Sport als Therapie – auch chronisch Kranke profitieren!

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 24. März 2015

Dass Sport (in richtiger Dosierung) zur Erhaltung der Gesundheit beiträgt, ist allgemein bekannt. Aber: Kann ein gezieltes Training auch Medikamente ersetzen, insbesondere bei chronisch kranken Menschen? Diese Frage möchte die Techniker Krankenkasse mit ihrer Langezeitstudie „Sport als Therapie“ beantworten.

Die Studie der Techniker Krankenkasse nimmt aus mehreren Gründen eine Sonderstellung ein. Zum einen weil erstmals in einer Versorgungsstudie untersucht wurde, wie sich ein speziell für chronisch Kranke entwickeltes Training unter Alltagsbedingungen auf die Gesundheit der Probanden auswirkt. Zum anderen versuchte die Techniker Krankenkasse gezielt, diejenigen unter den chronisch Erkrankten zu erreichen, deren Gesundheit besonders gefährdet war und die nicht aus eigenem Antrieb an einem Präventionsprogramm teilnahmen. Diese sogenannten Risikopatienten wurden anhand ihrer Daten in den Chronikerprogrammen (DMPs) Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen identifiziert und telefonisch zur Teilnahme an der Sportstudie eingeladen.

Der hohe Zuspruch erstaunte sogar die Techniker Krankenkasse: Von den 1352 Menschen mit Diabetes und/oder Herz-Kreislauferkrankungen, denen eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining angeboten wurde, war knapp die Hälfte (48 Prozent) an einer Teilnahme interessiert, 379 Patienten unterzogen sich der Eingangsuntersuchung und ein Viertel der ursprünglich kontaktierten Personen (318) nahm tatsächlich an dem Trainingsprogramm teil. Die Teilnehmer waren überwiegend männlich (81,5 Prozent) und im Mittel knapp 66 Jahre alt.

In den darauffolgenden sechs Monaten trainierten die Teilnehmer unter sportmedizinischer Begleitung zunächst ihre Ausdauer, später kam ein Krafttraining hinzu. Das Training erfolgte mit zunehmender Intensität, da nur unter dieser Voraussetzung gesundheitliche Effekte zu erwarten sind, betonte Professor Martin Halle, der das Trainingsprogramm für die chronisch kranken Studienteilnehmer entwickelt hatte und die Studie sportmedizinisch begleitete.

Nach sechs Wochen hatte sich der Gesundheitszustand der Teilnehmer deutlich verbessert: Sie hatten rund 2 Kilogramm abgenommen, ihr Körperfettanteil war um ein Prozent zurückgegangen und ihr Bauchumfang hatte sich um 3 Zentimeter reduziert. Außerdem hatten sich die Cholesterinwerte verbessert, ebenso wie der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c). Angestiegen waren auch die Sauerstoffaufnahme der Probanden und ihre körperliche Leistungsfähigkeit. Insulinpflichtige Patienten mit Diabetes konnten durch die gesteigerte körperliche Aktivität ihre Insulindosis fast um die Hälfte senken (46 Prozent), die Herzfrequenz der Teilnehmer verlangsamte sich so, als hätten sie ein entsprechendes Medikament eingenommen.

Durch unsere Studie können wir jetzt erstmals auf der Patienten-Versorgungsebene bestätigen, dass Sport signifikant die Leistungsfähigkeit und das kardiovaskuläre Risikoprofil bei Herz-Kreislauf-Patienten und Diabetikern verbessert“, freut sich Professor Halle. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, erläutert: „Es ging uns darum, ein alltagsfähiges Programm zu entwickeln, das auf Eigenverantwortung setzt und den Menschen dabei hilft, ihren Alltag besser meistern zu können. Und die Ergebnisse zeigen, dass wir mit einer Mischung aus sportmedizinischer Betreuung, aktiver Trainingshilfe und motivierendem Coaching auf dem richtigen Weg sind.

Ob sich das Programm auch in finanzieller Hinsicht für die Techniker Krankenkasse lohnt, werden die Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Evaluation im nächsten Jahr zeigen. Bereits jetzt kündigte die Techniker Krankenkasse an, ab Herbst ein ähnliches Programm für Menschen mit Krebserkrankungen anzubieten.

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verfasst von am 24. März 2015 um 08:15

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