Planetary Health Diet – ein Ernährungskonzept mit Zukunft

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Mittwoch, 29. Juli 2020

Durch das von der EAT-Lancet-Kommission entwickelte Ernährungskonzept könnten bis 2050 nahezu 10 Milliarden Menschen gesund und nachhaltig ernährt und zugleich 11 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindert werden.

Mit der „Fridays for Future“-Bewegung rückten einmal mehr die Folgen des Klimawandels in den Fokus. Die Lebensmittelproduktion zählt zu den Top-Verursachern von Treibhausgasen und des Verlusts der biologischen Vielfalt und verbraucht darüber hinaus 70 Prozent des Frischwassers. Damit wirken sich die Produktion und der Verzehr von Lebensmitteln nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Gesundheit der Erde aus. Die Lage verschärft sich angesichts der stetig wachsenden Weltbevölkerung weiter.

Wie kann die Nahrungsmittelproduktion und -versorgung nachhaltig und zugleich gesundheitsfördernd gestaltet werden, sodass auch zukünftig genug Ressourcen für alle da sind? Mit dieser Frage beschäftigte sich die multinationale EAT-Lancet-Kommission mit Experten aus den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Politikwissenschaften und Umweltverträglichkeit. Gemeinsam erarbeiteten sie basierend auf wissenschaftlichen Daten das Konzept der „Planetary Health Diet“, das Anfang 2019 veröffentlicht wurde.

  • Das Ernährungskonzept sieht Veränderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion bis hin zum Verbrauch vor. Zu den Hauptzielen zählen eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Auch wir Verbraucher können durch unsere Ernährungsweise einen Beitrag zur Gesundheit unseres Planeten leisten, indem wir
    vorwiegend pflanzliche Eiweißquellen nutzen, allen voran Hülsenfrüchte. Durch die Kombination verschiedener Eiweißquellen lässt sich die biologische Wertigkeit erhöhen.
  • vermehrt auf Vollkorngetreide und daraus hergestellte Produkte zurückgreifen und auf Produkte aus Weißmehl und zugesetztem Zucker verzichten.
  • überwiegend pflanzliche Fette, möglichst als ungesättigte Fetten, nutzen.
  • fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehren.
  • moderate Mengen an Vollmilchprodukten konsumieren, beispielsweise 250 Milliliter Vollmilch oder eine Scheibe Käse pro Tag
  • deutlich weniger rotes Fleisch und daraus hergestellte Produkte essen (Rind/Lamm/Schwein: 14 Gramm pro Tag beziehungsweise ca. 100 Gramm pro Woche) und auch den Verzehr von Fisch und Geflügelfleisch reduzieren (jeweils knapp 30 Gramm pro Tag beziehungsweise 200 Gramm pro Woche).
  • Überkonsum von Lebensmitteln vermeiden.

Die Ernährungsvorschläge der EAT-Lancet-Kommission wurden bewusst offen auf Lebensmittelgruppenebene formuliert, um genug Spielraum zu geben, sie an lokale und geographische Gegebenheiten, kulturelle Traditionen und geschmackliche Präferenzen anzupassen.

Lebensmittelgruppe Empfohlene Menge pro Tag
Vollkorngetreide 232 Gramm
Stärkehaltiges Gemüse (z. B. Kartoffeln) 50 Gramm
Gemüse 300 Gramm
Obst 200 Gramm
Rind-, Lamm- oder Schweinefleisch 14 Gramm
Geflügel 29 Gramm
Eier 13 Gramm
Fisch 28 Gramm
Hülsenfrüchte 75 Gramm
Nüsse 50 Gramm
Vollmilch (oder aus dieser Menge hergestellte Produkte) 250 Gramm
Ungesättigte Fette (z. B. Olivenöl, Rapsöl) 40 Gramm
Gesättigte Fette (z. B. Palmöl, Schmalz) 12 Gramm
zugesetzter Zucker (alle Süßungsmittel) 31 Gramm

 

Durch eine konsequente Umstellung der Ernährung im Sinne der „Planetary Health Diet“ würden laut Berechnungen der wissenschaftlichen Kommission genug Lebensmittel für 10 Milliarden Menschen weltweit produziert werden (vorausgesetzt die Lebensmittel würden so verteilt, dass genug für Menschen in ärmeren Regionen zur Verfügung steht). Zugleich könnten durch die gesündere Lebensmittelproduktion und Vermeidung von Überkonsum 11 Millionen vorzeitige ernährungsbedingte Todesfälle pro Jahr vermieden werden.

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verfasst von am 29. Juli 2020 um 06:16

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Ein Kommentar zu “Planetary Health Diet – ein Ernährungskonzept mit Zukunft”

  1. Rosa Rothmann sagt:

    Sehr spannender Beitrag! Ich bin schon sehr neugierig, was sich im Bezug auf nachhaltige Ernährung in den nächsten Jahren entwickeln wird!

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