Mehr Bewegung: kleine Dosis, großer Effekt

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Mittwoch, 2. März 2022

Bereits zehn zusätzliche Minuten mäßige bis intensive körperliche Aktivität pro Tag könnten jährlich sieben Prozent aller Todesfälle von Menschen in der zweiten Lebenshälfte verhindern. Auf diese Weise ließen sich alleine im Studienland USA rund 110.000 Todesfälle pro Jahr vermeiden.

Laut den Ergebnissen früherer Studien ist ein Mangel an Bewegung an jedem 12. bis 13. Todesfall weltweit schuld. Allerdings stammen die Informationen zum Bewegungspensum der Probanden häufig aus Eigenangaben. Dies beeinträchtigt die Aussagekraft solcher Ergebnisse.

Anders sieht dies bei einer Studie aus, deren Ergebnisse vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine erschienen sind. Denn Dr. Pedro Saint-Maurice und Charles Matthews vom Nationalen Krebsinstitut in Rockville und ihre Kollegen setzten statt auf Selbstangaben auf Messungen mit Beschleunigungssensoren (Akzelerometern). Das Ziel der Wissenschaftler bestand darin, zu ermitteln, wie viele Todesfälle sich durch eine Steigerung der körperlichen Aktivität langfristig vermeiden ließen.

An der Studie nahmen 4.840 Teilnehmer der fortlaufenden US-amerikanischen NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey) im Alter von 40 bis 85 Jahren teil. Etwas mehr als die Hälfte der Probanden waren Frauen (53 Prozent). Die Studie gilt als repräsentativ für die US-Zivilbevölkerung desselben Alters.

Im Studienzeitraum zwischen 2003 und 2006 erhielt jeder Proband für eine Woche ein Akzelerometer, welches die Dauer und Intensität der Aktivität des Probandes aufzeichnete. Für die Auswertung verlinkten die Wissenschaftler alle bis Ende 2015 dokumentierten Todesfälle mit den Daten der Probanden.

In der Nachbeobachtungsperiode verstarben 1.165 Probanden.

Laut den Akzelerometerdaten war jeder vierte Proband weniger als 40 Minuten pro Tag mäßig bis intensiv körperlich aktiv. Diese Gruppe bestand überwiegend aus Personen in den 70ern. Dagegen bewegte sich die Hälfte der Mittfünfziger und frühen 60er 40 bis 120 Minuten täglich bei dieser Intensität. Jeder Vierte im Alter von 40 bis Anfang 50 schaffte es sogar, mehr als 120 Minuten täglich körperlich aktiv zu sein.

Eine erhöhte körperliche Aktivität wird laut den Ergebnissen dieser Studie mit einer höheren Lebenserwartung belohnt: Waren Frauen und Männer zu Studienbeginn zehn Minuten länger am Tag körperlich aktiv, hatten sie ein um 8 Prozent beziehungsweise 6 Prozent verringertes Sterberisiko pro Jahr. Bei einer Differenz von 20 Minuten sank das Risiko um durchschnittlich 13 Prozent pro Jahr. 30 Minuten zusätzliche körperliche Aktivität gingen sogar mit einem Rückgang der jährlichen Todesfälle um 17 Prozent einher.

In absoluten Zahlen würde dies bedeuten, dass eine Erhöhung der täglichen moderaten bis starken körperlichen Aktivität um 10 bis 30 Minuten in den USA mit schätzungsweise 110.000 bis 272.000 Todesfällen weniger pro Jahr assoziiert wäre.

„Dies spricht für die starken gesundheitlichen Vorteile körperlicher Aktivität“, fasst Saint-Maurice zusammen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Erwachsenen im Alter von 18-64 Jahren mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche moderat bis stark körperlich aktiv zu sein. Alternativ wären auch 75 bis 150 Minuten Aktivität bei hoher Intensität ausreichend – oder eine entsprechende Kombination von Aktivitäten aus beiden Intensitätsleveln. „Eine breite Palette von Aktivitäten wie Wandern zum Trainieren, Radfahren zum Spaß oder zur Fortbewegung, Training an Cardiogeräten und Sportarten wie Tennis oder Golf sind großartige Möglichkeiten, um mehr körperliche Aktivität in Ihren Tag zu bringen“, zählt Saint-Maurice auf. Ab dem 65. Lebensjahr rät die WHO, mindestens dreimal pro Woche Gleichgewicht, Koordination und Muskelkraft zu trainieren.

Zu den Mankos der Studien zählt die lediglich einmalige Messung der körperlichen Aktivität. Daher konnten Veränderungen über die Zeit nicht berücksichtigt werden. Zudem erlaubt das Studiendesign keine Rückschlüsse auf die Kausalität.

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verfasst von am 2. März 2022 um 13:09

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