Wie lässt sich der Fleischverzehr verringern?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 8. Februar 2022

Wissenschaftler der Universität Bonn haben versucht, durch gesundheitsbezogene und ökologische Argumente Studierende zu einem geringeren Fleischverzehr zu motivieren. Mit Erfolg?

Ernährungsfachleute und Umweltexperten sind sich einig: Ein hoher Fleischkonsum schadet nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern auch der Umwelt. Doch wie lässt sich der Fleischkonsum reduzieren? Verändern beispielsweise Informationen zu den negativen gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen eines hohen Fleischkonsums die eigene Einstellung? Und, falls ja, führt dies dann auch tatsächlich zum vermehrten Verzehr vegetarischer Gerichte?

Bislang gibt es nur wenige Studien, in denen Forscher den Einfluss von Informationen auf tatsächliche Konsumentscheidungen untersucht haben. Eine davon ist die Studie zur Beeinflussung des Fleischkonsums durch gezielte Informationen. An der Studie beteiligten sich verschiedene Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn, darunter auch die Doktorandin Nina Weingarten.

Vor dem eigentlichen Beginn der Studie verteilte das Studienteam vor der Mensa Flugblätter an Studenten und lud sie ein, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Während der Umfrage erhielt ein Teil der Teilnehmenden Informationen zu Umweltproblemen, die mit der Fleischerzeugung einhergehen. Eine zweite Gruppe erfuhr, inwieweit Fleisch die eigene Gesundheit gefährden kann. Die restlichen Teilnehmer wurden dagegen überhaupt nicht zum Thema Fleisch informiert.

Im Anschluss daran ermittelten die Wissenschaftler die Einstellung der Probanden zu Fleischprodukten. In einer weiteren Frage ermittelten sie, ob die Studierenden beabsichtigten, in Zukunft weniger Fleisch zu verzehren. „Antworten auf Fragen wie diese sind aber nur begrenzt aussagekräftig, da Befragte ihr Kreuzchen nämlich oft dort machen, wo sie es für sozial erwünscht halten“, erläutert Weingarten. „Wir haben daher auch ihr tatsächliches Verhalten gemessen.“

Dies geschah durch eine Kooperation mit dem Studierendenwerk in Bonn. Anhand der Nummer der Mensa-Karte konnten die Wissenschaftler die Gerichte ermitteln, die die Studierenden vor und nach der Befragung in sämtlichen Bonner Mensen bezahlt hatten. „Wir konnten also nachvollziehen, welche Gerichte unsere Probandinnen und Probanden in den zwei Wochen vor der Umfrage gekauft hatten und was sie danach verzehrten“, erläutert Weingarten.

In ihrer aktuellen Veröffentlichung berichten die Wissenschaftler von einem allerdings nur sehr geringen Einfluss der Informationen auf die Einstellung zu Fleisch und die bekundete Absicht, künftig weniger Fleisch verzehren zu wollen. „Wir konnten lediglich bei denjenigen Studierenden einen kleinen Effekt feststellen, die zuvor angegeben hatten, wenig über die schädliche Wirkung des Fleischkonsums zu wissen“, berichtet Weingarten. „Sie beurteilten Fleisch etwas negativer, nachdem sie die Umweltinformationen erhalten hatten.“ Dies wirkte sich aber nicht auf die Speisenauswahl in der Mensa aus.

Auch die anderen Ergebnisse der Feldstudie fielen eher ernüchternd aus: Zwischen den drei Gruppen gab es nach der Informationskampagne keinerlei Unterschiede in der Entscheidung für fleischhaltige Gerichte. Weder die Informationen zu den Gesundheitsrisiken noch zu den ökologischen Auswirkungen hatten einen messbaren Einfluss auf den Fleischkonsum. Zwar aßen die Studierenden in den Wochen nach der Umfrage etwas weniger Fleisch als zuvor. Dies traf allerdings auch auf die Personen der Kontrollgruppe zu. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Fleischgerichte, die nach der Umfrage auf dem Speiseplan standen, schlichtweg weniger beliebt waren.

Allein durch die Vermittlung sachlicher Informationen lassen sich die Konsumgewohnheiten demnach nur schwer beeinflussen und ändern. Zumindest scheint das für Studierende zu gelten und auch, wenn die Informationen nur einmal gegeben werden. „Es könnte zudem sein, dass Bilder, Videos oder auch einfach emotionalere Texte eine größere Wirkung entfalten“, vermutet Weingarten. „Das sind Zusammenhänge, die wir in Zukunft detaillierter untersuchen wollen.“

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verfasst von am 8. Februar 2022 um 11:44

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