Wenn gesundes Essen hungrig macht – die Psyche isst mit
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 17. Februar 2011
Ohne die persönliche Überzeugung der Zielpersonen laufen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung ins Leere. Selbst im Fall von behutsamen Empfehlungen kann der Erfolg ausbleiben, insbesondere bei Menschen, die einer gesunden Ernährung nur einen geringen Stellenwert beimessen.
So löste nach Finkelstein und Fishbach eine als „gesund“ vorgestellte Essensprobe bei den Verköstigten mehr Hunger aus als eine „schmackhafte“, obwohl es sich in beiden Fällen um exakt die gleiche Probe handelte. Hierbei könnten logische Schlüsse das Hungergefühl beeinflussen. Die Frage: „Gesund essen oder sich satt essen?“ kann laut Finkelstein und Fishbach durchaus einen Konflikt hervorrufen. Dabei scheint es unwichtig zu sein, was da eigentlich genau auf dem Teller liegt – von Bedeutung ist lediglich das Etikett. Und sobald auf diesem „gesund“ steht, was für viele gleichbedeutend mit „niedrigkalorisch“ zu sein scheint, ringen zwei konkurrierende Ziele um die Oberhand: Gesundheit oder Sättigung – Sättigung oder Gesundheit…?
Diese logischen Schlüsse sehen Finkelstein und Fishbach allerdings nicht als Begründung für ihre Beobachtungen. Denn erstaunlicherweise schien das Hungergefühl nach der „gesunden“ Mahlzeit sogar noch das von Personen zu übertreffen, denen man überhaupt nichts zu Essen anbot. Wo könnte also die Ursache liegen? Finkelstein und Fishbach vermuten, dass bei Zwang der Magen rebelliert. Denn nur das als aufgezwungen empfundene, gesunde Essen mache hungrig(er), während die freie Entscheidung dazu, gesund zu essen, den Hunger auch bei einer kleinen Essensprobe nicht ansteigen lasse. Neben der Handlungsoption – „aufgezwungen“ oder „freiwillig“ – spielt auch der zeitliche Bezug für die Motivation eine wichtige Rolle. So gewinnen kurzfristig ausgerichtete Ziele wie „Sättigung“ schnell die Oberhand über langfristige Ziele wie „Gesundheit“, wenn letzteren nicht ein Vorrang eingeräumt wird. Deshalb dürften insbesondere jene Menschen schwerlich dauerhaft zu einer gesunden Ernährung finden, die in dieser kein wesentliches Ziel sehen.
Quelle:
Finkelstein SR, Fishbach A: When Healthy Food Makes You Hungry. J CONSUM RES 2010;37:357-367
Anmerkung der Autorin:
Gesunde Ernährung bedeutet letztendlich eine gezielte, abwechslungsreiche Lebensmittel-Auswahl von guter Qualität und in einer sättigenden Menge. Demnach kann ein Essen durchaus gleichzeitig lecker, sattmachend und gesund sein.
verfasst von Sabrina Rauth am 17. Februar 2011 um 07:16
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