marketingtrick verkommen. Die Regierung muss per Gesetz definieren, wann eine Regionalkennzeichnung erlaubt ist und wann nicht“, reklamiert Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes.

Auch Werbeaussagen, welche die Abwesenheit bestimmter Inhaltsstoffe hervorheben (zum Beispiel frei von Geschmacksverstärkern / Aromen / Farb- und Konservierungsstoffen), sogenannte „Clean Labels“, werden von Verbrauchern häufig missverstanden. Ein Lebensmittel, das mit „frei von Geschmacksverstärkern“ beworben wird, kann Hefeextrakt enthalten. Hefeextrakt wiederum enthält natürlicherweise geschmacksverstärkendes Glutamat. Fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) gingen davon aus, dass entsprechend beworbene Produkte keine Aromen enthalten, die Hälfte der Befragten (50 Prozent) meinte auch, dass kein Hefeextrakt enthalten sein dürfte. Auch andere glutamathaltige Lebensmittel wie Parmesankäse und Sojasoße wurden bei als „clean“ gekennzeichneten Lebensmitteln als Zutat von fast der Hälfte (jeweils 49 Prozent) der Befragten abgelehnt.

Die Verbraucherzentrale versucht, dieses Problem im Dialog mit den Herstellern zu lösen.„Die Umfrage zeigt, dass die Beschwerden auf dem Portal Lebensmittelklarheit keine Einzelfälle sind, sondern dass viele Verbraucher die Kritik teilen. Es gibt ein Verständnis- und Vertrauensproblem am Lebensmittelmarkt, und das müssen wir lösen“, fasst Gerd Billen die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Die Verbraucherzentrale möchte den Dialog mit Handel und Wirtschaft stärken, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die für mehr Klartext sorgen.

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verfasst von am 20. Februar 2013 um 06:36

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